Drachenblut
Publikum heute präsentieren wollte.
»Wie genial Sie doch sind!«, rief der Kritiker vom STAR und warf sich vor Arthur in den Staub. »Künstler und Kunst vereint in einer Person, die perfekte Synthese von Geist und Materie.«
Höflich nahm Arthur die Blumen entgegen. »Sie schmeicheln mir, vielen Dank.« Er verbeugte sich vor dem Kritiker, aber nur ganz leicht, um nicht den Anschein zu erwecken, ihm wäre an solchen populistischen Äußerungen gelegen, und war dann doch peinlich berührt, als ihm der Kritiker gar die Schuhe küsste.
»Lassen Sie mich als Zeichen meiner Demut und Bewunderung …«
»Nein, nein, mein Herr. Ich denke, es ist nicht nötig, dass Sie hier vor allen Leuten …« Arthur versuchte sein Bein zurückzuziehen, an das sich der Kritiker in der Art eines erregten Hundes geklammert hatte. »Warten Sie, ich helfe Ihnen wieder …«
Es dauerte nicht lange, da waren auch schon genügend Besucher der Ausstellung zur Stelle, um ihrem bedrängten Idol zur Seite zu stehen. Der Kritiker wurde vom Bein des Künstlers getrennt und hinausgeworfen.
Dem Besitzer der Galerie war dieser Zwischenfall sichtlich unangenehm. Er war um seinen guten Ruf besorgt, und es galt, sich die Gunst des Künstlers zu erhalten. »Diese Verrückten von der Presse!« stellte er fest, als er den Staub von Arthurs Schultern wischte. »Ich hoffe, Sie werden sich ihren Aufenthalt bei uns nicht verderben lassen.«
»Ich bitte Sie, wo denken Sie hin? Außerdem ist mir ein solches Verhalten nicht unbekannt, damit verstehe ich durchaus umzugehen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …« Arthur rückte seine Krawatte zurecht und ging in die Toilette, um den Lippenstift von der Schuhspitze zu entfernen.
Das Publikum nahm dieses Ereignis als Anlass, sich einmal mehr in ihrer Bewunderung für Arthur bestätigt zu sehen. Im Vorbeigehen klatschten sie Beifall, und einige wagten es tatsächlich, ihn zu berühren und ihm anerkennend auf den Rücken zu klopfen. Aufrechten Ganges erduldete Arthur den Spießrutenlauf. Keine Frage, er war reich und berühmt und stand auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Damit hatte er seinen Traum verwirklicht, hatte im Leben alles erreicht, was er als Künstler erreichen konnte.
Alles Lüge, und dessen war er sich genau bewusst.
Mit versteinerter Miene schloss sich Arthur in der Herrentoilette ein und brach zusammen. Die Verlogenheit des Publikums trieb ihn in den Wahnsinn. Erkannten sie denn nicht, dass er sie nur verhöhnte, dass er ihnen in ihre Gesichter spie? Und anstatt sich enttäuscht von ihm abzuwenden, ergötzten sie sich, verblendet wie sie waren, an seinem Auswurf. Mit ihrem Beifall quälten sie ihn, steckten glühende Nadeln in seinen Körper. Diese Heuchler machten sich nicht einmal mehr die Mühe, die sicherlich provokativen, dafür aber völlig wertlosen Exponate zu kritisieren. Stattdessen wurde die Banalität der Arbeiten widerspruchslos hingenommen und zur eigenständigen Kunstrichtung erhoben. Niemand kam mehr auf den Gedanken, den ästhetischen Gehalt seiner Kreationen zu überprüfen, oder, Gott behüte, gar in Frage zu stellen. Das war gleichbedeutend mit der Tatsache, dass Arthur letztendlich als Künstler nicht mehr zur Kenntnis genommen wurde.
Arthur richtete sich mühsam auf und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Seine Augen zuckten nervös hin und her, die Pupillen waren weit geöffnet, und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Nur gut, dass er gestern Abend noch seinen Agenten am Hafen getroffen und reichlich von dem weißen Pulver gekauft hatte, das ihn beruhigte und das wenigstens ihm selbst den Weg in die Welt freimachte, die seinen Anhängern nicht zugänglich war.
»Auf die Beine mit dir, Gringo.« Zur Unterstützung seiner Aufforderung zog der Sheriff seinen Colt und richtete die Waffe auf Texas Joe.
»Halt, nicht schießen!« Die Tochter des Sheriffs warf sich beschützend vor Texas Joe. »Ich werde es nicht zulassen, dass du unser junges Glück zerstörst, Vater!«
»Geh zur Seite, Kleines. Die Sache geht nur diesen Halunken und mich etwas an.«
»Wollen Sie nicht auf ihre Tochter hören, Sheriff? Lassen Sie uns doch vernünftig über die ganze Angelegenheit reden.«
»Es gibt nur eine Sprache, die du verstehst!« Der Sheriff spannte seine Waffe und zielte zwischen die Augen von Texas Joe. »Ein letztes Mal, geh zur Seite, Tochter!«
»Wie
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