Drachenblut
einer Kunstausstellung mit Niveau.«
Arthur war tief beeindruckt. »Diese Idee haben Sie nicht schlecht in die Praxis umgesetzt, das war schon gekonnt. Ein Kunstwerk, geboren aus den Umständen der Situation, das gefällt mir sehr gut. Gratulation, mein Herr, es ist immer inspirierend, einem Kollegen - ich darf Sie doch so nennen? - bei der Arbeit zuzusehen. Aber sagen Sie, welchen Emotionen haben Sie diesen Einfall zu verdanken, was treibt ihr Denken und ihr Fühlen um?«
»Meine Emotionen? Hmm, nun, ich verspüre ein deutliches Gefühl der Erleichterung und der Befriedigung, das kann ich Ihnen schriftlich geben!«
»Das wird wohl nicht nötig sein«, winkte Arthur ab, der bewundernd auf die leere Stelle an der Wand starrte, die leere Stelle, die jetzt Kunst war. »Ich frage mich übrigens, ob ihr Werk wohl käuflich zu erwerben wäre?«
Entrüstet wies der Leiter der Akademie dieses Ansinnen zurück. »Käuflich? Ich bitte Sie, halten Sie mich denn wirklich für käuflich?« Er nahm Arthur bei der Schulter. »Aber kommen Sie, darüber wollen wir uns in meinem Büro unterhalten.«
50
Triumphierend betrat Haddock den Römerkeller und wedelte dabei mit einem Versicherungsformular herum. Dieser Anblick war den Mitgliedern der Bürgerwehr, die sich im Laufe des Abends an der Bar zum gemeinsamen Umtrunke versammelt hatten, bestens vertraut. Jeder von ihnen hatte irgendwelche Versicherungen bei Haddock abgeschlossen. Nicht weil sie von den Vorzügen der Angebote überzeugt waren oder etwa um den dauernden Nachstellungen von Haddock ein Ende zu bereiten, sondern weil sie auf das exklusive Werbegeschenk scharf waren, das Haddock nach Vertragsabschluss verteilte. Es handelte sich hierbei um einen Kugelschreiber, auf dem sich ein junges Mädchen in aufreizender Pose befand, das ihre Hüllen fallen ließ, sobald man den Kugelschreiber auf den Kopf stellte. Das gefiel allen, und der Besitz des Kugelschreibers, den nicht wenige vor ihren Ehefrauen verheimlichten, war so etwas wie das gemeinsame Erkennungszeichen der Bürgerwehr geworden.
»Seht mal alle her!« So versuchte Haddock die Begeisterung seiner Kameraden zu entfachen und die Aufmerksamkeit auf seine Fähigkeiten als Versicherungsvertreter zu lenken. »Da hat einer doch tatsächlich das Antragsformular blanko unterschrieben! Versteht ihr, damit ist er für das komplette Programm fällig, und die monatlichen Raten möchte ich nicht bezahlen!«
Stolz reichte Haddock den Vertrag durch die Reihen und ließ es sich nicht nehmen, die ganze Geschichte in allen Einzelheiten zu erzählen. »Ich weiß noch nicht einmal, wie der Kandidat heißt, der mir den Vertrag unterschrieben hat. Den Namen und die Adresse muss ich erst noch nachtragen. Hauptsache, die Unterschrift ist leserlich, haha!«
Elvis nahm das Formular gelangweilt entgegen und warf einen flüchtigen Blick darauf. Dann verzog er das Gesicht zu einem Grinsen. »Hoho, alle Hochachtung, da hast du aber einen dicken Fisch an Land gezogen, alle Achtung!« Er reichte den Vertrag an Hank weiter, der das Blatt kurz betrachtete und in herzhaftes Lachen ausbrach.
Haddock wusste nicht, was der Grund der plötzlichen Heiterkeit war. Es schien ihm, als hätten die anderen die Bedeutung dieses Vertragsabschlusses nicht ganz begriffen. »Das gibt eine fette Prämie für mich«, freute er sich. »Manch einer steht dafür tagelang in der Fabrik herum und …«
Stanley grölte auf, als der das Formular in die Finger bekam. »Das war bestimmt ein hartes Stück Arbeit für dich, bis der Vertrag unterschrieben war. Also, wo du in deinem Beruf überall herumkommst und welche Leute du alles triffst, da könnte man schon neidisch werden!«
Die Mitglieder der Bürgerwehr lachten über den gelungenen Scherz. Haddock war sich nicht sicher, ob er die Pointe geliefert hatte, oder ob er nur das Opfer des Spaßes war. Vorsichtig versuchte er zu ergründen, worüber die anderen so furchtbar lachen mussten. »Wieso, ist denn was nicht in Ordnung?«
Die anderen hielten sich ihre Bäuche, und weil sich niemand dazu bequemte, Haddock über den Grund des Gelächters aufzuklären, war dieser erst einmal sehr verärgert.
»Euch werde ich noch einmal was erzählen!« Haddock sprang auf und ging an das andere Ende der Bar, wo er Fred den Vertrag aus den Händen riss.
»Und wen besuchen wir denn morgen?« Fred hielt sich am Tresen fest, um nicht
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