Drachenblut
gefallen, als Stanley bereits aufgesprungen war und das Ergebnis wusste. »Drei! Schon wieder meine Runde!«
Den anderen war das nur recht. Stanley eilte ungehindert zur Destillationsanlage, wo bereits ein volles Glas auf ihn wartete. Er schüttete den Schnaps gierig hinunter und erweckte in einer schauspielerischen Glanzleistung den Anschein, als widere ihn der hochprozentige Alkohol tatsächlich an. Haddock, dem das Glück des Gewinners an diesem Abend bereits über Gebühr zuteil geworden war, mochte schon gar nicht mehr hinsehen. Der Kopf wurde ihm immer schwerer. Offenbar vertrug er den Alkohol nicht mehr so gut wie früher.
»Wer kommt dran?« fragte Stanley ungeduldig und freute sich, wie perfekt seine Apparatur arbeitete. Das machte ihm so schnell keiner nach. Da aber niemand mehr den Würfel finden konnte, wurde einstimmig beschlossen, dass es jetzt einfach reihum gehen sollte. Stanley fand es eine gute Idee, sich noch ein Bierchen zu genehmigen, bis er wieder an der Reihe war. Sehr zu seinem Missfallen musste er aber feststellen, dass die Vorräte schon erschöpft waren. Verdammt, da hatte er wohl einen Augenblick nicht aufgepasst.
Fred und Haddock fingen an, herumzualbern und sich über den Tisch hinweg mit allerlei Gegenständen zu bewerfen. Elvis gab seine Späße zum Besten, die übrigens - wie Stanley unter allgemeinem Gelächter bemerkte - nicht wie ein guter Port mit dem Alter besser wurden. Fred erhob sein Glas, die anderen schlossen sich an, und alle prosteten sich zu.
Unterdessen hatten die beiden Kochlöffel Feuer gefangen. Aber das fiel im Augenblick nun wirklich niemandem auf. Elvis fischte umständlich eine Dose Bier aus seiner Jackentasche, die er vor dem Zugriff der anderen bewahrt und als eiserne Reserve angelegt hatte. Niemand wunderte sich, als Haddock einen Schreckschussrevolver aus dem Hosenbund zog und herumzeigte. Irgendjemand stellte fest, dass der Aschenbecher überquoll.
»Der Ursel sei ein Trullalla!« Damit pustete Stanley übermütig in den Aschenbecher und löste das Problem auf elegante Weise. Alle freuten sich mit Stanley über den gelungenen Einfall, außer Fred, der ihm gegenüber saß und die ganze Ladung ins Gesicht bekommen hatte.
»Seht mal, ein Uhu!« prustete Elvis heraus, und spätestens jetzt verging Fred das Lachen. Er wollte sich gerade auf Elvis stürzen, als hinter ihm mit einem höllischen Scheppern die Destillationsanlage zusammenbrach. Der Topf polterte in das Spülbecken und ergoss seinen hochprozentigen Inhalt über die lodernden Flammen. War das ein Spektakel, als der Alkohol in einer gewaltigen Stichflamme verbrannte. Ein riesiger Feuerball stieg zur Decke auf und verkohlte dort die Tapete. Fred erstarrte angesichts der Naturgewalten in seiner Bewegung, und mit einem Mal kehrte in der Küche völlige Stille ein. Die Wanduhr schlug 5 Uhr, draußen bellte irgendwo ein Hund. Dann gab es für Fred wie auch für alle anderen kein Halten mehr. Gemeinsam kreischten sie vor Vergnügen los und fielen vor Lachen beinahe von ihren Stühlen.
»Habt ihr das gesehen?« Die Augen von Haddock leuchteten erregt. Seine Arme beschrieben einen weiten Bogen. »Puff!«
»Hoch die Tassen!« Stanley stemmte eine Bierdose in die Höhe und trank deren Inhalt mit wenigen Zügen leer, ohne erst die Reaktion der anderen abzuwarten.
Fred warf erneut mit irgendwelchen Gegenständen um sich, und Elvis versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, wo denn sein Bier geblieben war.
»Puff, puff!« Haddock konnte es offenbar noch immer nicht fassen.
Eine Zeitung war zu kleinen Schnipseln zerrissen worden und regnete nun als Konfetti herab. Elvis kroch auf der Suche nach der Bierdose ziellos unter dem Tisch herum, während Stanley das Gespräch mit seinem Nachbar suchte und so unschuldig wie möglich tat.
»Rex, gib Pfötchen!« Jemand kraulte Elvis hinter dem Ohr. »Jawohl, so ist's brav, gutes Hundchen.«
Unter dem Tisch stieß Elvis an einen billigen Rotwein. Das Geräusch der umfallenden Flasche erinnerte Stanley daran, dass er noch einen Trumpf im Ärmel hatte. Gierig griff er in seine Manteltasche und zauberte den Italiener hervor, den er in weiser Voraussicht wieder an sich genommen hatte, als er sich unten aus dem Wohnzimmer geschlichen hatte. Triumphierend hob Stanley die Flasche in die Höhe. »Bingo!«
Hank wollte einfach nicht glauben was er sah. Fast hätte man meinen
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