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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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segeln und gegen gefährliche Ungeheuer kämpfen. Wer konnte schon ahnen, welche Abenteuer sie auf dieser Reise erwarten würden. Das kleine Mädchen lächelte, schloss dann ihre glänzenden Augen und verschwand aus ihrem Gefängnis.
     

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    Das DRAMA IM ALLTAG fand heute zur Abwechslung einmal in der Redaktion selbst statt. Die Sekretärin hatte sich beim Versuch, eine Flasche Schaumwein selbständig zu öffnen, einen Fingernagel abgebrochen. Dadurch war nicht nur bekannt geworden, dass Fräulein Schneider heute ihren vierzigsten Geburtstag feierte, was ihr alleine schon peinlich genug war, sondern jeder fragte sich auch, warum sie sich zum Zeitpunkt des Unglücks ausgerechnet in der Herrentoilette aufgehalten hatte. Um weiteren unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, rettete sich Fräulein Schneider erst einmal in einen Weinkrampf. Der Lehrling war noch zu schüchtern, um später vor seinen männlichen Kollegen mit der Geschichte zu prahlen, außerdem hoffte er das Rendez-vous vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen zu können.
        HERAUSGEBER ÜBERNIMMT LEITUNG IM IRRENHAUS: ÜBERALL CHAOS!
        Der Chef stand am Fenster seines Büros und schaute zum Fenster hinaus. Wenn er zu Hause erzählt hätte, was er den ganzen Tag über in der Redaktion erlebte, hätte ihm niemand geglaubt. Solche Geschichten passierten nur in schlechten Filmen. Manchmal war ihm der ganze Zirkus einfach zuwider, dann wollte er nur mehr in Ruhe gelassen werden, sollte das Leben doch draußen ohne ihn weitergehen.
        EINE GOLDENE UHR ZUM ABSCHIED - HERAUSGEBER TRITT NACH 12 JAHREN IN VERDIENTEN RUHESTAND
        Über seine Grübeleien war es Mittag geworden, Zeit für den Chef, sich im Büro zu verbarrikadieren. In höchster Eile schloss er die Tür ab, holte den kleinen Fernsehempfänger aus dem Schreibtisch und ging die Kanäle durch. Irgendwo wurde um diese Zeit das beliebte Ratespiel GLÜCK IM UNGLÜCK wiederholt, und er wollte auf keinen Fall die 1000-Dollar-Frage versäumen. Die Redaktionskonferenz hatte er unter einem fadenscheinigen Vorwand auf den Nachmittag verschoben, die Erfahrung sagte ihm, dass sich diese Besprechungen stets bis in die Mittagspause hinein zogen und am Ende doch wieder keine Entscheidungen gefällt wurden.
        Der Chef drehte sich an den winzigen Einstellreglern des Fernsehers die Finger wund, und endlich kristallisierte sich aus den verrauschten Störstreifen ein klares Bild heraus.
        »… kommen wir nun zum Höhepunkt der Sendung. Liebe Rateteams, ein Blick auf die Anzeige verrät uns, dass die Birnen sieben Punkte hinter den Kirschen zurückliegen. Also aufgepasst, es winkt bares Geld und eine Reise in die Südsee.«
        Schnell zog der Chef den Sessel zu sich heran, übergab seinen Körper den weichen Rundungen des Möbels und hoffte, dass er noch nicht zu viel versäumt hatte.
        Der Moderator präsentierte unter dem Beifall der Claqueure zwei Kinder asiatischer Abstammung, die sich, wer wollte es ihnen verdenken, sehr schüchtern gaben und förmlich auf die Bühne geschoben werden mussten, wo sie für den Rest der Sendung wie angewurzelt stehen blieben. Dieser fernöstliche Import wäre übrigens ohne die freundliche Unterstützung einer bekannten Brauerei, deren Namen in regelmäßigen Abständen eingeblendet wurde, nicht möglich gewesen. Für diese Feststellung erbat sich der Moderator einen Sonderapplaus, der dann auch bis zur Stärke von etwa 12 dB eingespielt wurde.
        »So, ihr lieben Kinder, wir freuen uns mit euch, dass ihr zu uns gekommen seid.« Der Moderator bedrängte den Jungen und das Mädchen mit einem überdimensionierten Mikrofon. »Wer möchte mir erzählen, warum wir euch heute bei uns begrüßen dürfen?«
        Schweigen.
        »Niemand? Ihr braucht keine Angst zu haben, hier tut euch keiner etwas zuleide, nicht wahr?«
        Das Publikum spendete eine angemessene Portion Beifall, zu der es nicht einmal aufgefordert worden war. Dieser Anflug von Initiative war ja schon unheimlich, fand der Regisseur, der die Show hinter den Kulissen verfolgte. Das Publikum schien begeisterungsfähig zu sein, das war keinesfalls üblich. Die Leute begriffen nie, dass sie nicht mehr zu Hause vor dem Fernseher saßen, sondern live dabei waren. Aber vielleicht warteten sie auch nur ungeduldig auf das Ende der Veranstaltung, wenn wie angekündigt die Heizdecken und Kaffeewärmer zum Verkauf angeboten würden.
        »Seht ihr, wir sind alle

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