Drachenblut
und Captain Starlite © legt der Diamantenbande das Handwerk!«
»Also wirklich, wir sind doch nicht zum Fernsehen hier!«
An dieser Stelle mischte sich einer der anderen Männer ein. »Osaka? Ich dachte, Osaka wäre bereits letzte Woche platt gemacht worden.«
»Ach was! Letzte Woche war Okayama dran. Alles schön der Reihe nach.«
»Worauf warten wir dann noch? Ich möchte auf keinen Fall den Anfang verpassen. Sonst kapiert man wieder während der ganzen Sendung nichts.«
Gleich darauf wurde das Sofa mit Entschiedenheit zur Seite gerückt. Die Einbrecher schoben und drückten, bis Hank hinter dem Möbel eingeklemmt war und erneut in akute Atemnot geriet.
»Beeilung, Beeilung, es fängt gleich an!«
Nacheinander ließen sich die ungebetenen Gäste auf das Sofa plumpsen und wussten dabei nicht zu schätzen, dass ein großer Teil des Sitzkomforts dem Umstand zu verdanken war, dass Hank die Abwärtsbewegungen der Polsterung mit seinem Körper abfederte. Hank kam sich sehr gedemütigt vor.
»Hey Nachbar«, schrie einer der Zuschauer im Spaß zum Schrank hinüber, »wo bleibt das Bier und das Knabberzeug?«
Die anderen schlugen sich vor Lachen auf die Schenkel und hüpften auf dem Sofa auf und nieder. Es war schon erstaunlich, welchen Budenzauber die Einbrecher veranstalteten.
»So habe ich mir das mit euch aber nicht vorgestellt, Jungs!« Offensichtlich war die weibliche Stimme mit dem Verlauf des Abends nicht zufrieden. »Aber wartet nur, Mutti wird euch mal etwas anderes zeigen.«
»Geh zur Seite, du versperrst uns die Sicht!«
Mit den Fingerspitzen konnte Hank ein Kabel ertasten das hinter dem Sofa an der Wand entlang zur nächsten Steckdose führte. Das war es, grinste Hank zufrieden, diesen Burschen würde er ihren gemütlichen Fernsehabend gewaltig verderben.
Tokyo brannte lichterloh. Gebäude explodierten, Hochhäuser stürzten ein, und stählerne Kampfmaschinen wälzten ganze Stadtteile nieder. Ihr Kampfesgebrüll ließ Freund und Feind gleichermaßen erzittern. Das Militär stellte sich der Übermacht tapfer in den Weg und bot die neuesten Waffen auf, um die Apokalypse zu verhindern. Tonnenschwere Panzer rasselten durch die Rauch erfüllten Straßen, mutige Soldaten warfen sich den todbringenden Ungetümen aufopfernd entgegen und gaben zu pathetischer Marschmusik ihr Leben hin, ohne dass dies an der fatalen Situation etwas geändert hätte. Menschen wirbelten wie Puppen durch die Luft - natürlich waren es nur Puppen, die wie Menschen durch die Luft wirbelten -, und ein Schulbus wurde unter herabfallenden Trümmern begraben. Ein kleines Mädchen schrie auf, ihr Teddybär flog durch die Luft und blieb mit zerschmettertem Gesicht auf dem bebenden Asphalt liegen. Es herrschte das Chaos, und nur durch eine Werbeunterbrechung blieb dem Zuschauer das Schlimmste erspart.
Die Männer nahmen die Unterbrechung missmutig zur Kenntnis. Die Abenteuer eines bunten Zeichentrickmännchens in der Welt der Zahnfäule waren ebenso bekannt wie die Versuche einer attraktiven Mittvierzigerin, durch Verwendung des richtigen Vollwaschmittels ihrer gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen. Das Waschpulver rieselte wie Schnee auf die Glückliche herab, der Himmel hing voller Geigen, und eine überdimensionale Waschmaschine fraß die böse Nachbarin mit Haut und Haar.
Die weibliche Stimme versuchte nochmals ihr Glück. »Jetzt schaltet doch endlich den Kasten ab.«
»Pssst! Es geht gleich weiter!« wurde sie zurechtgewiesen, und die Besucher verfolgten gespannt, ob Captain Starlite © seinen Peinigern in letzter Sekunde entkommen und die Welt retten könnte. Aber noch war Dr. Freak am Zuge. Seine Schergen hatten Captain Starlite © mit einem üblen Trick überwältigen können. Dr. Freak lachte triumphierend auf. In wenigen Augenblicken würde die Atombombe explodieren, und es sah sehr, sehr schlecht um die Menschheit aus.
»Ach, ihr Männer seid doch alle gleich. Ich frage mich, warum wir überhaupt erst hergekommen sind!«
Hank stellte sich hinter dem Sofa die gleiche Frage.
9 … 8 … 7…, der Countdown lief unerbittlich gegen null. Captain Starlite © war diese Woche wieder einmal die letzte Hoffnung der Fernsehgemeinde. Verzweifelt zerrte er mit seinen stählernen Muskeln an den Ketten, die ihn auf der mittelalterlichen Streckbank wie eine Wurst auseinander zogen.
Auch Hank
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