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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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Thermik nutzend. Seine Spannbreite musste weit mehr als zwanzig Meter betragen. Er nahm ihr die ganze Sicht, für Sekunden gab es nur diese Schwärze, dann sank das fantastische Wesen in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf die Hinterbeine. Noch in der Vorwärtsbewegung wurde er wieder zum Mann.
    Sie hatte die Verwandlung nicht wahrnehmen können. Der Drache war vor ihren Augen gelandet, nur einen Atemzug später kauerte Valentin auf der warmen Erde. Ein Knie am Boden, den rechten Fuß aufgestellt, eine Hand zur Stabilisation neben sich flach auf den Boden gelegt. Sekunden hielt er den Kopf gesenkt. Die ihn umgebende Energie lud die Luft nicht weniger elektrostatisch auf, wie die Schatten es nur Minuten vorher getan hatten. Aber diese Energie bewirkte etwas völlig anderes in ihr. Zwar kauerte sie immer noch wie erstarrt in ihrem Versteck, aber ihre Seele tat bei seinem Anblick einen Seufzer der Erleichterung.
    Dann hob er den Kopf und im selben Moment erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Seine Augen leuchteten immer noch in dem flirrenden Jadegrün. Josefine erhob sich, getrieben von einem schier unkontrollierbaren Drang, ihn zu berühren. Sich zu vergewissern, dass ihm nichts passiert war. Wie in Trance setzte sie einen Fuß vor den anderen, bewegte sich durch das dichte Unterholz. Magisch angezogen von diesem mysteriösen Wesen.
    Ihre Handfläche brannte, als sie ihn an der Schulter berührte.
    Sie war bei ihm, noch ehe er sich aus dem der Verwandlung folgenden kurzen Phlegma reißen konnte. Ihre sanfte Berührung durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. In ihrem Gesicht stand keine lesbare Regung, aber sie wirkte ganz ruhig.
    Valentin suchte nach Worten. Ein einfacher Satz, der das hier alles erklärte, wäre so wundervoll. Aber sein Hirn war leer. Eine Nachwirkung der Verwandlung. Wenigstens daran erinnerte er sich, nach dieser verdammten Zeit ohne seinen Drachen. Also begnügte er sich für den Moment mit Schweigen, bis ihn ein scharfes Knacken und der Geruch von brennendem Holz aus seiner Apathie riss. Ihnen lief die Zeit davon.
    «Wir müssen gehen.»
    Etwas umständlich kam er auf die Beine. Der Kampf war heftig gewesen, er fühlte sich, als habe er gegen die gesamte Armee der Hölle gekämpft.
    Josefine musterte ihn eindringlich, als er sich aufrichtete. Ihre unaufgeregte Anwesenheit lenkte ihn von seinen Gedanken ab. «Du hast den gesamten Wald in Brand gesteckt», bemerkte sie trocken, während sie über seine Schulter spähte.
    Er folgte ihrem Blick. «Es wird sich nicht ausbreiten. Dafür habe ich gesorgt.»
    Mit einer einladenden Geste bat er sie, vor ihm zu gehen. Er musste sie einfach im Auge haben.
    Sie setzte sich nach einem weiteren musternden Blick in Bewegung, den steinigen Waldweg entlang. Er folgte ihr und schüttelte ein paar Mal vorsichtig den Kopf, um wieder ganz im Hier und Jetzt, wieder ganz in seiner menschlichen Gestalt anzukommen. Es war so lange her. Aber der Drache war so präsent, als wäre er nie weg gewesen. Sehr beruhigend war, dass sein Gehirn nach wie vor auch als Drache höchst präzise funktionierte.
    Viele Wandler hatten Probleme mit den menschlichen Gehirnströmen, wenn sie sich in ihrer anderen Gestalt befanden. Selbst einige Drachen hatten damals damit zu kämpfen, ihr anderes Wesen unter Kontrolle zu halten. Etwas, was ihm zum Glück nie schwer gefallen war. Seine logische Struktur hatte ihn, weder als Mensch noch als Drache, jemals im Stich gelassen. Offenbar funktionierte dieses System auch nach achthundert Jahren noch sehr zuverlässig. Aber etwas war anders. Vor achthundert Jahren hätte er sich während eines solchen Kampfes bei der Vernichtung des Feindes wesentlich taktischer verhalten. Diesmal waren einige seiner Hirnkapazitäten ausschließlich mit Josefine befasst gewesen. Mit Josefine, die schutzlos in diesem Wald hockte und das erste Mal den Drachen zu Gesicht bekam.
    Fakt war: Die Schatten waren intensive Beobachter. Hätte er auch nur den Anschein erweckt, als gäbe es in diesem Wald etwas oder jemand, den er zu schützen versuchte, hätten sie sich geteilt. Sie waren gute Strategen. Eine Formation hätte ihn in Schach gehalten, die andere hätte versucht herauszufinden, was sich im Dickicht des Waldes versteckte. So hatten sein Drache und er brutal und kompromisslos getötet. Sein Feuer war ein probates Mittel im Umgang mit Killern jeglicher Couleur. Er hatte es präzise kontrolliert, aber nicht verhindern können, dass auch einige Bäume Feuer fingen. Das

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