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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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umbringen würden.«
    »Ich weiß.« Gram senkte kleinlaut den Kopf. »Das
letztemal hätten die Elfen mich fast getötet. Ich bin unvorsichtig gewesen. Es
tut mir leid, Haplo.« Ein weiches Kindergesicht mit dem Ausdruck reiner
Unschuld hob sich ihm entgegen. »Es war sehr klug von Großvater, dich mir als
Beschützer mitzugeben. Du tust auch immer, was Großvater sagt, nicht wahr?«
    Die Frage kam für Haplo überraschend. Er warf
einen verstohlenen Blick auf Gram, ob der Junge die Frage ironisch gemeint
habe. Für einen Moment glaubte er, ein boshaftes, verschlagenes Glitzern in den
großen blauen Augen zu erkennen. Aber Gram sah ihn arglos an, ein Kind, das
kindliche Fragen stellte.
    Haplo wandte sich ab. »Ich gehe wieder nach
vorn, um zu sehen, was sich tut.«
    Der Hund winselte und heftete verlangend den
Blick auf die Wurst, die man ihm unverzeihlich lange vorenthielt.
    »Du hast mich nicht nach den Rissen gefragt«,
erinnerte Gram Haplo.
    »Also – hast du welche gefunden?«
    »Nein. Du bist tüchtig. Nicht so tüchtig wie
Großvater, aber ganz gut.«
    »Vielen Dank, Hoheit.« Haplo verneigte sich und
ging.
    Gram zog die Wurst aus der Tasche und schlug dem
Hund damit spielerisch auf die Nase. »Das ist, weil du mich verpetzt hast«,
tadelte er gutmütig.
    Der Hund legte den Kopf schräg.
    »Aber ich glaube, es war besser so. An die
vermaledeiten Elfen habe ich nicht mehr gedacht. Der mich damals vom Schiff
gestoßen hat – wenn ich dem noch mal begegne. Ich würde Haplo sagen, er soll
ihn in den Mahlstrom werfen. Bestimmt könnte man ihn lange, lange schreien
hören. Ja, Großvater hatte recht, ich seh’s ein. Haplo soll mir helfen, bis ich
jemand anderen finde.
    Hier, nimm.« Gram hielt dem Hund die Wurst hin.
Das Tier schnappte und verschlang sie auf einen Sitz. Gram streichelte
liebevoll den seidigen Kopf. »Und dann gehörst du mir. Du und ich und
Großvater – wir wohnen dann zusammen in der Residenz, und wir werden nicht
zulassen, daß irgend jemand Großvater noch einmal weh tut. Stimmt’s?«
    Gram schmiegte die Wange an den Hals des Tieres
und umarmte den pelzigen Körper.
    »Stimmt’s?«
    Das große Allüberall stand still.
    Keine Seele auf Drevlin wußte, was zu tun war.
In der gesamten Geschichte der Gegs war nichts Vergleichbares je passiert.
    Solange die Gegs sich erinnern konnten – und
weil sie Zwerge sind, reicht ihre Erinnerung weit zurück –, gehörte die
wundersame Maschine zu ihrem Leben. Sie war ständig in Betrieb, emsig,
hektisch, ohne Pause. Selbst wenn Teile des Allüberall ausfielen, trat keine
Unterbrechung ein: andere Teile reparierten die beschädigten. Man wußte nicht
so genau, wozu das alles gut war, aber man wußte oder vermutete wenigstens, es
funktionierte reibungslos.
    Bis jetzt.
    Die Lektrozinger sangen nicht, sie summten bloß
– unheilverkündend, dachten manche. Die Kreiselräder kreiselten nicht; sie
hielten still, bis auf ein leichtes Vibrieren. Die Lektroflöße blieben stehen,
und im ganzen Niederreich kam das Transportsystem zum Erliegen. Die Krallen,
die nach der Oberleitung griffen und mit der Hilfe der Lektrozinger das Floß
vorwärtszogen, rührten sich nicht. Die Hände der Hebenauffer reckten sich
vergeblich in den Himmel.
    Die Tutepfeifen schwiegen, ab und an entwich
ihnen ein hohler Seufzer. Die schwarzen Pfeile im Innern der Glaskapseln (unter
keinen Umständen durften sie ins rote Feld wandern!) waren in den unteren Teil
der Kapsel gefallen und zeigten gar nichts an.
    Als es passierte, breitete sich augenblicklich
Verwirrung aus. Die gesamte Nation, Männer, Frauen, Kinder, auf Schicht,
Freischicht, sogar die Gegs, die zu Guerillaaktionen gegen die Elfen
eingeteilt waren – alle hatten ihre Posten verlassen und strömten herbei, um
ängstlich die gigantische, jetzt untätige Maschine anzustarren. Zuerst
rechnete man damit, es sei eine vorübergehende Laune. Die versammelten Gegs
warteten hoffnungsvoll – und warteten und warteten. Die nächste Schicht kam
und ging. Die großartige Maschine fuhr fort, nichts zu tun.
    Und dabei war es geblieben.
    Was bedeutete, daß auch die Gegs nichts taten.
Schlimmer noch, es sah aus, als wären sie gezwungen, nicht nur untätig
herumzusitzen, sondern das auch noch ohne Heizung und Licht. Wegen der
furchtbaren Orkane des Mahlstroms, die in kurzen Abständen über die Insel
fegten, lebten die Gegs in unterirdischen Behausungen. Das Allüberall spendete

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