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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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sie. Der erste, der bei ihr war, öffnete sein riesiges Maul, schlug die Zähne in ihren Leib und riss den zerbrechlichen Körper in Stücke.
     

16
     
    Eigentlich hätte sich Virgil nicht über die Anzahl der Fernsehgeräte beschweren dürfen, die ihm hier unten im Kontrollraum zur Verfügung standen. Ganze dreiundzwanzig Bildschirme waren über seinem Arbeitsplatz an der Wand aufgereiht. Aber leider war es nicht das übliche TV-Programm, das rund um die Uhr empfangen werden konnte. Es wurden lediglich die Videobilder der überall im Bunker installierten Überwachungskameras in den Kontrollraum übertragen. Daher war auf den Bildschirmen nichts zu sehen, was in irgendeiner Weise für Abwechslung gesorgt hätte. Es gab keine Kindersendungen, die sich auch ein erwachsener Raketentechniker gerne ansehen würde, keine bunten Werbefilme, keine endlosen Wiederholungen von Seifenopern, über die jedermann spottete, die aber dennoch allen bestens bekannt waren, keine kitschigen Samstagabendshows, in denen sich abgehalfterte Schauspieler ihr Gnadenbrot verdienten - seit ewigen Zeiten zeigten die Kameras immer nur die gleichen Bilder, ohne dass sich darauf etwas bewegt oder verändert hätte.
        So wäre es wohl möglich, kam es Virgil in den Sinn, während er einmal wieder stumpfsinnig auf die Bildschirme starrte, dass er keine Videosignale empfing, sondern auf grobkörnige Schwarzweißfotografien schaute, die man heimlich vor die Linsen der Kameras gepappt hatte und die ihm ein Abbild der Realität vorgaukelten, während dahinter, in den wirklichen Gängen des Bunkers, die Hölle los war, ohne dass er davon etwas mitbekam.
        Diese bedrückende Gedankenspielerei war sicherlich nicht dazu angetan, Virgil bei der Bewältigung der Situation behilflich zu sein. Die Überprüfung der Angelegenheit erwies sich dann auch als weitaus schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte. Das Problem lag darin, dass Virgil nicht einfach den Kontrollraum verlassen konnte, ohne gleichzeitig seine Aufgabe zu vernachlässigen, die es nach wie vor pflichtgemäß zu erfüllen gab. Schließlich konnte er den Präsidenten doch nicht am Telefon warten lassen, und wehe, seine Vorgesetzten erführen, dass er nicht auf seinem Posten war, dann bekäme er gewaltigen Ärger, den er sich lieber ersparen wollte. Also schied die Möglichkeit aus, selbst nach draußen zu gehen und nach dem Verbleib seiner Mitarbeiter zu sehen.
        Virgil kam schließlich zu dem Schluss, dass er einen Weg finden musste, den Bunker zu verlassen, ohne tatsächlich selbst aus dem Zimmer zu gehen. Der Kontrollraum bot tausend Möglichkeiten, auf die technischen Abläufe im Bunker Einfluss zu nehmen. Sei es, um die Klimaanlage zu regulieren oder um all die anderen Betriebssysteme in einwandfreier Funktion zu erhalten. Somit konnte er doch eigentlich auch die Servicemobile steuern, die ansonsten ihre Aufgaben selbständig versahen. Zu den Aufgaben dieser sechsrädrigen Fahrzeuge hatte der Transport von Containergut gehört, der entlang der gelben Leitlinien erfolgte, die überall auf dem Boden aufgezeichnet waren. Vorne an den Fahrzeugen gab es eine Kamera und zwei mechanische Greifarme. Damit konnten an beliebiger Stelle einfache Arbeiten ausgeführt werden, ohne dass der Operator räumlich anwesend sein musste.
        Virgil tanzte mit seinen Fingern über die Tasten der Steuerkonsole, aktivierte über den Zentralcomputer die Fernsteuerungseinheit und setzte eines der Servicemobile in Bewegung, das während der ganzen Jahre irgendwo im Bunker geduldig auf seinen Einsatz gewartet hatte. Ein Tastendruck noch, und die Monitore an der Wand des Kontrollraumes gaben das Bild wieder, das die Kamera des Mobils vor Ort empfing.
        Zuerst steuerte Virgil den Roboter ziellos durch die leeren Hallen, um sich zu orientieren und vielleicht eine vertraute Stelle im Bunker zu finden, an der er seine Erkundungen gezielt starten konnte. Seltsamerweise sah aber alles gleich aus. Die Gänge ähnelten einander wie ein Ei dem anderen, und Virgil hatte erhebliche Mühe, sich im uniformen Gewirr der Korridore und Verbindungsschächte zurechtzufinden. Scheinbar lautlos glitt die Kamera durch die endlosen Gänge. Es war, als schwebte sie dicht über dem Boden durch die Luft, und Virgil fühlte sich wie ein Astronaut, der, eingepfercht in seiner engen Raumkapsel ohne Kontakt zur Bodenkontrolle irgendwo durch die Weite des Alls sauste.
        Der Bunker machte einen klinischen,

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