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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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beiseite und las die Prophezeiung.
    «Die Dunklen kehren zurück. Ihr Kommen verdunkelt das Licht und in der Dunkelheit erwächst Leid und Schmerz für alles, was fühlt und lebt und atmet. Sie werden das Antlitz der Welt für immer verändern ... nur der Drache kann sie dieses Mal aufhalten, nur der Licht speiende Krieger. Der schlafende Drachenkrieger muss erwachen, sonst ist die Welt verloren.
    Doch er schläft so tief und nur seine mit den heilenden Händen kann ihn erwecken. Aber sie wird die Nächste sein.»
    Die Worte trafen ihn wie einen Blitz und schlugen direkt in seiner Seele ein. Regungslos verharrte er einen Herzschlag lang, versuchte der konfusen Ahnung, die sich aus seinem Innersten gelöst hatte, wieder Herr zu werden.
    Er hob den Kopf und betrachtete die Sternbilder. Die Nacht war trotz der vielen Lichter der Großstadt heute recht dunkel und die Sterne funkelten, als wäre alles normal.
    «Seine mit den heilenden Händen», er las diese Passage erneut. Sein Herz änderte den Rhythmus und wummerte hart gegen die Rippen seines Brustkorbes.
    Sie hatte sich problemlos seinen Befehlen widersetzt und seine Abwehr ausgehebelt. Ihre Anziehungskraft war ähnlich, wie auf der obersten Kante des höchsten Hochhauses zu stehen und in die Tiefe zu starren. Mit nichts als Sehnsucht im Herzen endlich zu springen. Und immer noch war dieser Gedanke, dieser eine Gedanke, der die ganze Zeit in ihm herumschlich, ungedacht. Der eigentliche Grund, warum sein Puls sich beständig in die Höhe schraubte, seitdem die Worte ihn in ihrer vollen Bedeutung erreicht hatten.
    Ihre kühlen Hände hatten seiner heißen Haut geschmeichelt und den Schmerz gelindert. Er rieb sich über das Gesicht.
    Er wartete kurz.
    Dann war er da. Der Gedanke, der immer wieder versucht hatte, sich in sein Bewusstsein zu schieben. Gegen den er mit schwindender Kraft gekämpft hatte. Weil er ihn einfach nicht hatte denken können. Weil der Schmerz, der mit diesem Gedanken einherging, in der Lage war ihn zu vernichten.
    Ihre grünen Augen. Sie hatten ihn an etwas erinnert. Etwas, was lange zurücklag.
    Seine Vergangenheit.
    Seine letzte Gefährtin, seine Vesna, hatte ebensolche grünen Augen gehabt. Ihr ganzes Volk verfügte über diese strahlenden Augen und den stechenden Blick, der geradewegs in die Seele zu schauen schien.
    Valentin holte stockend Atem. Der Schmerz in der Magengegend nahm zu, wurde zu einem ausgewachsenen Krampf, und er zog die Knie an die Brust, während er Hornets abwartenden Blick im Rücken spürte.
    Es konnte nicht sein, dass …
    Es war unmöglich.
    Aber ihre Hände auf seinem Körper hatten sich so richtig angefühlt. So verdammt richtig. In der Sprache seiner Mutter war dieses Volk das Volk der Vesna. Die Gefährten. Und einige von ihnen hatten die Gabe der heilenden Hände. Die Bestie in ihm wimmerte leise auf und Valentin hob die Hände vors Gesicht.
    «Altes Blut», hatte Hornet gesagt.
    Altes Blut floss auch in Valentins Adern. Es gab nur eine Sache, die er jetzt tun musste. Und das sofort. Hornet stellte keine Fragen, als er wortlos an ihm vorbeilief.

Kapitel 8
    Das normale Leben hatte Josefine schneller wieder, als ihr lieb war. Sie war noch auf dem Parkplatz der Klinik, da klingelte bereits ihr iPhone. Im Laufen nahm sie das Gespräch entgegen.
    «Wo bist du?», fragte Alexander sie.
    «Auf dem Parkplatz. Bin in zwei Minuten da.»
    Sie legte auf und umrundete im Laufschritt die wenigen Passanten, die um diese Uhrzeit vor der Klinik zu finden waren. Ihre Schicht begann zwar offiziell erst in fünfzehn Minuten, aber üblicherweise war sie mindestens schon eine halbe Stunde vorher auf der Station.
    Heute Morgen hatte sie allerdings länger gebraucht. Weil sie schlicht gedankenverloren herumgetrödelt hatte. Was sie sonst nie tat, sie war schließlich Ms. Effizienz in Person, aber der Sonnenaufgang vor ihrem Fenster im neunten Stock ihrer neuen Wohnung war so spektakulär schön gewesen, dass sie sich mit einem Kaffee auf den Balkon gesetzt hatte.
    Okay, es war nicht nur der Sonnenaufgang mit seinem prächtigen Farbenspiel gewesen, der sie fast die Zeit hatte vergessen lassen. Es war dieser Mann und seine sonderbare Anziehungskraft, worüber sie eine ganze Tasse Kaffee lang nachgegrübelt hatte. Über diese Stille, die sie in seiner Nähe empfunden hatte und die ihre immer in Aufruhr zu sein scheinende Seele beruhigt hatte.
    Mist, und nun rannte sie über die Klinikflure, um es rechtzeitig auf die Station zu schaffen.

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