Drachenelfen
Pflichten zurück.«
»Zu Befehl, Herr Hauptmann.« Die Angesprochenen
grinsten, salutierten spöttisch, und dann – zu des verstörten Limbecks
namenlosen Erstaunen – waren sie verschwunden.
Er nahm die Brille ab, rieb die Gläser blank und
setzte sie wieder auf. Die beiden Elfen waren und blieben verschwunden. Der
Hauptmann zerrte Haplo auf die Füße.
»Aufwachen.« Sang-drax schlug dem Patryn ins Gesicht.
»So ist recht. Ein bißchen weich in den Knien? Du wirst noch eine Zeitlang
brauchen, um dich von den Nachwirkungen des Gifts zu erholen, bis dahin sind
wir längst auf dem Weg zum Imperanon. Keine Sorge. Ich werde mich der Nichtigen
annehmen, insbesondere des Jungen.«
Haplo vermochte sich kaum auf den Beinen zu
halten und war gezwungen, sich schwer auf den Elfenhauptmann zu stützen. Der
Patryn sah furchtbar elend aus, aber dennoch schien es ihm widerwärtig zu sein,
sich von dieser Kreatur mit den unheimlichen, glühenden Augen helfen zu lassen.
Doch er hatte keine andere Wahl. Um aus eigener Kraft die Treppe
hinaufzusteigen, war er zu schwach. Wenn er in die Oberwelt zurückkehren
wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als Sangdrax’ Beistand zu akzeptieren.
Auch Limbeck hatte keine Wahl. Den
wutentbrannten Zwerg juckte es, aus seiner Deckung hervorzustürmen, sich vor
dem Elfen aufzubauen und Jarres sofortige Freilassung zu verlangen. Der alte
Limbeck würde das getan haben, ohne die Konsequenzen zu bedenken.
Der neue Limbeck äugte durch seine neue Brille
und sah einen ungewöhnlich kräftigen Elfen. Er zog in Erwägung, daß der
Hauptmann etwas von Wachtposten gesagt hatte und daß Haplo nicht in der
Verfassung war, ihm beizuspringen. Summa summarum war es ein Gebot der
Vernunft zu bleiben, wo er war, und sich nicht blicken zu lassen. Erst als die
beiden nach dem Geräusch der Schritte zu urteilen, auf halber Treppe waren,
kam Limbeck hervor.
»Hauptmann Sang-drax«, sagte eine Stimme oben.
»Wir haben uns gefragt, was Euch zugestoßen sein könnte.«
»Der Gefangene versuchte zu fliehen«, erklärte
Sangdrax. »Es war ein schönes Stück Arbeit, ihn wieder einzufangen.«
»Fliehen, mit einem Messer in der Schulter?« Es
klang beeindruckt.
»Diese Menschen sind zäh wie verwundete Tiere«,
meinte Sang-drax. »Wenn das Gift nicht gewesen wäre, hätte er mir entwischen
können.«
»Was ist das denn für einer, Sire? Irgendein
Zauberer? Ich habe noch nie einen Menschen mit solchen Mustern auf der Haut
gesehen.«
»Ja. Er ist einer von diesen sogenannten
Mysteriarchen. Vermutlich sollte er den Jungen beschützen.«
»Ihr glaubt die Geschichte, die der kleine
Bastard uns aufgetischt hat, Sire?« Die Stimme des Elfen verriet Unglauben.
»Ich denke, wir sollten den Kaiser entscheiden
lassen, was wir glauben sollen, meint Ihr nicht auch, Leutnant?«
»Ja, Sire. Vermutlich, Sire.«
»Wohin hat man den Jungen gebracht?«
Was interessiert mich der Junge, dachte Limbeck
flüchtig. Wo haben sie Jarre hingebracht?
Der Elf und Haplo waren oben angelangt. Der
Zwerg hielt den Atem an, um zu hören, was noch geredet wurde.
»Ins Wachhaus, Hauptmann. Bis man neue Befehle
von Euch erhält.«
»Ich brauche ein Schiff, das mich zurück nach
Paxaria bringt…«
»Dazu muß ich die Genehmigung des Oberkommandierenden
einholen, Sire.«
»Dann tut das. Unverzüglich. Ich nehme den
Jungen und den Mysteriarchen und diese andere Gefangene…«
»Die Zwergin, Sire?« Der Elf war erstaunt. »Wir
hatten vor, sie hinzurichten, als ein Exempel…«
Weiter hörte Limbeck nichts. Das Blut rauschte
ihm in den Ohren, alles drehte sich. Er mußte an der Wand Halt suchen. Jarre –
hingerichtet! Jarre, die ihn davor bewahrt hatte, hingerichtet zu
werden. Jarre, die ihn viel mehr liebte, als er es verdiente. Nein, das durfte
nicht geschehen. Nicht, wenn er es verhindern konnte und… und…
Das Rauschen verebbte, zurück blieb eine kalte
Leere, kalt und düster wie die Gänge hier unten. Er wußte, was zu tun war. Er
hatte einen Plan.
Jetzt konnte er auch wieder hören, was
gesprochen wurde.
»Was geschieht mit diesem Geheimgang, Sire?«
»Verschließen.«
»Seid Ihr sicher, Sire? Ich habe ein ungutes
Gefühl in bezug auf diesen Ort. Es kommt mir vor, als würde etwas – Böses dort
lauern. Vielleicht sollten wir Erkundungstrupps hinunterschicken…«
»In Ordnung, Leutnant. Meinetwegen. Ich habe
nichts besonders Interessantes gesehen, aber wenn Euch der
Weitere Kostenlose Bücher