Drachenelfen
dich. Besser für sie.«
Zifnab deutete mit einem vielsagenden Kopfnicken auf das Tor.
Haplo funkelte ihn an. »Redest du je was
Vernünftiges?«
Zifnab hob erschreckt die Brauen, schüttelte den
Kopf. »Nach Möglichkeit nicht. Verursacht mir Blähungen. Aber jetzt hast du
mich aus dem Konzept gebracht. Was wollte ich noch sagen?«
»Er soll nicht alleine gehen«, intonierte der
Drache.
»Ach ja. Du sollst nicht alleine gehen, mein
Junge«, sprach Zifnab weiter, als hätte er eben selbst daran gedacht. »Nicht
ins Labyrinth. Nicht in den Vortex. Und schon gar nicht nach Abarrach.«
Der Hund bellte; man hörte, er war zutiefst
getroffen. »Oh, entschuldige.« Zifnab streckte die Hand aus und tätschelte ihm
zaghaft den Kopf. »Tut mir ehrlich leid und so weiter. Natürlich, du wirst bei
ihm sein, aber ich fürchte, das ist nicht genug. Ich dachte mehr an etwas wie
die Ritter der Tafelrunde. Die sieben Samurai. Das dreckige Dutzend. Freitag
der Dreizehnte. Moment mal, war das nicht…«
»Sir«, unterbrach ihn der Drache entnervt, »darf
ich mir gestatten, Euch in Erinnerung zu rufen, daß wir uns im Nexus befinden?
Nicht unbedingt der Ort, den ich mir aussuchen würde, um mich
cineastischen Reminiszenzen hinzugeben.«
»Da könntest du recht haben.« Zifnab knetete die
Hutkrempe zwischen den Fingern und schaute sich ängstlich um. »Hat sich alles
ziemlich verändert, seit ich zuletzt hier war. Ihr Patryn habt Wunder
vollbracht. Ich nehme an, ich habe keine Zeit, kurz rüberzugehen und mir…«
»Nein, Sir«, sagte der Drache unerbittlich.
»Oder vielleicht…«
»Das auch nicht, Sir.«
»Na gut.« Zifnab seufzte und stülpte sich den
ausgeblichenen, zerdrückten Hut auf den Kopf, bis über die Augen.
»Nächstesmal. Wiedersehen, mein lieber Junge.« Er schüttelte dem Hund –
offenbar verwechselte er ihn mit Haplo – die Pfote. »Viel Glück. Zum Abschied
nimm von mir den Rat an, den auch Gandalf Frodo Beutlin mit auf den Weg gab:
›Wenn du gehst, geh als Herr Untermberg.‹ Dummes Zeug, wenn du mich fragst. Als
Magier wurde Gandalf maßlos überschätzt. Trotzdem, es muß was bedeutet haben,
sonst hätte man sich nicht die Mühe gemacht, es aufzuschreiben. Hör mal, du
solltest wirklich in Erwägung ziehen, dir die Nägel zu schneiden…«
»Schaff ihn hier weg«, riet Haplo dem Drachen.
»Fürst Xar kann jederzeit hier auftauchen.«
»Ja, Sir. Ich glaube, das wird das Beste sein.«
Ein gigantischer Reptilschädel durchstieß die
Wolken.
Haplos Tätowierungen strahlten in grellem Blau,
er wich Schritt um Schritt zurück, bis er mit dem Rücken gegen das Tor stieß.
Aber der Drache ignorierte den Patryn. Furchteinflößende Zähne in gewaltigen
Kiefern ergriffen den Zauberer am Rückenteil seiner mausgrauen Kutte und
lupften ihn – nicht eben sanft – von den Füßen.
»He, laß mich los, du überdimensionale
Eidechse!« schrie Zifnab. Er zappelte wild, dann fing er an zu würgen und zu
husten. »Pfui Spinne! Dein Atem würde Godzilla umhauen. Mal wieder vom
Katzenfutter, Sorte Thunfisch, genascht, wie? Laß mich runter, habe ich
gesagt!«
»Selbstverständlich, Sir«, bemerkte der Drache
nuschelnd. Der Zauberer baumelte an einem Zipfel seines Gewandes zehn Meter
über dem Boden. »Wenn Ihr wirklich darauf besteht, Sir.«
Zifnab hob die Krempe ein wenig an und spähte
darunter hervor. Schaudernd zog er den Hut wieder über die Augen.
»Nein, ich habe meine Meinung geändert. Bring
mich
– wo hat Samah gesagt, sollen wir ihn treffen?«
»Chelestra, Sir.« »Ganz recht. Dahin haben wir gebucht. Ich hoffe nur,
hin und zurück. Nach Chelestra also,
wenn’s beliebt.«
»Aber ja, Sir. Unverzüglich, Sir.«
Der Drache und sein ›Herr‹ – Zifnab sah aus dieser
Entfernung aus wie eine ohnmächtige Maus – verschwanden in den tiefhängenden
Wolken.
Haplo wartete angespannt, bis er sicher sein
konnte, daß der Drache endgültig fort war. Allmählich verblaßte das Leuchten
der Sigel. Der Hund schien eher zu wissen, daß die Luft rein war; er setzte
sich hin und gähnte herzhaft.
Haplo drehte sich um. Durch die Gitterstäbe des
Letzten Tores sah man die Grenzregion des Labyrinths. Eine trostlose Ebene,
auf der kein Baum, kein Strauch Deckung boten, erstreckte sich vom Tor bis zu
fernen, düsteren Wäldern.
Die letzte Hürde und die gefährlichste. Vom
Waldrand dahinten kann der Flüchtende das Tor sehen, die Freiheit. Ein
Katzensprung, so
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