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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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dafür muss der Riss erst groß genug sein. Aber es gibt andere Welten mit anderen Kreaturen, die sie für ihre Zwecke benutzen und die den Riss problemlos passieren können, und sie sind bereits jetzt in der Lage, andere Wesen zu manipulieren. Und ihr oberstes Ziel wird sein, mich auszuschalten.»
    Josefine schwieg. Er hatte ihr seinen Schmerz gezeigt, um dann, nur wenige Sekunden später, wieder geschmeidig in seine angestammte Rolle des Alphas zu schlüpfen. Sie fühlte sich, als wäre sie irgendwann einmal falsch abgebogen. Ihre ganze Welt schien plötzlich auf dem Kopf zu stehen. Aber er war es. Ihre Seele wusste das. Warum auch immer. Dieser Mann berührte sie viel zu tief in ihrer Seele – und ihrem Herzen. Zweifel hatte sie keine, dafür aber Fragen. Viele Fragen.
    «Valentin.»
    Sie sprach den Namen etwas unbeholfen aus. Er klang fremd in ihren Ohren und sie räusperte sich. Sie musste immer wieder an die Worte «Die Verbindung hält bis zum Tod» denken. Sie wusste immer noch nicht, was diese Verbindung überhaupt für Konsequenzen hatte. Das einzig Hilfreiche gegen diese Verwirrung schien ihr, einfach alle Fragen zu stellen, die ihr in den Sinn kamen.
    «Sie waren schon einmal auf dieser Welt? Was war damals anders?»
    Sie verschränkte Halt suchend die Arme vor der Brust.
    Er drehte leicht den Kopf, als habe er Schmerzen. «Ich brachte die magischen Wesen, die sie benutzten, um zu agieren, zur Vernunft. Es gab somit keine direkte Konfrontation mit mir. Nur deshalb funktionierte es. Aber sie haben gelernt. Sie lerne n immer. Jetzt werden sie einfach schneller sein, noch mehr Wesen unter ihre Kontrolle bringen und mich vorher töten. Sie laben sich an Schmerz und Leid. Das ist ihr Lebenselixier, und vermutlich geht ihr angelegter Vorrat zur Neige.»
    Seine Stimme blieb neutral, aber in seinem Gesicht sah sie Erschöpfung. Sie sah sie nicht nur in seinem Gesicht, sondern in seinem ganzen Körper.
    «Die wissen also nicht, dass sie Sie einfach so», sie schnipste mit dem Finger», umbringen könnten, weil Sie zur Zeit gar nicht zum Drachen werden können?»
    «Einfach so? In Verbindung mit meinem Tod und dem, was dann folgt, vielleicht nicht ganz die richtige Wortwahl, Dr. Rosenberg.»
    Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht und blickte auf seine vom Blut roten Handflächen.
    «Verdammt.»
    Er stand ohne ein weiteres Wort auf und ging ins Bad.

Kapitel 14
    Das frische Blut auf seinen Händen zeigte ihm, dass dieser verdammte Streifschuss sich immer noch nicht geschlossen hatte. Was er eigentlich vor mindestens zwei Stunden hätte tun müssen. Außerdem hatte ein sonderbarer Schmerz in fest im Griff. Er musste für einen Moment allein sein. Da war der Ausflug ins Bad eine willkommene Möglichkeit. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie sich ebenfalls erhob und Anstalten machte, ihm zu folgen.
    «Sie bleiben hier.»
    Nachdrücklich schloss er die Badezimmertür hinter sich. Er wusch sich das Blut von den Händen und warf einen Blick in den Spiegel. Kein so richtig guter Anblick, wie er feststellen musste. Immer noch lief ihm ein rotes Rinnsal über den Oberkörper, folgte der Schwerkraft und tropfte auf den Boden.
    Er setzte sich vor die Badewanne und starrte auf die dunkelroten Flecken auf den weißen Fliesen. Weitere Tropfen fielen lautlos herab und ergaben ein chaotisches Muster. Rote Unordnung auf blütenreinem Weiß. So sah es vermutlich auch in seiner Seele aus.
    Josefine ließ ihn deutlich spüren, dass er noch am Leben war. In den vergangenen achthundert Jahren hatte er sich schwergetan, dieses Wort mit seiner Existenz in Verbindung zu bringen. Er atmete. Er kontrollierte sich. Er beherrschte den Drachen. Er fühlte sich stumpf und leer und war sich sicher, dass «Leben» sich so nicht anfühlen sollte.
    Nun, gerade fühlte er sich zwar müde und ausgelaugt, aber auch unverschämt … lebendig.
    Die roten Tropfen auf den Fliesen begannen langsam ineinanderzulaufen. Er griff sich eines der Hotelhandtücher und drückte es sich gegen die Schulter. Im nächsten Moment klopfte es energisch an die Tür.
    Seine Antwort war ein tiefes, dominantes «Nein».
    Die Tür öffnete sich und Josefine stand neben ihm. Seit wann war es möglich, dass sein «Nein» als «Ja» gedeutet wurde? Es gab kein Wesen auf diesem Planeten, das mit der Definition seines Neins ein Problem gehabt hätte.
    Ihre Hände waren schon auf seiner Schulter, bevor er auch nur ausgeatmet hatte, und unwirsch entzog er sich ihr durch eine

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