Drachenelfen
daß die Kupferer im Anmarsch wären. Alfred wurde blaß, und Hugh sagte, es
sei nicht der geeignete Augenblick, um ohnmächtig zu werden, aber er tat es
trotzdem. Er fiel quer über die Füße des Mangers.«
»Und der Sockel öffnete sich!« Gram hüpfte
aufgeregt herum.
»Nein.« Limbeck kratzte sich am Kopf. »Nein, ich
glaube nicht. Von da an ist alles ziemlich verworren, aber ich erinnere mich,
ihn da liegen gesehen zu haben und daß ich mich gefragt habe, ob er wohl
verletzt war. Bestimmt hätte ich bemerkt, wenn eine Öffnung im Sockel gewesen
wäre.« Haplo war davon nicht ganz so überzeugt, in Anbetracht der
Kurzsichtigkeit Limbecks.
Der Patryn versuchte, sich in Alfred
hineinzuversetzen, nachzuvollziehen, was sich abgespielt hatte. Der Sartan,
der unter allen Umständen seine magischen Kräfte geheimhalten will, gerät
unversehens in eine Auseinandersetzung hinein. Er verliert die Besinnung, wie
immer wenn’s brenzlig wird, und fällt über die Füße der Statue. Als er
aufwacht, findet er sich mitten im Kampfgetümmel wieder. Die streitbare
Zwergennatur feiert fröhliche Urständ.
Fliehen, das ist sein einziger Gedanke. Er
öffnet den Geheimgang, um auf diesem Weg zu entkommen, doch irgend etwas jagt
ihm einen neuerlichen Schrecken ein, und halb drin, halb draußen, fällt er in
Ohnmacht. Oder er hat eins über den Schädel gekriegt. Der Sockel bleibt offen,
und Jarre stolpert hinein.
Ja. Haplo nickte vor sich hin. So muß es gewesen
sein. Und was nützt uns das? Nicht viel. Nur wissen wir jetzt, daß Alfred
ziemlich benommen war und nicht klar denken konnte, als er den Geheimgang
öffnete. Ein gutes Zeichen. Der Verschluß ist nicht kompliziert. Wenn die
Sartan ihn mit Runenmagie geschützt haben, dann nicht mit einem komplexen
Gefüge. Das Problem ist, die richtige Stelle zu finden und die Elfen lange genug
zu beschäftigen, damit ich ihn knacken kann.
Allmählich wurde Haplo bewußt, daß alle anderen
schwiegen und ihn erwartungsvoll anschauten. Er wunderte sich.
»Was?« fragte er.
»Was passiert, wenn wir unten sind?« wiederholte
Jarre ihre Frage.
»Wir suchen nach den Kontrollen des Allüberall«,
antwortete Haplo.
Jarre schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht
entsinnen, etwas bemerkt zu haben, das aussah, als gehörte es zum
Allüberall.« Ihre Stimme wurde leiser. »Da waren nur diese wunderschönen Leute…
tot.«
»Aber die Kontrollen sind irgendwo da unten.«
Haplo fragte sich, wen er zu überzeugen versuchte. »Der Junge wird sie finden.
Und wenn wir erst unten sind, befinden wir uns in Sicherheit. Du hast selbst
gesagt, hinter dir hätte sich der Zugang geschlossen. Was wir brauchen, ist
irgendeine Ablenkung, um die Elfen lange genug aus der Farbick wegzulocken,
damit wir unbemerkt hineingelangen. Hat jemand einen Vorschlag?«
»Eins von den Drachenschiffen der Elfen liegt
bei den Hebenauf fern vor Anker«, meinte Limbeck. »Wir könnten es angreifen
und…«
»Keine Angriffe!« Schon war zwischen Jarre und
Limbeck ein hitziges Wortgefecht entbrannt. Haplo lehnte sich zurück und ließ
sie machen; er war froh, daß wenigstens über die praktische Durchführung des
Unternehmens diskutiert wurde, wenn auch etwas zu vehement für seinen
Geschmack. Ihn interessierte nicht so sehr, was die Zwerge taten; Hauptsache,
sie taten es.
Der Hund lag auf der Seite ausgestreckt und
träumte entweder von der Jagd, oder daß er selbst gejagt wurde. Seine Pfoten
zuckten, er stieß abgehackte, winselnde Laute aus. Gram, der das Tier
beobachtete, unterdrückte krampfhaft ein Gähnen und bemühte sich auszusehen,
als wäre er nicht im geringsten müde. Trotzdem nickte er ein und wäre beinahe
vornüber gefallen. Haplo schüttelte ihn.
»Geht zu Bett, Hoheit. Bis morgen früh
unternehmen wir nichts.«
Gram nickte, er war zu müde, um aufzubegehren.
Mit verquollenen Augen taumelte er zu Limbecks Feldbett, ließ sich darauf
fallen und war sofort eingeschlafen.
Haplo betrachtete ihn und verspürte einen
schmerzhaften Stich. Wie er da auf dem Bett lag, sah Gram unschuldig und
verletzlich aus, ein schutzbedürftiges Kind.
»So könnte mein Sohn jetzt schlafen, genau in
diesem Moment«, sagte Haplo zu sich selbst, und der Schmerz war fast mehr, als
er ertragen konnte. »Vielleicht in irgendeiner Siedlerhütte, wo seine Mutter
ihn zurückließ, bevor sie weiterzog… in Sicherheit, falls man im Labyrinth von
Sicherheit sprechen konnte. Oder
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