Drachenblut
Ort und Stelle gelyncht und wieder zurück in den Fluss geworfen worden.
MEHR VOM SEXGANGSTER IN UNSERER NÄCHSTEN AUSGABE - MORGEN AM KIOSK
22
Das Märchen von der Wespe, die eine Biene sein wollte:
Es war einmal eine kleine Wespe, die wollte gerne eine Biene sein. Obwohl die Wespe noch nie in ihrem Leben jemandem etwas zuleide getan hatte, war sie ganz alleine und hatte keine Freunde auf der Welt. Deshalb war die kleine Wespe oft traurig und versteckte sich dann vor den anderen Tieren, die jeder liebte und gerne hatte.
Heute wollte die Wespe aber nicht traurig sein. Heute war ein wunderschöner Sommertag, die Vögel zwitscherten in der Luft, und das Leben erblühte überall in voller Pracht. Die Wespe beschloss, sich einen Freund zu suchen, einen Freund, der mit ihr spielen und lachen wollte.
Zuerst flog sie zum Bären, der gerade am Fluss saß und Fische fing.
»Guten Morgen, Bär, willst du mit mir spielen gehen?« fragte die kleine Wespe.
Der Bär aber brummte nur und verjagte die Wespe mit seinen großen Tatzen.
Die kleine Wespe flog weiter und besuchte den Storch, der oben auf dem Kirchturm sein Nest baute. »Sag, Storch, magst du mit mir spielen?«
Aber auch der Storch wollte nichts mit ihr zu tun haben. So flog die kleine Wespe weiter, auf der Suche nach jemandem, der mit ihr die Zeit verbringen wollte.
Der Fuchs verkroch sich beim Anblick der Wespe in seinen Bau. Er hatte wie die anderen Angst, von ihr gestochen zu werden. Der Hase hoppelte schon davon, als er nur das Summen der kleinen Wespe aus der Ferne hörte. Die kleine Wespe bemerkte natürlich, dass sie von allen gemieden wurde. Aber woran mochte das nur liegen? Sie hatte doch niemandem etwas zuleide getan, was konnte sie dafür, dass sie einen Stachel hatte, mit dem sie stechen und sich bei Gefahr verteidigen konnte?!
So flog sie immer weiter auf der Suche nach einem Kameraden, und als sie an einem kleinen Haus vorbeikam, nahmen ihre Fühler einen Geruch wahr, den sie über alles liebte. An einem offenen Fenster stand ein leckerer Obstkuchen, der duftete herrlich nach Zimt und Zucker. Wenn schon niemand mit ihr spielen wollte, dann wollte sie sich wenigstens den Kuchen schmecken lassen. Die kleine Wespe schlug einen Purzelbaum in der Luft, landete gekonnt auf einer der roten Kirschen, die den Kuchen ringsherum zierten, und tauchte sogleich ihre Fühler in die klebrige Zuckermasse ein.
Plötzlich senkte sich ein gläserner Zylinder über das Kuchenstückchen. Sofort schreckte die kleine Wespe auf und wollte davonfliegen. Aber es war zu spät, sie war gefangen. Die Wespe summte verängstigt und stieß immer wieder gegen das durchsichtige Gefängnis, um vielleicht einen Weg hinaus zu finden.
Auf der anderen Seite der Glasscheibe stritten sich zwei Kinder darüber, was sie da gefangen hatten.
»Oh sieh nur, eine Biene!«
»Ach nein, es ist doch nur eine Wespe!«
Die beiden Kinder drückten ihre Nasen am Glas platt, um ihre Beute besser zu sehen.
»Eine Wespe sieht doch ganz anders aus!«
»Aber eine Biene auch!«
»Vielleicht ist es eine Bienenkönigin.«
»Glaube ich nicht, das ist eine gewöhnliche Wespe.«
So ging das noch eine ganze Weile hin und her, und die kleine Wespe hoffte innig, dass man sie für eine Biene hielt, denn Bienen sammelten Honig, der den Menschenkindern schmeckte. Wespen aber waren unnütz und gefährlich, Wespen schlug man tot!
Das kleine Mädchen wollte die Geschichte nicht weiter lesen, obwohl sie wusste, dass sie ein gutes Ende nehmen würde. Die Wespe würde den beiden Kindern von ihrer Suche nach einem Spielkameraden erzählen, und die Kinder bekämen mit dem armen Tierchen Mitleid. Fortan waren sie die besten Freunde, die sogar den Kuchen miteinander teilten, auf den sich die Wespe so gefreut hatte.
Aber der Schluss der Geschichte gefiel dem kleinen Mädchen nicht. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die Stelle des Buches, an dem die Kinder darüber berieten, was sie mit der Wespe anstellen sollten. Niemand würde sich beim Anblick einer Wespe freuen, und erst recht würde niemand einer kleinen Wespe aus ihrem Gefängnis helfen. Eine Wespe, so überlegte das kleine Mädchen, als sie das Buch nachdenklich beiseite legte, eine Wespe, die schlug man einfach tot. Und das würde auch sie nicht anders machen.
Das kleine Mädchen dachte sich,
Weitere Kostenlose Bücher