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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Entfernung und Belichtung der automatischen Kameras ein und setzte sie in Betrieb. Dann kehrte sie zu ihrer Konsole zurück und legte den Beschleunigungsgurt an, damit sie auf ihrem Platz blieb, bis der Augenblick gekommen war, zum Fenster hinüberzuwirbeln.
    Pierre machte sich emsig in der Kabine zu schaffen. Er sammelte lose Gegenstände ein und verstaute sie in einem Schrank. Dann machte er bei allen Schränken die Runde und überzeugte sich, dass sie verriegelt waren.
    » Das Letzte, was wir brauchen können, ist ein Haufen losen Trödels, der gegen die Sichtfenster klappert«, brummte er.
    Die Sekunden vergingen. Pierre nahm seinen Platz in der Nähe eines Fensters ein und hielt sich an den Handgriffen des Rahmens fest. Beide blickten aus dem anderen Fenster zu der Stelle hin, wo die Besucher auftauchen würden.
    Sie warteten, und der Neutronenstern, der fünfmal pro Sekunde an den Fenstern vorbeischoss, erfüllte den Innenraum mit einem unheimlichen weißen Flackern, das sich mit dem roten Glühen der überdichten Asteroiden abwechselte.
    Plötzlich blitzte ein vielfarbiges Licht auf, und sie erblickten ein leuchtend weißes Objekt von der Größe eines Golfballs, das fünfzehn Meter vor dem Fenster stillstand. Einen Augenblick blieb es so, und dann schien der Golfball in eine Wolke bunter Schneeflocken zu explodieren, die zu ihnen hinüberschwärmten. Die größeren Schneeflocken blieben ein gutes Stück von den Fenstern entfernt, während die kleineren näher kamen.
    Zeit: 22:30:10,0 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    » Heiliges Ei!«, murmelte einer aus der Mannschaft der Cheela, als sie langsam zwischen den großen, glühenden, verdichteten Asteroiden dahin und in einen synchronen Orbit mit fünfzehn Metern Entfernung von den Sichtfenstern des menschlichen Raumschiffs hineinglitten. » Ich hatte mir das Ding ja als groß vorgestellt, aber ich hätte nie gedacht, dass es so ungeheuerlich wäre!«
    Im Geist gab Klardenker der Sprecherin recht. Er konnte nicht sehen, wer es gewesen war, denn sie befand sich weit hinter dem Horizont ihrer kleinen Welt.
    Ihn selbst störte weniger, dass das menschliche Raumschiff groß war, sondern dass es » über« ihm hing. Sie alle waren bereits im Raum gewesen und hatten die Furcht zu besiegen gelernt, dass ihr Heimatstern, um den sie kreisten, auf sie herabfallen werde. Aber dieses Ding war ihnen viel zu nahe. Klardenker befahl eine in ihrem sorgfältig ausgearbeiteten Zeitplan nicht vorgesehene Pause. Den Menschen würde eine Verzögerung von einer Fünftelsekunde kaum auffallen, und Klardenker meinte, eine volle Umdrehung, in der die Crew sich ausruhen und an den bedrohlichen Anblick gewöhnen konnte, sei den Aufschub wert.
    Er wies alle an, auf den ihnen zugewiesenen Plätzen zu bleiben, während er das Mutterschiff langsam rotieren ließ. Das gigantische menschliche Raumschiff zog mehrmals über jedem Besatzungsmitglied dahin. Alle blickten zu der metallenen Hülle hoch und in die Sichtfenster hinein, wo sie hinter dem dunkel gefärbten Glas riesige, undeutliche Schatten erkannten. Nach kurzer Zeit stoppte Klardenker die Rotation ab, ließ eine Mindestzahl von Personen an den Schalthebeln bleiben und gab dem Rest der zwei Dutzend Leute eine volle Umdrehung frei. Einige von ihnen sonderten sich paarweise ab und wanderten nach hinten, um einen ruhigen Platz hinter irgendwelchen Ausrüstungsgegenständen zu finden. Aber die meisten versammelten sich vorn und starrten weiter auf das unglaubliche Bild, wie sich die Beleuchtung des ihren Heimatstern langsam umkreisenden menschlichen Raumschiffs änderte. Schließlich geriet der Neutronenstern hinter das Raumfahrzeug, und die Show war vorbei. Die Dunkelheit war ebenfalls seltsam, aber die Psychologen der Cheela hatten das Problem vorausgesehen und dafür gesorgt, dass die Kristallschale unter ihnen genau dieselben Wärme- und Lichteigenschaften besaß wie das Ei. Nur die Anziehungskraft war viel geringer als zu Hause.
    Eine halbe Umdrehung verging, das Ei tauchte an der anderen Seite des Raumfahrzeugs wieder auf, und die Zahl der Zuschauer wuchs. Klardenker war überzeugt, die Furcht vor dem über ihnen hängenden Ungetüm sei jetzt geschwunden. Trotzdem hielt er es für besser, die ganze Umdrehung abzuwarten, bevor er die Mannschaft nach dem vorgesehenen Plan weiterarbeiten ließ. Denn dann würde die Abstimmung für die Fotos und Spektralanalysen mit der vorausberechneten Beleuchtung durch das Ei

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