Drachenei
offensichtlich, dass eine der Antennen, während die vier langen Antennen der sich drehenden Sonde verschiedene Teile des Himmels bestrichen, die Hochfrequenzpulse viel besser aufnahm als die anderen. Jetzt hatten sie einen Anhaltspunkt, nach dem sie die Position der Quelle bestimmen konnten.
Der Antennen-Fachmann schüttelte verwirrt den Kopf. » Es ist unverständlich, dass eine der Antennen so viel besser empfangen soll als die anderen. Schließlich sind sie nichts als lange Drahtenden, und sie dürften sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Welche ist es?«
» Antenne Nummer zwei«, antwortete Jacqueline.
Der Ingenieur wandte sich seiner Tastatur zu, und bald erschien auf dem Schirm ein vom Computer pseudodreidimensional gezeichnetes Richtdiagramm.
» Ich erkenne hier keine eindeutige Richtung«, brummte der Ingenieur.
Donald hatte zugesehen. Ihm war eine Frequenzangabe unten auf dem Schirm aufgefallen.
» Die Pulse könnten Hochfrequenzstöße sein, deren Werte höher liegen als für die Niederfrequenz-Radioantennen ausgelegt«, meinte er. » Können Sie das Antennen-Diagramm für eine höhere Frequenz berechnen?«
» Das habe ich bereits getan und es gespeichert«, antwortete der Ingenieur. Er gab einen Befehl ein, und die Zeichnung wurde durch eine andere ersetzt. In ihrer Mitte ragte eine Spitze hoch.
Der Ingenieur sah sie sich eine Sekunde lang an und verkündete dann: » Diese Spitze wird ›Endfeuer-Lappen‹ genannt und von einer komplizierten Wechselwirkung zwischen der Antenne und den an dieser Seite des Raumschiffs angebrachten Instrumenten hervorgerufen. Solche Spitzen finden sich oft am Hochfrequenzende des Antennenbereichs.« Er wandte sich Jacqueline zu. » Damit ist die Sache klar. Ihre Pulse kommen aus der Richtung, in die die Antenne zeigt.«
Das Interesse der Radioastronomen erwachte. Jetzt wussten sie, aus welcher Richtung relativ zu dem Raumfahrzeug die pulsierenden Signale kamen. Trotzdem erforderte es ein paar Stunden Arbeit mit dem Raum-Netzwerk und den Raumschiffingenieuren, bevor genau festgelegt war, wie das Raumfahrzeug relativ zu den Sternen stand, wenn die Pulse ihr Maximum erreichten.
Zwei Tage später suchten mehrere Radioantennenschüsseln nach dem neuen Pulsar. Doch obwohl die genaue Periode bekannt war und bis auf den Bruchteil einer Sekunde vorhergesagt werden konnte, wann ein Signal eintreffen musste, wurde er nicht gefunden. Die Sache wurde immer rätselhafter.
Zeit: Dienstag, 19. Mai 2020
» Grüne Männchen kommen mir immer wahrscheinlicher vor«, sagte Donald. Er lag neben Jacqueline auf dem Rasen. Sie hatten sich eine Show angesehen, und es freute ihn, dass sie sich die Mühe gemacht hatte, an die » weiblichen Accessoires« zu denken. Doch hinter dem sorgsam hergerichteten Gesicht lugte die Intelligenz, die Jacqueline eigen war, hervor und runzelte missbilligend die Stirn.
» Sei nicht albern«, rügte sie. » Es muss eine ganz einfache Erklärung geben, nur ist sie uns bisher noch nicht eingefallen. Vielleicht wird uns das Röntgenstrahlenteleskop weiterbringen. Glücklicherweise war es am zweiten Tag der für die Datenaufnahme vorgesehenen Woche auf die wahrscheinliche Position gerichtet, sodass wir nicht zu lange warten müssen.«
» Weiß Sawlinski von diesem Teil des Befehls?«, erkundigte sich Donald.
» Nein«, gestand Jacqueline. » Ich hatte noch keine Gelegenheit, es ihm zu sagen. Tatsächlich war er so damit beschäftigt, Seminare abzuhalten und Orte zu besuchen, wo Radioastronomie-Antennen stehen, dass ich ihn eine Woche lang nicht gesehen habe.«
Donald blickte auf seine Uhr. » Es ist fast Zeit für die nächste Datensendung. Sehen wir sie uns im Computerraum an.« Sie standen auf und schlenderten durch die Dunkelheit zum Raumphysik-Gebäude.
Diesmal befanden sich nur zwei Personen dort. Donald saß hinter Jacqueline. Er stützte sich auf die Rückenlehne ihres Stuhls, sog ihr Parfum ein und sah ihren schlanken Fingern zu, die über die Tastatur huschten.
» Die Röntgenstrahlen-Daten haben ein anderes Format als die Radiodaten, da sie nichts weiter als eine Auszählung der entdeckten Röntgenstrahlen-Photonen sind«, erklärte sie. » Als Erstes rufe ich das Richtdiagramm ab, damit wir sehen, ob ein signifikantes Anwachsen der Zahl in der gleichen Richtung vorliegt, wo das Niederfrequenz-Radio-Experiment Radiopulse aufnimmt.«
Auf dem Schirm erschien ein Säulendiagramm, das die Zahl der entdeckten Photonen nach den abgesuchten
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