Drachenelfen
ungeduldig ins Wort.
»Ich weiß.«
Gram riskierte einen Blick. Der Mann beachtete
ihn überhaupt nicht. Den Jungen durchfuhr ein heißer Schreck. Wenn Haplo sich
nun weigerte? Wenn er sich entschlossen hatte, doch das Wagnis zu unternehmen
und im Labyrinth nach Alfred zu suchen? Der Fürst hatte gesagt, das wäre nicht
zu befürchten, Haplo würde seinem Befehl gehorchen. Aber der Fürst selbst hatte
Haplo auch einen Verräter genannt.
Gram wollte ihn nicht verlieren. Haplo gehörte
ihm. Er beschloß, selbst die Initiative zu ergreifen, sprang auf und stellte
sich vor den Patryn hin.
»Von mir aus können wir gleich los. Wird das
nicht ein Spaß? Limbeck wiederzusehen. Und das Allüberall. Ich weiß, wie man
damit umgehen muß. Ich habe die Sartanrunen studiert. Es wird großartig!« Gram
schwenkte die Arme in kalkuliertem kindlichen Überschwang. »Großvater sagt, die
Auswirkungen der Maschine werden sich auf allen Welten bemerkbar machen, weil
das Todestor jetzt offen ist. Er sagt, daß alles, was die Sartan erschaffen
haben, zum Leben erwachen wird. Es sagt, daß er die Auswirkungen spüren wird,
sogar bis Abarrach.«
Gram versuchte Haplo am Gesicht abzulesen, was
er dachte. Es war schwierig, so gut wie unmöglich. Die Züge des Mannes ließen
keine Regung erkennen, als hätte er gar nicht zugehört. Aber das hatte er, Gram
wußte es.
Haplo hört alles, spricht wenig. Deshalb ist er
erfolgreich. Deshalb ist er gefährlich.
Gram hatte die Lider des Mannes zucken gesehen,
als das Wort ›Abarrach‹ fiel. War es die Vorstellung, das Allüberall könnte
Einfluß auf die Verhältnisse in Abarrach haben, die das Interesse des Mannes
erregte? Oder der Hinweis, daß selbst auf Abarrach Xar gewärtig sein würde,
was sein Diener tat – oder nicht tat?
Gram schlang die Arme um Haplos Taille.
»Großvater hat gesagt, ich soll dich für ihn umarmen. Ich soll dir sagen, daß
er dir vertraut und sich auf dich verläßt. Er weiß, du wirst ihn nicht im Stich
lassen. Oder mich.«
Haplo umfaßte Grams Oberarme und zog ihn von
sich ab wie einen Blutegel.
»Aua, du tust mir weh«, jammerte Gram.
»Hör mir zu, Bürschchen«, sagte Haplo grimmig,
ohne seinen Griff zu lockern. »Eins wollen wir klarstellen. Ich kenne dich. Du
bist ein intriganter, hinterhältiger kleiner Bastard. Ich gehorche dem Befehl
meines Fürsten. Ich bringe dich nach Arianus. Ich werde dafür sorgen, daß du
die Möglichkeit hast, an die Maschine heranzukommen und alle Knöpfe zu
drücken, die gedrückt werden müssen. Aber bilde dir nicht ein, du könntest
mich blenden mit dem Glanz deines Heiligenscheins, denn ich habe das Ding aus
der Nähe gesehen, und es ist Talmi!«
»Du magst mich nicht leiden«, schnüffelte Gram
und zerdrückte ein paar Tränen. »Niemand kann mich leiden, außer Großvater.
Mich hat nie jemand leiden können.«
Haplo stieß ein wenig tröstliches Knurren aus
und ließ ihn los. »Na, wie mich das überrascht! Aber Hauptsache, wir verstehen
uns. Und noch etwas. Ich habe das Kommando. Was ich sage, gilt. Kapiert?«
»Aber ich mag dich, Haplo«, sagte Gram
schüchtern und wischte sich die Nase.
Der Hund, von Natur aus weichherzig, kam
angetappt und schleckte dem Jungen das Gesicht ab. Gram warf ihm die Arme um
den Hals.
Ich behalte dich, versprach er dem Hund stumm.
Wenn Haplo tot ist, bist du mein Hund. Das wird schön.
»Wenigstens er liebt mich«, sagte Gram.
»Du liebst mich doch?«
Der Hund wedelte fröhlich.
»Der verfluchte Hund liebt jeden«, brummte
Haplo. »Sogar Sartan. Jetzt geh in dein Zimmer und pack deine Sachen. Ich
warte hier auf dich.«
»Kann der Hund mitkommen?«
»Wenn er will. Jetzt los. Beeilung. Je schneller
wir hinkommen, desto schneller kann ich wieder zurück.«
Gram verließ das Zimmer wie ein artiger Junge.
Es machte Spaß, sich zu verstellen; Spaß, Haplo an der Nase herumzuführen;
Spaß, jemandem braven Gehorsam vorzuspielen, dessen Leben man in den kleinen
Händen hielt. Gram dachte voller Genugtuung an seine abschließende Unterhaltung
mit Xar.
»Sobald deine Aufgabe erfüllt ist, Gram, wenn
das Allüberall funktioniert und du Arianus unter deine Kontrolle gebracht
hast, brauchen wir Haplo nicht mehr. Du wirst dafür sorgen, daß er getötet
wird. Ich glaube, du hast auf Arianus einen Assassinen gekannt…«
Hugh Mordhand, Großvater. Aber er lebt nicht
mehr. Mein Vater hat ihn umgebracht.
Dann gibt es andere seines
Weitere Kostenlose Bücher