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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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wurde, das Seegras und die Algen, die am Rumpf des mächtigen Dreimaster wuchsen, und sie schmeckte das feine Salz des Meeres auf ihren Lippen, das der Wind mit jeder Brise herantrug.
        Kurz entschlossen schulterte das kleine Mädchen einen Sack und reihte sich in die Schlange von Matrosen ein, welche die Landungsbrücke hinaufkeuchten und die Vorräte in den Bauch des Piratenschiffes verfrachteten.
        Auf dem Oberdeck des Schiffes stand ein Pirat, der eine Liste führte und die Waren inspizierte, die an Bord gebracht wurden.
        »Den Pfeffer in die Kombüse!« wies der Maat das kleine Mädchen an.
        Nun wusste das Mädchen freilich nicht, wo sich die Küche befand. Weil sie aber nicht auffallen wollte, verzichtete sie auf ein Nachfragen und ging einfach los, als kenne sie den Weg. Als sie dann um die Ecke war, versteckte sie den Sack unter einem Haufen loser Taue und schaute sich erst einmal in aller Ruhe um.
        An Bord gab es auch einen Papagei. Ein struppiges Tier, das als Maskottchen seinen festen Platz auf dem Schiff hatte. Der Papagei saß gelangweilt auf einer Holzstange, für ihn war eine Seereise wohl nichts Neues mehr. Er verlagerte das Gewicht seines Körpers immerzu von einem Bein auf das andere und ließ erst davon ab, als ihm das kleine Mädchen von den Erdnüssen zusteckte, die sie aus einem der Proviantsäcke stibitzt hatte.
        Unterdessen näherten sich die Vorbereitungen an Bord ihrem Ende. Ein paar Matrosen überprüften noch die Takelage, andere Piraten besserten kleinere Schäden am Schiff aus, und der Maat hakte zufrieden die restlichen Posten auf seiner Liste ab. Die Stimmung war prächtig, und das Reisefieber ergriff auch das kleine Mädchen. Sie war noch nie auf einem richtigen Piratenschiff gewesen und fand alles schrecklich aufregend. Und dann war es endlich soweit. Kurz vor Einbruch der Dämmerung legte die Santa Maria ab, und los ging es hinaus auf das weite Meer.
        »Es geht los, es geht los!« rief das kleine Mädchen und war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.
        Der Wind blies mit vollen Backen in die Segel, und es dauerte nicht lange, da hatte das Piratenschiff Fahrt aufgenommen, mit Kurs auf die Karibische See.
        Das kleine Mädchen erhielt eine Stellung in der Kombüse. Dort lernte sie, wie man kochte, wie man die Suppe verdünnt, ohne dass es die Mannschaft oder, schlimmer noch, der Kapitän bemerkt. Sie lernte, wie man Zwiebeln und Kartoffeln schält, und sie durfte beim Schlachten der Hühner und Schweine dabei sein, die an Bord gehalten wurden.
        In der Kombüse regierte der dicke Sven, ein gemütlicher und herzensguter Pirat mit einem Schnauzbart, der ihn wie ein Walross aussehen ließ. Der dicke Sven stand dem kleinen Mädchen immer mit einem aufmunternden Wort zur Seite, wenn sie einmal nicht fröhlich sein wollte und ein wenig Heimweh hatte. Das Mädchen hatte aber nicht viel Zeit, traurig zu sein. Ihr Tag war lang und anstrengend. Schon früh am Morgen musste sie Töpfe und Kessel sauber machen, musste die Planken scheuern und alle Vorbereitungen für die Mahlzeiten treffen, denn die Piraten waren immer hungrig.
        Der Papagei schaute ihr gerne beim Kochen zu. Nicht nur, weil hin und wieder etwas für ihn abfiel, sondern weil er es gerne sah, wenn das kleine Mädchen Mohrrüben in die Suppe schnitt. Offensichtlich mochte der Papagei keine Mohrrüben, denn immer wenn eine Scheibe in die Brühe fiel, wurde er ganz aufgeregt und schrie: »Stoßt sie ins Wasser, stoßt sie ins Wasser!«.
        Abends trug sie dann den Piraten das Essen auf, und sie war bei den rauen Gesellen wegen der Unbekümmertheit beliebt, mit der sie sich unter ihnen zu bewegen wusste.
        Spät in der Nacht, wenn alle Arbeit getan war, stand das kleine Mädchen zusammen mit dem dicken Sven an der Reling des Schiffes, das irgendwo in der Weite des Ozeans ankerte. Sie bewunderte mit großen Augen den klaren Sternenhimmel, den Mond, der sich im Wasser spiegelte, und die fliegenden Fische, die unvermittelt aus dem Schwarz des Meeres auftauchten, um mit waghalsigen Sprüngen durch die Luft zu schnellen. Die See war ruhig, und die Mannschaft schlief unter Deck. Nur die Planken knarrten leise und verrieten damit, dass das Piratenschiff schon viele Seemeilen auf seinem Buckel hatte. Der dicke Sven gönnte sich eine Prise Schnupftabak und erklärte dem Mädchen die Sternbilder, so gut er es eben konnte. Es machte ja nichts aus, wenn er sich zu

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