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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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während ich mein
Banner in die anderen Welten trage. Und um diese Aufgabe zu erfüllen, bringst
du mir einen zehnjährigen Knaben?«
    Der Knabe, von dem die Rede war, lag in einem
der vielen Zimmer der Residenz und schlief. Haplo hatte den Hund bei ihm
gelassen, der seinen Herrn benachrichtigen sollte, sobald Gram erwachte. Xar
zweifelte nicht an seinem Vasallen; der Fürst war verblüfft und verwundert –
ein Gefühl, das Haplo sehr gut nachvollziehen konnte. Er war auf die Frage
vorbereitet gewesen und hatte eine Antwort parat.
    »Gram ist kein gewöhnliches Nichtigenkind,
Fürst. Wie aus meinen Aufzeichnungen hervorgeht…« 18
    »Die Aufzeichnungen werde ich später lesen, mit
der gebührenden Muße. Ich bin jetzt mehr interessiert an deinem mündlichen
Rapport.«
    Haplo neigte zustimmend den Kopf und setzte sich
in den Sessel, auf den Xar mit einer Handbewegung wies.
    »Der Junge ist der Sohn von zwei Menschen, die
bei ihrem Volk als Mysteriarchen gelten – mächtige Zauberer, nach dem Maßstab
der Nichtigen zumindest. Der Vater nennt sich Sinistrad, die Mutter heißt
Iridal. Die Mysteriarchen mit ihren erheblichen magischen Fähigkeiten
betrachten den Rest der Menschheit als primitive Barbaren. Sie kehrten dem
Zwist und Chaos im Mittelreich den Rücken und stiegen zum Hohen Reich empor.
Dort entdeckten sie ein herrliches neues Land, das sich zu ihrem Unglück als
Todesfalle entpuppte.
    Die Hohen Reiche waren eine Schöpfung der Runenmagie
der Sartan. Die Mysteriarchen verstanden davon so viel oder so wenig wie ein
Wickelkind von höherer Mathematik. Auf ihren Feldern verdarb die Ernte, Wasser
mußte rationiert werden, in der dünnen Luft fühlten sie sich müde und schwach.
Es wurden immer weniger Kinder geboren, die Lebenserwartung ging zurück. Den
Mysteriarchen wurde klar, sie mußten ihr gelobtes Land verlassen und in die
Niederungen des Mittelreichs zurückkehren. Aber, wie die meisten Menschen,
fürchteten sie ihresgleichen. Sie fürchteten, ihr Versagen einzugestehen und
mit Hohn und Spott überschüttet zu werden. Deshalb faßten sie den Entschluß,
wenn sie zurückkehrten, dann als die neuen Herren, nicht als Bittsteller.
     
    Der Vater des Jungen, Sinistrad, entwickelte
einen schlauen Plan. Dem König der Menschen im Mittelreich, Stephen und seiner
Gemahlin Anne, war ein Thronerbe geboren worden. Zur ungefähr selben Zeit
schenkte Iridal ebenfalls einem Sohn das Leben. Sinistrad vertauschte die
Kinder, er nahm den kleine Prinzen aus der Wiege und legte seinen Sohn hinein,
um später durch ihn zu herrschen.
    Natürlich wußte jeder im Mittelreich, daß die
Kinder vertauscht worden waren, aber Sinistrad hatte in kluger Vorsorge einen
Zauber über seinen Sohn geworfen, daß jeder ihn lieben mußte. Als Gram ein Jahr
alt war, erschien Sinistrad im Palast und weihte den König in seinen Plan
ein. König Stephen war machtlos. In ihren Herzen verabscheuten und fürchteten
er und seine Gemahlin den Wechselbalg – deshalb tauften sie ihn Gram –, jedoch
der Zauber war so stark, daß sie selbst nichts tun konnten, um sich von ihm zu
befreien. Schließlich heuerten sie in ihrer Verzweiflung einen Meuchelmörder
an, um Gram wegzuschaffen und zu töten.
    Es kam aber so« – Haplo grinste – »daß Gram
beinahe den Meuchelmörder gemeuchelt hätte.«
    »Wahrhaftig?« Xar wirkte beeindruckt. »Ja. Die
Einzelheiten findet Ihr hier.« Haplo deutete auf das Logbuch. »Sinistrad hatte
Gram ein Amulett gegeben – auf diesem Weg empfing der Junge die Befehle seines
Vaters, und dieser hörte alles, was in der Umgebung des Jungen gesprochen
wurde. So belauschten die Mysteriarchen die Menschen und wußten alles, was am
Königshof vorging. Nicht, daß Gram zum Ränkeschmieden und Spionieren der
Anleitung bedurft hätte. Nach allem, was ich mit dem Burschen erlebt habe,
hätte sein Vater noch ein, zwei Dinge von ihm lernen können.
    Gram hat Verstand und eine rasche
Auffassungsgabe. Er ist hellseherisch begabt und verfügt über ein beträchtliches
magisches Potential für einen Nichtigen, wenn es auch ungeschult ist. Gram war
es, der herausfand, wie das Allüberall funktioniert und für welchen Zweck es
ursprünglich gebaut wurde. Das meinen Aufzeichnungen beigefügte Diagramm
stammt von ihm. Und er ist ehrgeizig. Als der Junge begriff, daß sein Vater
ihn nur als Instrument benutzt und keineswegs gewillt war, eine Erbmonarchie
zu errichten, tat er alles, um sich

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