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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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ihr über die Lippen. Sie hatte zuerst dagegen gekämpft, das hatte er sehr deutlich gespürt. Aber ihr Körper hatte sie überzeugt, dass sie ihm vertrauen konnte. Ihr Körper wusste genau wie seiner, was richtig war. Er schwor sich, sie würde es nicht bereuen.
    «Wir müssen gehen.»
    Dennoch blieb er unbewegt an ihren Körper geschmiegt liegen.
    Sie brauchte eine Weile, bis sie antwortete, ihre Stimme klang schläfrig. «Was tun wir jetzt?»
    Irgendwie machten sie beide gerade nicht den Anschein, als würde der Weltuntergang unmittelbar bevorstehen. Von hektischer Betriebsamkeit konnte wirklich keine Rede sein. Aber auch das gehörte zum Ritual. Auch er spürte die Ruhe, die die Zeremonie mit sich gebracht hatte.
    Vorsichtig drehte Valentin den Kopf, um die Frau an seiner Seite besser betrachten zu können. Sie hatte die Augen geschlossen, den Kopf auf ihrem Rucksack gebettet. Die feinen Gesichtszüge waren entspannt. Still sah er sie an und immer wieder drängte sich der Drache an den Rand seines Bewusststeins. Aber es war kein Schmerz mehr in seinem Innersten. Er fühlte sich ganz.
    Noch war er auf der Hut. Ließ diese Empfindung nur langsam und vorsichtig an sich heran, weil er befürchtete, dass sie seine Seele sprengen könnte. Aber der beständige Kampf gegen den Drachen war vorbei. Er konnte ihn sein lassen.
    Sie waren wieder eins.
    Josefine stupste ihn mit dem Zeigefinger gegen die Schulter. «Antwortest du heute noch?»
    «Wir laufen zurück, schließen den Riss und schicken die verdammten Alben dorthin, wo sie hingehören.»
    Es fiel ihm schwer zu antworten. Er wollte für einen Moment nicht an ihre ungewisse Zukunft denken. Er wollte nur hier mit ihr liegen und sich ganz fühlen. Seine Seele war schläfrig und für den Bruchteil einer Sekunde gab der sich dem übermächtigen Bedürfnis hin, die Augen zu schließen. Er spürte ihren trägen Herzschlag. Seine linke Hand ging auf Wanderschaft, fuhr sanft über ihren Bauch und verharrte in der kleinen Mulde auf ihrem Brustbein. Er wollte sich gerade über sie beugen, als etwas in seiner Wahrnehmung leise Alarm schlug.
    Dem Ton folgte nur Sekunden später ein heftiger Ruck. Abrupt setzte er sich auf. Im nächsten Moment empfing sein empfindliches Ortungssystem eine Reihe von Gefahrenmeldungen.
    «Spürst du das?»
    Josefine brauchte einige Sekunden, bis sie antwortete. «Ja», murmelte sie.
    Unsicherheit verdunkelte ihre grünen Augen. Er kam auf die Beine und reichte ihr auffordernd die Hand, um sie ebenfalls auf die Füße zu ziehen. Etwas widerwillig ließ sie sich aufhelfen.
    Wie bei jeder magischen Handlung war durch die freigesetzte Energie die magische Atmosphäre, die Trennung zwischen den Welten, erschüttert worden. Bereits vorhandene Schlupflöcher hatten sich vergrößert und waren tiefer einrissen. Das Ritual der Vereinigung lag auf der Skala der freigesetzten Energien vermutlich bei 9,5. Aber sonderlich viele Alternativen hatte es nun mal nicht gegeben.
    Jetzt tickte die Uhr. Jetzt waren die Alben in der Lage, größere Geschosse aufzufahren, andere Wesen zu schicken, und mussten sich nicht mehr nur auf die Manipulation von Menschen verlassen.
    Er ließ ihre Hand los und blinzelte einmal. Ganz entfernt hörte er ein leises Summen. Ein untrügliches Zeichen, dass die negative Energie der Dunkelalben jetzt wesentlich intensiver in diese Welt floss.
    «Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.»
    Josefines Worte schoben all seine Überlegungen energisch beiseite.
    Den geöffneten Rucksack in der Hand stand sie vor ihm und musterte ihn kritisch. «Was tun wir?»
    «Der Rat schließt den Riss. Ich jage derweil jeden, der versucht, in diese Welt zu gelangen.»
    «Und ich?»
    Sie war noch einen Schritt näher getreten, hatte ihre Arme um seine Taille geschlungen und nötigte ihn so, sie anzusehen. Das fiel ihm unerwartet schwer und er hob den Blick zum Himmel. Weil der Drache nämlich höllisch laut aufstöhnte als ihre wunderschönen Augen ihn trafen, und weil das Gefühl, sie einfach nur an sich zu ziehen, um das, was sie vor einer Stunde getan hatten, zu wiederholen, nahezu übermächtig wurde.
    Er starrte einige Sekunden in den blauen Morgenhimmel, um sich unter Kontrolle zu bringen, dann sah er sie wieder an.
    «Du bist einfach da, wo ich bin. Und wenn es gefährlich wird, bringe ich dich in Sicherheit.»
    Klang gut. War aber in der Realität vermutlich schwierig umzusetzen. Denn Fakt war: Er brauchte sie, um zum Drachen zu werden.

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