Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
Vom Netzwerk:
vor Lachen vom Hocker zu fallen. »Den Papst vielleicht?«
        Haddock wollte schon mit dem Vertrag nach Fred schlagen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne und sah sich, einer plötzlichen Eingebung folgend, das Schriftstück näher an. Ganz unten, an der Stelle, an der der Versicherungsnehmer seine Unterschrift geleistet hatte, standen vier Buchstaben geschrieben. »Gott« war da zu lesen, nicht mehr und nicht weniger.
        Nein! Was für ein Narr er doch gewesen war! Haddock schämte sich in Grund und Boden. Da war er doch von diesem Kerl am Gartentor wie ein blutiger Anfänger hereingelegt worden.
        Wortlos zerriss Haddock den Vertrag in kleine Stücke und warf die Papierschnipsel in den nächsten Aschenbecher. Hank war gleich zur Stelle, zückte sein Feuerzeug und brannte den Papierhaufen zu Asche nieder. Mit den aufsteigenden Rauchwolken sah Haddock auch seine Prämie in Rauch aufgehen. Da hatte er sich wohl wieder einmal umsonst bemüht. Resigniert legte er den Vorgang zu den Akten und bemühte sich, auf andere Gedanken zu kommen. »Bedienung, ein Bier!«
        Stanley sah es ungern, wenn sein Freund alleine trinken musste. »Zwei, Herr Ober, bringen Sie gleich zwei Bierchen! Auf einem Bein kann man schließlich nicht stehen, nicht wahr?«
        Elvis und Hank stritten sich noch eine Weile darüber, warum jemand ausgerechnet die Nase eines Gauners auf seine Gartenmauer malen sollte, und der Abend klang aus, ohne dass sie zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen wären.
     

51
     
    Der Leiter der Kunstakademie hatte zu einer kleinen Vernissage in einer privaten Galerie geladen. Damit wollte er die Aufmerksamkeit der Kunstszene auf sich lenken, von der er, wie er meinte, in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt worden war. Vor allem wollte er daran erinnern, dass er es gewesen war, der einst mit feinem Gespür Arthurs Talent erkannt und dessen Weg an die Spitze des Künstlergewerbes gefördert hatte.
        Der rote Teppich war zum Empfang der Gäste ausgelegt, und ein Raunen ging durch die geladene Menge, als Arthur, T.S. daher gefahren kam und aus der Limousine stieg. Die Blitzlichter der Reporter demonstrierten die Wichtigkeit des Ereignisses. Für nicht wenige war es das erste Mal, dass sie ihrem Idol in Fleisch und Blut begegneten. Sicherlich hatte sich Arthur schon früher bei ähnlichen Veranstaltungen herumgetrieben. Damals wäre es aber niemandem eingefallen, sich mit ihm abzugeben. Das war ein Fehler, den es jetzt wieder gutzumachen galt.
        In diesen Tagen war Arthurs Qualifikation als Künstler, weil höchstrichterlich bestätigt, nicht mehr anzuzweifeln. Er konnte machen, was er wollte, die Leute fraßen ihm aus der Hand. Seine Werke wurden bejubelt und gefeiert, egal wie oberflächlich oder gleichgültig er zu Werke gegangen war. Er galt als Kapazität, der Herr Künstler, als Maßstab, an dem alle anderen gemessen wurden. Seine Werke waren plötzlich sehr begehrt, und weil der Markt viel schneller nach Nachschub verlangte, als Arthur beim besten Willen liefern konnte, bezeichnete er einfach alles als Kunstwerk, das ihm in die Finger kam. Mit einem ironischen Augenzwinkern versah er irgendwelche Gegenstände des Alltags mit seinem Namen und machte sich nicht einmal mehr die Mühe, die Verpackung oder das Preisschild zu entfernen. Es war ihm sogar einmal gelungen, einen verschimmelten Joghurtbecher als »Schlafende Katze in Grau« zu verkaufen.
        Vergeblich wartete er darauf, dass ihn die Kritiker und Mäzene wie eine heiße Kartoffel fallen ließen. Aber nein, Arthur erreichte genau das Gegenteil. Mit Entsetzen musste er erleben, wie er in den Pop-Himmel gehoben, wie er vergöttert und als Ausnahmeerscheinung unter den zeitgenössischen Künstlern gehandelt wurde. Man lobte die Reinheit seiner Gedanken, feierte die Klarheit der vorgestellten Konzepte, ungewöhnlich wie sie waren, als mutigen Bruch mit der Klassik, und eine temperamentvolle Dame, die sich als Schauspielerin vorstellte, wollte gar ein Kind von Arthur.
        Freilich gab es hier und da einen neidischen Künstlerkollegen, der sich anmaßte, andere als lobpreisende Worte über Arthurs Werke zu finden. Aber keine Sorge, mit Vergnügen nahm sich die Kunstszene dieses Banausen an, und der Kerl wurde einfach fertiggemacht.
        Einmal hatte Arthur seine Zahnbürste vergessen, und als ihm in der Galerie sein Missgeschick bewusst wurde, behauptete er ganz frech, er selbst sei das Objekt, das er dem

Weitere Kostenlose Bücher