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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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verstummten die Schreie der Schatten.
    Sie kauerte immer noch regungslos auf dem Boden, reckte aber den Kopf, um besser sehen zu können. Hatte sie vor Valentins Verwandlung nur wenige Schatten in den Hängen entdecken können, waren es jetzt offenbar auf einen Schlag unzählige mehr geworden. Viele von ihnen hatten sich eben falls in die Luft erhoben, wobei ihre Konturen verschwommen blieben. Sie spürte, wie Eiseskälte sich über ihren Körper ausbreitete. Sie wusste nicht, zu was diese Schatten in der Lage waren, aber sie wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass diese schwarz flackernde Energie nichts als den Tod bedeuten konnte.
    Sie starrte auf die durch die Luft jagenden schwarzen Wesen, als einer der Schatten sich löste und mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Bäume hinwegschoss, unter denen sie kauerte. Er zog einen Schweif aus dunkler Energie nach sich, der ihr kurzfristig den Atem raubte. Ein zweiter Schatten folgte ihm. Die Luft knisterte vor elektrostatischer Aufladung.
    Fest biss sie die Zähne aufeinander. Der Impuls zu handeln, irgendetwas zu tun, war für einen Moment fast übermächtig. Mit aller Kraft kämpfte sie ihn nieder. Sie konnte nichts tun, außer sich so gut es ging, zu verstecken.
    Immer mehr dunkle Geschöpfe rasten viel zu dicht an ihrem Versteck vorbei. Sie blieben konturlos, aber offenbar waren sie zu allerhöchster Präzision fähig, denn sie folgten deutlich der Flugbahn ihres Vorgängers. Der Drache war nicht zu sehen. Sie reckte ganz vorsichtig den Kopf, aber das Einzige, was sie sah, waren weitere Schatten, die jetzt bewegungslos in der Luft vor der gegenüberliegenden Felsformation hingen.
    Wo war der verdammte Drache?
    Sie robbte ein paar Zentimeter über den laubbedeckten Waldboden. Von ihrer neuen Position aus konnte sie zwar den unteren Teil des Tals immer noch nicht überblicken, dafür hatte sie aber alle vier Bergwipfel im Blick. Die Schatten hatten sich formiert, offenbar waren sie gut organisiert und kommunizierten untereinander, denn sie bildeten ein gespanntes Netz aus tödlicher Gefahr. Lautlos hingen sie in der immer noch knisternden Luft. In einzelnen wabernden Energiequellen konnte sie hin und wieder eine festere Kontur ausmachen. Einen Flügel, eine Gliedmaße, aber jede Form verschmolz fast sofort wieder mit der übrigen Masse an blanker Bedrohung.
    Das Böse wartete ganz offensichtlich darauf, zuschlagen zu können. Sie spürte bei diesem Anblick, wie sich wieder diese urtümliche Angst in ihr ausbreitete. Was da lauernd in der Luft hing, was so eindeutig in der Überzahl, dass der immer noch verschwundene Drache keine Chance zu haben schien. Ihr Herz schlug ihr hektisch gegen die Rippen. Sie musste sich beruhigen. Einen kühlen Kopf bewahren. Verzweifelt presste sie eine Hand gegen den Brustkorb, als könne sie seinem hektischen Schlagen so Einhalt gebieten.
    Valentin war so schnell, dass sie ihn im ersten Moment ebenfalls nur als Schatten wahrnahm. Dann festigten sich seine Konturen schlagartig. Seine tödliche Kraft verharrte für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft, direkt über einem der Berggipfel, bevor er ohne eine weitere Bewegung der gewaltigen Flügel über eine schroff aufragende Felsformation glitt und ins Tal stürzte. Die Schatten stießen ihren unmenschlich brutalen Schrei aus und jagten auf ihn zu.
    Sie presste beide Hände vor den Mund, um ihren eigenen Schrei zu unterdrücken. Erst schmeckte sie den Rauch, dann roch sie ihn auch. Nur Sekunden später sah sie die grellroten Flammen. Das Feuer peitschte dröhnend wie eine Lawine durch das Tal. Der Drache stieg mit wenigen Flügelschlägen aus dem Flammenmeer auf und verschwand wieder in dem tosenden Inferno.
    Doch wenige Augenblicke später war ihr klar, wer die Flammen beherrschte. Sie umgaben Valentin, füllten das Tal und jeden Winkel der Berghänge, während die Schatten lautlos starben. Zu hören war nur noch das Brüllen des Feuers und die kräftigen und sparsam eingesetzten Flügelschläge des Drachen, der weiterhin über dem Tal kreiste. Sekunden später sank er in seinem Flug tiefer. Die mächtigen Schwingen weit ausgebreitet glitt er ein letztes Mal elegant über die aufsteigenden Rauchsäulen und manövrierte sich dann in Richtung des Waldstückes, an deren Rand sie im Gebüsch kauerte.
    Er landete genau dort, wo er sich zuvor verwandelt hatte. Für seine Größe unfassbar präzise sank er direkt vor dem schmalen Waldweg tiefer, den kraftvollen Körper angespannt, die

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