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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Lagerfeuer.
    » Wie eine kleine abgeflachte Kammmuschel in ihrer Schale«, dachte Pierre. » Allerdings haben Kammmuscheln keine Manipulatoren, und ihre Augen sind blau.«
    Während seine Augen und die summenden automatischen Kameras das Bild des geduldig ausharrenden Klardenkers aufnahmen, tönte aus dem Lautsprecher der Kommunikationskonsole Klardenkers Gruß.
    » Hallo, Pierre.«
    Der Ton verhallte, und der leuchtende Fleck verschwand in einem Lichtblitz. Zurück blieb nur ein gelbgrünes Nachbild auf Pierres Retina. Erst als der Zug der Gravitation nachließ, merkte Pierre, dass seine Nase schmerzte. Sie war ja auch mit drei g gegen das Fensterglas gedrückt worden.
    Zeit: 22:30:19,3 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Der Brei war alle, der Abfalltank stank, und es war Zeit, Lebewohl zu sagen.
    » Du gewinnst, mein Freund«, sagte Klardenker zu der geisterhaften Erscheinung, die sich während seiner ganzen langen Wache nicht bewegt hatte. Was das Stillhalten betraf, hatte Klardenker mehr geleistet, als er sich zugetraut hatte. In den ganzen sechs Umdrehungen hatte sein Körper höchstens einmal leicht gebebt. Isomorphe Übungen hatten dazu beigetragen, dass seine Innereien nicht verklumpten, aber seine Haut fühlte sich an, als werde sie platzen, wenn er sie bewegte. Er bewegte sie – sie platzte nicht –, er bewegte sie ein bisschen mehr. Dann führte er vor Entzücken einen Tanz auf, der ihn beinahe von dem Gleiter mit seiner kaum nennenswerten Schwerkraft fegte. Er löste die Kristallstruktur auf, bediente die Schalthebel und flog die » Fliegende Toilette« zum Mutterschiff zurück.
    Nach einer anständigen Mahlzeit und einer gründlichen Säuberung übernahm Klardenker wieder den Befehl über die Expedition. Es war Zeit zusammenzupacken und nach Hause zu gehen. Die Spezialisten machten immer noch eifrig Teleskopbilder von Pierre und trennten sich nur ungern von ihm. Aber die Vorräte gingen zu Ende, und so beendeten sie ihre Arbeiten schließlich doch und brachten ihre Ausrüstung zurück.
    Natürlich war es in Wirklichkeit der Bordcomputer, der die Instrumentenschalen zurückdirigierte und die Flugbahnen der Individualfahrzeuge überwachte. Die sich anziehenden Schwerkraftfelder der Sphären machte die Navigation gefährlich, auch wenn die Piloten über Reflexe verfügten, die beinahe mit Lichtgeschwindigkeit arbeiteten.
    Unglücklicherweise hatte sich niemand die Mühe gemacht, den Computer darüber zu informieren, dass der Röntgenstrahlenscheinwerfer, mit dem sie Amalitas Krebsgeschwulst entfernt hatten, fest mit einer sehr starken Energiequelle verbunden worden war. Deshalb hatte der Computer auch keine Bedenken, den Scheinwerfer auf einer Bahn zurückzuholen, die ihn nahe an dem Sichtfenster vorbeiführte. Als der Scheinwerfer, das Energieaggregat hinter sich herschleppend, an dem Fenster vorbeikam, rissen die Gravitationskräfte des massigen Aggregats einen großen zackigen Splitter aus der drei Zentimeter dicken, aus mehreren Schichten bestehenden Scheibe. Riesige Glasstücke, wie Berge groß, fielen auf das Aggregat nieder. Im Fallen wurden sie zu Pulver zermalmt, und dann, als sie die Oberfläche der Schale trafen, verschwanden sie in aufgleißendem Licht.
    Zeit: 22:30:20,0 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Die akustischen Mikrometeoriten-Detektoren im Rahmen des Sichtfensters merkten, dass etwas passiert war, und knallten die äußeren Metallschilde vor die Fenster. Amalita blinzelte. Dann entdeckte sie einen winzigen Kratzer.
    » … Eintausendzehn«, sagte sie.
    Der Besuch war vorbei.
    Zeit: 06:13:54 Mittlere Greenwich-Zeit, Dienstag, 21. Juni 2050
    Pierre ließ Amalita auf dem Hauptdeck zurück, wo sie an der Kommunikationskonsole saß und mit Himmelslehrer sprach. Er selbst tauchte geschmeidig durch das Loch im Fußboden auf das untere Deck hinab und zog sich zur Bibliothekskonsole hinüber. Er bewegte sich vorsichtig, denn in zwei Fingern hielt er einen kostbaren Speicherkristall, der die gesamte von den Cheela in den letzten dreißig Minuten angesammelte Weisheit enthielt. Sorgfältig legte er den Kristall in einen Hohlraum der Konsole, fügte den glänzend polierten Eckausschnitt wieder ein und schloss den Schutzdeckel.
    Laut ihren Gesprächen mit dem Cheela-Roboter-Kommunikator enthielt dieser letzte Speicherkristall eine lange Abhandlung über die innere Struktur von Neutronensternen. Pierre ließ den Computer schnell die Millionen von Seiten überfliegen, bis

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