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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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Inspiration mit einem Küchenmesser in den Finger.
        Blut ist Leben.
        Aber wie konnte Blut Leben sein?
        Wer würde beim Anblick aufgebrochener und geöffneter Leiber an Leben denken?
        Konnte, ja durfte Blut faszinieren?
        Das Blut als Symbol des Lebens.
        Santa Sangre - Holy Blood .
        Der Schmerz vertrieb die Poesie aus den Gedanken des Künstlers. Arthur führte den Finger zum Mund, saugte an der Wunde und versuchte die Blutung zu stoppen. Nur gut, dass er heute nicht hatte malen wollen, dachte Arthur erleichtert, dann hätte er sich vielleicht gar das Ohr abschneiden müssen. Diese Blutung wäre bestimmt schwerer zu stillen gewesen als der kleine Schnitt in seinem Finger, den er als Opfergabe an seinen Geist und seine Seele gerade noch akzeptieren konnte.
        Wie er das Blut auf seinen Lippen verrieb und den intensiven Geschmack kostete, kam Arthur auf die Idee, seinen Finger über das Papier zu halten, auf dem er zuvor die Zeilen niederzulegen versucht hatte. Die Tropfen quollen aus der Wunde und richteten ihre Energie gegen das Papier. Wie wütende Plasmapartikel spritzten sie beim Aufprall in alle Richtungen, wurden gleich darauf vom Papier gierig aufgesogen und machten es unbrauchbar.
        Aber es war Arthur ohnehin nicht mehr so wichtig, seine Gedanken niederzuschreiben. Er erkannte, dass die geronnenen Tropfen Blut auf dem weißen Papier mehr aussagten als alle seine Worte. Das war Kunst, lebende Kunst, und hier schloss sich der Kreis wieder. Floss nicht auch das mit Sauerstoff angereicherte, also noch unverbrauchte, frische Blut in den Arterien durch den Körper des Künstlers? Angetrieben vom Herzen, ein Wort, das sich sicherlich nicht nur zufällig mit Kunst reimen konnte, was seinen Betrachtungen die entscheidende poetische Dimension verlieh und seine Überzeugung von der Richtigkeit eben dieser Betrachtungen festigte. Blut ist Leben. Und das Leben war Arthur heiliger als alles andere.
        Arthur lehnte sich zurück und betrachtete fasziniert sein Kunstwerk. Wäre er gleich aufgestanden und hätte seinen Finger verbunden, dann hätte er vielleicht die Infektion vermeiden können, die er sich durch das rostige Küchenmesser zuzog und an der er während der nächsten Wochen noch lange zu leiden haben sollte. So aber schloss Arthur die Augen und gab sich Phantasien hin, über die er niemals offen sprechen würde. Zuweilen schämte er sich ihrer, wollte oder konnte sie aber nicht verdrängen, weil es da hinter all den grausamen Bildern etwas Schönes und Erhabenes zu entdecken gab, das bei aller Widerwärtigkeit doch ein Teil von ihm war und das ihm vertrauter war, als er sich selbst gegenüber ohne weiteres einzugestehen bereit war.
        In diesem Augenblick spürte Arthur, wie sein gesamter Körper von einer ungewohnten Erregung ergriffen wurde. Spontan griff er zum Füllfederhalter, konzentrierte sich und projizierte hypothetische Partikel auf das Papier vor ihm: FflZZZ.
        Arthur entspannte sich und betrachtete das Ergebnis. Das schien keinen Sinn zu ergeben, aber es gab ihm immerhin die Möglichkeit, mit seinem Schreibwerkzeug vertraut zu werden und ein Gefühl für das Papier zu bekommen.
        FflZZZ? Nun, das machte wirklich keinen Sinn. Diese willkürliche Buchstabenfolge konnte bei sehr freier Interpretation vielleicht einem Comic-Strip entsprungen sein und das Geräusch einer fetten Fliege darstellen, die auf einer heißen Kochplatte landen wollte. Auf keinen Fall aber war diesen Buchstaben eine Bedeutung anzusehen. Arthur schüttelte seinen Kopf und strich das Wort - war es ein Wort? War es gar schon Kunst? - durch. So kam er nicht weiter. Es bedurfte strenger Disziplin, um mit dem Wort umzugehen.
        Als nächstes versuchte Arthur, sein Wort zu variieren. Womöglich war es ein geheimer Code, mit dem ihm sein Unterbewusstsein eine wichtige Nachricht übermitteln wollte. Er drehte und wendete die einzelnen Buchstaben, arrangierte deren Reihenfolge neu, um vielleicht doch noch einen Sinn herauszulesen. ZZZfFl, LZZZfF, ZFLZfZ, das ging so weiter, bis das Blatt Papier mit diesen und ähnlichen Buchstabenkombinationen vollgeschmiert war.
        Ein wenig enttäuscht vom bisherigen Ergebnis seiner Arbeit versuchte Arthur, den Grund seines Versagens zu ergründen. Egal wie er es anstellte, die Worte FZLfZZ, ZFflZZ oder ZlfZFZZ vermochten ihn nicht zu inspirieren, sie ließen ihn völlig kalt. Aber vielleicht lag das Problem nicht bei

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