Drachenelfen
Fingernägeln und so weiter. Ich…« Er holte tief Atem,
machte eine dramatische Pause »… bin ein Sartan.«
Der schäbige Hut rutschte ihm vom Kopf und
trudelte zu Boden. Der Hund ging hin, schnüffelte daran und mußte heftig
niesen. Zifnab riß den Hut an sich. »Was sind das für Manieren?« fauchte er den
Hund an. »Auf meinen Hut niesen! Sieh dir das an! Igitt, alles naß und…«
»Und?« drängte Haplo.
»… und voller Bazillen und was weiß ich…«
»Du bist ein Sartan und was noch? Verflucht, ich
hab’s gewußt. Von Anfang an. Und jetzt hast du’s bewiesen. Du mußt einer sein,
um das Todestor passieren zu können. Weshalb bist du hier?«
»Weshalb ich hier bin?« wiederholte Zifnab
unsicher, mit einem ratlosen Blick zum Himmel. »Ja, weshalb bin ich
hier?«
Kein Beistand von oben.
Der alte Zauberer verschränkte die Arme, umfaßte
mit einer Hand sein Kinn. »Warum bin ich hier? Warum ist überhaupt jemand von
uns hier? Der große Philosoph Voltaire (1694-1778) meint…«
»Verdammt noch mal!« Haplo explodierte. Er umklammerte
den Arm des alten Mannes. »Komm mit! Du kannst dem Fürsten des Nexus von
Voltaire erzählen…«
»Nexus!« Zifnab zuckte erschreckt zusammen. Die
Hand aufs Herz gedrückt, wich er taumelnd zurück. »Was soll das heißen – Nexus?
Wir sind auf Chelestra!«
»Nein, sind wir nicht. Wir sind im Nexus. Und
der Fürst…«
»Du!« Zifnab reckte die knochige Faust gen
Himmel. »Du traurige Ausrede für einen Omnibus! Du hast uns zum falschen
Bestimmungsort gebracht!«
»Keineswegs«, entgegnete der Drache indigniert.
»Ihr wolltet hier einen Zwischenstop einlegen und anschließend nach
Chelestra Weiterreisen.«
»Das wollte ich? Wirklich?« Zifnab drehte nervös
den Bartzipfel um seinen Zeigefinger.
»In der Tat, Sir. So lauteten Eure Anweisungen.«
»Ich habe nicht zufällig erwähnt, aus welchem
Grund ich herkommen wollte? Weil es hier die besten Chaodyn gibt, im Panzer
gegrillt? Was in der Art?«
Der Drachen schnaufte. »Wenn ich mich recht
entsinne, Sir, habt Ihr die Absicht geäußert, mit diesem Herrn zu sprechen.«
»Mit welchem Herrn?«
»Ihr unterhaltet Euch gerade mit ihm.«
»Aha! Dieser Herr«, rief Zifnab triumphierend.
Er schüttelte Haplo begeistert die Hand. »Wirklich, mein junge, nett, dich
wiederzusehen. Tut mir leid, aber wir sind in Eile. Freut mich, daß du deinen
Hund wiederhast. Grüß mir den Broadway. Und den Harold Square. Netter Bursche,
übrigens, Harold Square. Kannte ihn schon, als er noch in einem
Delikatessenladen in der Fünften Straße arbeitete. Wo ist jetzt wieder mein
Hut…«
»In Eurer Hand, Sir«, bemerkte der Drachen unendlich
geduldig. »Ihr habt soeben geruht, ihn von innen nach außen zu kehren.«
»Blödsinn, das ist nicht meiner. Unmöglich. Muß
dir gehören.« Zifnab versuchte, Haplo die Kopfbedeckung in die Hand zu drücken.
»Meiner war viel neuer. Nicht so zerknautscht. Und der hier ist voller
Brillantine. Von wegen. Hüte vertauschen, Söhnchen. Nicht mit mir. Nicht mit
mir!«
»Du willst nach Chelestra?« fragte Haplo und
nahm den Hut. »Wozu?«
»Wozu? Man hat mich gerufen!« antwortete Zifnab
wichtig. »Dringend. Höchste Gefahr! Kommt sofort! Ich hatte gerade
nichts anderes zu tun, deshalb – sag mal«, er beäugte Haplo mißtrauisch, »ist
das nicht mein Hut da in deiner Hand?«
Haplo hatte den Hut wieder umgekrempelt und
hielt ihn außerhalb der Reichweite des alten Mannes. »Von wem stammte die
Botschaft?«
»Kein Absender.« Zifnab hielt den Blick starr
auf seinen Hut gerichtet.
»Von wem?« Haplo drehte den Hut angelegentlich
hin und her.
Zifnab streckte eine zitternde Hand aus. »Bitte
nicht die Krempe zerdrücken…«
Haplo zog den Hut weg.
Der alte Zauberer schluckte. »Jammer. Das war’s.
Wie in ›Das ist ein Jammer mit meinem Hut.‹«
»Jammer? Du meinst ›Samah‹! Samah schart seine
Getreuen um sich. Was hat er vor, alter Mann?«
Haplo ließ den Hut sinken, bis er sich auf einer
Höhe mit der Nase des Hundes befand. Das Tier, nachdem es ihn diesmal
vorsichtig beschnüffelt hatte, begann an der bereits formlosen Spitze zu kauen.
Zifnab stieß einen kläglichen Schrei aus.
»Nein! Ich – ich glaube, er sagte etwas von… Nein, nicht sabbern! Braves
Hundchen! Etwas von – Abarrach. Nekromantie. Das – das ist alles, was ich
weiß.« Der Zauberer faltete die Hände und warf Haplo einen flehenden Blick zu.
»Kann ich ihn jetzt
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