Drachenblut
den Zähnen und tat so, als wäre es ihm egal, ob das Licht nun brannte oder nicht.
»Ich geh schon«, bot Stanley selbstlos an. Er hatte eine äußerst ungünstige Position hinter dem Schrank, weil er ganz unten auf dem Boden lag und das Gewicht von Fred und Elvis auf ihm lastete.
»Lass nur«, wiegelte Haddock ab, »ich erledige das für dich.«
»Nein, nein, es macht mir wirklich nichts aus«, erwiderte Stanley und wäre schon längst aufgesprungen, wenn dies die Last auf seinem Rücken zugelassen hätte.
»Ruhe jetzt!« Hank unterband die Diskussion, bevor der ganze Zirkus wieder von vorne losging. »Wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann gehe eben ich. Dass man denn hier auch alles selber machen muss!« Sprach's und war schon hinter dem Schrank vor gekrochen, noch ehe die anderen seine Entscheidung anfechten konnten.
Hank schaltete das Licht aus, streckte seine Glieder und suchte sich im Dunkeln einen Weg zurück zum Schrank. Als er mit seinem Knie gegen die Seitenlehne des Sofas stieß, da wusste er, dass er auf dem rechten Weg war. Gleich darauf traf ihn ein Lichtschein ins Gesicht.
»Brauchst du Licht?« Stanley leuchtete mit einer Taschenlampe hinter dem Schrank hervor.
Hank wusste nicht, was er sagen sollte. Konnte es sein, dass er wirklich nur von Versagern umgeben war? »Vielen Dank, der Herr. Das ist jetzt nicht mehr nötig.«
Hank war wirklich davon überzeugt, dass seine Antwort ironisch genug ausgefallen war. Das war aber offensichtlich nicht der Fall, weil Stanley die Schultern zuckte und die Taschenlampe wieder ausknipste. »Na, dann eben nicht.«
So musste Hank im Dunkeln den Weg zurück zu seinen Kameraden finden, die schon jetzt auf ein baldiges Ende der Aktion hofften.
Hinter dem Schrank roch es nach Moder. Es war auch sehr staubig und auf die Dauer wenig komfortabel. Fred fand es am bequemsten, sich mit einer Hand im Nacken von Stanley abzustützen. Stanley protestierte, aber Fred beteuerte dem Geschundenen, es ginge wirklich nicht anders. Stanley wiederum hielt sich Haddock vom Leib, indem er seinen Ellenbogen in dessen Rippen drückte. Dafür hatte Haddock seinen rechten Daumen in eine fremde Hüfte gebohrt, von der er annahm, sie gehöre Elvis. Das stimmte aber nicht, weil sich Elvis auf Fred gesetzt hatte, was dieser freilich nicht sehen konnte, da ihm ein unbekanntes Körperteil auf das Gesicht gepresst wurde. Außerdem war es sowieso viel zu finster, um überhaupt etwas erkennen zu können. Irgendwo zwischen dem Gewirr von Körperteilen stand noch ein herrenloser Fuß herum, von dem niemand so recht wusste, zu wem er gehörte.
Schließlich hatten sie sich so gut es eben ging eingerichtet, und die wackere Truppe verfiel erst einmal ins Schweigen. Jeder überdachte seine Situation und versuchte eine Strategie zu entwickeln, die es ihm erlauben würde, sich elegant aus der Affäre zu ziehen.
Elvis eröffnete den Reigen nach ganzen zehn Minuten. Unter dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen, brachte er gehörig Unruhe in das Arrangement. Es dauerte eine Weile, bis sich die dicht gedrängte Mannschaft soweit entwirrt hatte, dass er sich in der Dunkelheit aus dem Zimmer schleichen konnte. Kaum waren die Positionen wieder eingenommen, meldete sich Haddock etwas verlegen zu Wort.
»Vielleicht sollte ich mir bei der Gelegenheit die Beine vertreten, mein Fuß ist nämlich eingeschlafen.«
Unter allgemeinem Brummen ging das Spielchen von vorne los, und schon war auch Haddock aus dem Zimmer verschwunden.
Zwei Minuten später ergriff Fred das Wort. Sein Rücken bereite ihm heftige Schmerzen, und überhaupt sei seine derzeitige Haltung recht unbequem. Bevor Hank protestieren konnte war Fred auf und davon.
»Sonst noch jemand?« wollte Hank sarkastisch wissen und schaute dabei in die Richtung, in der Stanley mit einer Muskelzerrung zu kämpfen hatte. Das war ein Fehler.
»Bin gleich wieder da.« Diese einmalige Gelegenheit konnte sich Stanley natürlich nicht entgehen lassen. Er nuschelte noch was von 'Hunger' und 'Durst' und war schon aufgesprungen, noch ehe Hank sein Angebot revidieren konnte.
»Halt, dageblieben!« zischte Hank. Er bot seine gesamte Autorität auf, um Stanley an der Fahnenflucht zu hindern. Dieser tat aber so, als hätte er nicht recht gehört, und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Hank hätte am liebsten sich selber und vor allem die
Weitere Kostenlose Bücher