Drachenelfen
stationieren. Das könnte der erste Schritt auf dem Weg sein, sie endgültig zu
vertreiben.«
Die Zwerge jubelten wieder. Haplo ging, um sich
zu vergewissern, daß sein eigenes Schiff sicher war.
Zufrieden kam er wenig später zurück. Die Runen
bewahrten das Schiff nicht nur vor Beschädigungen, sondern bewirkten auch,
daß es mit den Konturen und Schatten der Umgebung verschmolz. Haplo konnte sein
Schiff nicht unsichtbar machen – die Option war nicht im Spektrum der
realisierbaren Möglichkeiten enthalten, und nur auf diesen Bereich beschränkte
sich seine Magie. Doch er hatte die Macht dafür zu sorgen, daß es so gut wie unsichtbar war. Ein Elf hätte buchstäblich mit der Nase darauf stoßen
müssen, und schon das war nicht möglich, weil die Sigel ein Kraftfeld
erzeugten, das jede Annäherung an das Schiff verhinderte.
Bei seiner Rückkehr formierten sich die Zwerge
zum Abmarsch zu den Hebenauffern und dem Elfenschiff, das dort von Tauen
gehalten in der Luft schwebte. Haplo, Gram, Limbeck, Jarre und der Hund
schlugen die entgegengesetzte Richtung ein, zu den Stollen unter der Farbick.
Haplo ging den Weg nicht zum erstenmal, doch er
hätte ihn nicht wiedergefunden und war froh, einen Führer zu haben. Im Lauf der
Zeit und nach allem, was er auf den anderen Welten gesehen und erlebt hatte,
war die Erinnerung an das Allüberall verblaßt. Jetzt betrachtete er es mit
neuerwachter Ehrfurcht, begleitet allerdings von einem Gefühl des Unbehagens
und der Anspannung, als befände er sich in Gegenwart eines Toten. Er erinnerte
sich an die unermüdliche, lärmende Betriebsamkeit der Maschine: Förderbänder,
Schaufelbagger, Turbinen, Kolbenmaschinen, Backenbrecher polterten,
knirschten, ratterten, schnauften, dröhnten. Jetzt herrschte Stille.
Totenstille.
Ihr Weg führte an der Maschine vorbei, drunter
durch, drüber weg, drumherum und mittendurch. Irgendwann konnte er sich des
Eindrucks nicht mehr erwehren, daß er sich geirrt hatte. Das Allüberall war
kein stählerner Leichnam. Die Maschine war nicht tot.
»Es wartet«, sagte Gram.
»Ja«, stimmte Haplo zu. »Ich glaube, du hast
recht.«
Der Junge rückte näher, sah verschlagen zu ihm
auf. »Sag mir, was du über das Allüberall weißt.«
»Gar nichts.«
»Aber du hast gesagt, es gäbe eine andere Erklärung…«
»Ich habe gesagt, es könnte eine andere
Erklärung geben. Mehr nicht.« Haplo zuckte mit den Schultern. »Nur so eine
Idee, eine Ahnung.«
»Du willst es mir nicht sagen.«
»Wenn wir da sind, werden wir sehen, ob meine
Vermutung richtig war, Hoheit.«
»Ich soll mich um die Maschine kümmern, hat Großvater
gesagt«, erinnerte ihn Gram beleidigt. »Du bist nur hier, um auf mich
aufzupassen.«
»Und genau das beabsichtige ich zu tun, Hoheit.«
Gram warf ihm einen scheelen, verdrossenen Blick
zu, sagte aber nichts mehr. Er wußte, es hatte keinen Zweck. Ziemlich bald
hatte der Junge aber seinen Groll entweder vergessen oder war zu der Einsicht
gekommen, daß es sich nicht mit seiner Würde vertrug zu schmollen. Er lief
nach vorn zu Limbeck. Haplo schickte den Hund hinterher, um ein Ohr auf sie zu
haben.
Wie sich herausstellte, gab es nichts
Interessantes zu hören. Auch nichts Belangloses. Der Anblick des Allüberall,
regungslos und stumm, verfehlte nicht seine Wirkung auf die kleine
Gesellschaft. Limbeck musterte durch seine Brille die Ableger, an denen sie
vorüberkamen; sein Bart zitterte. Jarre betrachtete die Maschine, die sie
einst zu attackieren befohlen hatte, mit zärtlicher Traurigkeit. Wenn sie
einen ihrer früheren Arbeitsplätze passierten, schlich sie verstohlen hin und
streichelte die Maschine, als wäre sie ein krankes Kind.
Sie kamen an vielen Zwergen vorbei, die in
erzwungener Untätigkeit herumstanden, ratlos, verängstigt, niedergeschlagen.
Die meisten waren auch seit dem Verstummen der Maschine täglich zur Arbeit
erschienen, obwohl es keine Arbeit mehr gab.
Zuerst hatten sie zuversichtlich geglaubt, es
wäre eine vorübergehende Störung, eine Panne, die bald behoben sein würde.
Die Zwerge saßen oder standen in der Dunkelheit, drängten sich um die
kümmerlichen Lichtquellen, die sie zurechtgebastelt hatten, beobachteten das
Allüberall und warteten darauf, daß es brüllend wieder zum Leben erwachte. War
ihre Schicht zu Ende, gingen sie nach Hause, und die Ablösung nahm ihren Platz
ein. Doch allmählich wurde die Hoffnung fadenscheinig.
»Geht heim«,
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