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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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überwältigendes Erlebnis für das kleine Mädchen, ehrfürchtig bestaunte sie mit weit aufgerissenen Augen die Mächtigkeit des Weltalls, das die Erde und alles auf ihr klein und nichtig erscheinen ließ. Das kleine Mädchen geriet über diese Eindrücke ins Träumen, die völlige Stille um sie herum entzog ihr den Kontakt zur Wirklichkeit, und in sich versunken wiegte sie ihren Oberkörper hin und her. Sie begann leise zu summen, legte ihre Hand auf den Bauch und ersehnte den Augenblick, an dem sie ihr Kind gebären und nie mehr alleine sein würde. Die andere Hand aber streckte das kleine Mädchen nach den Sternen aus, um den Gewalten ein Stück näher zu sein, die ihr Leben bestimmten. Zwei Tränen kullerten die Wangen des kleinen Mädchens hinab, ein leichtes Frösteln ging durch ihren Körper, und der Zauber des Augenblickes fiel von ihr ab. Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass sie noch nackt war, und schnell zog sie ihr Kleid und ihre Schuhe wieder an. Anschließend legte sie sich ihren Rucksack als Kopfkissen zurecht, kuschelte sich entspannt zusammen und schlief dann im Maul des Drachens ein.
     

28
     
    KEIN ZUTRITT - GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
        Die Bürgerwehr hatte sich zu einer außerordentlichen Sitzung im Römerkeller getroffen, denn die Lage war ernst, sehr ernst sogar.
        »Kopf hoch, Hank!« Elvis versuchte seinen Kameraden aufzumuntern. »Irgendwie werden wir die Sache schon wieder hinbiegen. Wozu sind denn Freunde da?«
        Aber bei dem Gedanken, dass die Anwesenden seine besten Freunde waren, entfuhr Hank nur ein schwaches »Ach!«
        Da alle anwesend waren, konnte die Sitzung pünktlich eröffnet werden. Auch Stanley war ausnahmsweise schon da, er hatte aber ohnehin den ganzen Tag im Römerkeller verbracht, weil er nach einem kleinen Betriebsunfall krankgeschrieben war und nicht zur Arbeit musste. Ein Montageroboter war urplötzlich Amok gelaufen und hatte wahllos Menschen angegriffen, wie Stanley aufgeregt zu erzählen wusste.
        Schwerfällig schleppte sich Hank zum Rednerpult, ermahnte Stanley zur Ruhe und eröffnete die Versammlung. »Liebe Freunde, wir haben uns in dieser schweren Stunde hier versammelt, um gemeinsam einen Weg zu finden, mit dem wir die stürmischen Wogen glätten können, die über uns hereingebrochen sind.«
        Es war schön, wenn Hank an den Gemeinsinn der Bürgerwehr appellierte, er konnte aber nicht davon ablenken, dass es vor allem sein persönliches Problem war, wie er den Hals aus der Schlinge zog. Das Missgeschick, das ihm unterlaufen war, bestand darin, dass er den Geburtstag seiner Gattin vergessen hatte oder verdrängt, das kam ganz auf den Gesichtspunkt an, und nicht wenige vermuteten sogar, dass er dafür Prügel bezogen hatte. Wie sonst war sein Eifer zu erklären, mit dem er die Angelegenheit bereinigen wollte?
        »Es geht also darum, meine Gattin als Zeichen der Reue mit einem besonderen Geschenk zu überraschen.«
        Hank machte eine rhetorische Pause, die Stanley sogleich dazu nutzte, um Fred die Ereignisse in der Fabrik aus erster Hand zu schildern. »… war ich also gerade mit der Wartung der Maschinen beschäftigt, als das Monstrum plötzlich verrückt spielt.«
        Fred nestelte gelangweilt an den Knöpfen seiner neuen Digitaluhr herum und hoffte, dadurch sein Desinteresse ausreichend kundzutun. Aber Stanley ließ sich nicht davon abhalten, seine Geschichte in allen Einzelheiten darzustellen. »Angefangen hat alles schon heute Morgen, wisst ihr, meine Schwiegermutter sagt ja immer …«
        Es konnte nicht ausbleiben, dass Fred die beiden jeweils auf der gegenüberliegenden Seite seiner Armbanduhr angebrachten Druckknöpfe gleichzeitig betätigte und den Alarm aktivierte, der sofort mit einem aufdringlichen Piepsen seine Funktionstüchtigkeit unter Beweis stellte. Weil es ihm nicht gelang, den Alarm wieder abzustellen, schob Fred seine Hand in aller Eile tief in seine Hosentasche, um den Lärm auf diese Weise einfach zu ersticken.
        Natürlich blieb Hank die Unruhe nicht verborgen, die sich in der Ecke breit gemacht hatte, in der Stanley und Fred saßen. Er räusperte sich demonstrativ, und Fred schob seine Hand noch fester in die Tasche. Nur Stanley war viel zu sehr in seiner Erzählung aufgegangen, um die Maßregelung durch den Redner wahrzunehmen. Er zerrte mit der Hand an seinem verletzten Arm und stellte allerlei Verrenkungen an, um seinem Nebenmann die Dramatik der Situation zu

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