Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
scharen wird. Sie treffen sich an einem Ort, den sie die fünf Lotusblüten nennen. Es ist ein großes Sammelbecken für Abwässer, in das fünf Kanäle münden. Es liegt in dem Labyrinth tief unter der Stadt. Du wirst alle Anhänger der Göttin auf einmal gefangen nehmen können. Das Herz ihrer Bewegung schlägt in dieser Stadt. Reißt du es heraus, dann wird der Kult, den sie aufgebaut haben, auseinanderbrechen. Du wirst der Geschichte Nangogs eine neue Wendung geben. Dein Name wird für immer in die Annalen dieser Welt geschrieben sein.«

D er Mann im Stein
    »  … der Erste der Sieben aber … und das Lebende Licht umhüllte ihn mit ihrem Atem … Und so ward er hinaufgetragen vom Tor der Toten. Und es blieb unberührt der Platz, der seinem Haupte bestimmt war. So verließ der Frevler den Mund der Welt und ward gegeben den Dienern des Lebenden Lichtes. Sie aber erschraken ob der Dunkelheit, die der Mann in seiner Seele trug, und als das Lebende Licht sah, dass der Schrecken nicht gebannt war, nahm sie den Mann, von dem das Dunkel nicht weichen wollte, und schloss ihn in einen Stein, damit das Dunkle im Dunkel vergehe. Den Stein aber schenkte sie ihrer Schwester, der Schwarzbeschwingten, die dem Dunkel stets nahestand. Und sie fand einen Platz für den Stein, an dem sein Geheimnis gewahrt blieb, fern des Lichtes, wo Dunkel Dunkles gebiert. Und seine Stimme blieb, als sein Leben ging, denn er war voll der Zaubermacht. … in fremder Zunge und nur die Schwarzbeschwingte … ward aus seinem Blut geboren. … Eine Mauer verschloss den Ort, wo die Stimme lebt immerdar.«
    Zitiert nach: Der lange Fluss, Bd. VI, Von der gefesselten Göttin – Erzählungen Nandalees, Kapitel XI – Der Mann im Stein, Zitat nach einer zerbrochenen Tontafel aus dem Archiv des Tempels des Lebenden Lichts, S. 19, niedergelegt von Eleborn, Herrscher über das Reich unter den Wogen, verwahrt in der Bibliothek der Tiefe.

D rei Tage noch
    Nandalee schob die Bruchstücke der Tontafel von sich und rieb sich die brennenden Augen. Immer und immer wieder hatte sie den Text gelesen, sodass sie ihn inzwischen auswendig aufsagen und selbst mit geschlossenen Augen die seltsamen Schriftzeichen vor sich sehen konnte, die wie die Abdrücke von Vogelkrallen aussahen. Sie hatte am Vortag die zerbrochene Tafel unter einem Regal im Archiv des Tempels des Lebenden Lichts gefunden. Von Staub bedeckt, mussten die Tontafelfragmente dort schon lange Jahre gelegen haben. Hunderte Texte hatte sie zuvor durchgesehen, ohne fündig zu werden, und mit jedem Tag fiel es ihr schwerer, den freundlichen Priestern des Lebenden Lichts zu erklären, warum sie immer wieder ins Archiv des Tempels kam.
    Ein letztes Mal überflog sie die Zeilen und versuchte, die Geschichte zu entschlüsseln, die sich hinter dem kryptischen Text verbarg. Waren die Sieben jene verschollenen sieben ersten Meister der Weißen Halle? Wer sonst wäre eine Gefahr gewesen, die ein Eingreifen der Devanthar heraufbeschworen hatte? Was hatten sie dem Überlebenden angetan? Und warum fanden Lyvianne und Bidayn, die in den Archiven des Išta-Tempels suchten, keine Spur von diesem Mann im Stein? Er musste doch dorthin gebracht worden sein.
    War die Schwarzbeschwingte am Ende eine andere Devanthar als Išta?
    Leises Räuspern riss Nandalee aus ihren Gedanken. In der Tür zum Archiv stand die Bewahrerin des Wissens, eine rothaarige Frau i n mittleren Jahren, mit einer Haut so weiß wie Milch. Nandalee bedachte sie nur mit einem kurzen Blick. Die Elfe empfand die Gewänder der Priesterinnen als verstörend. Sie alle waren in Wickelröcke in erlesenen, leuchtenden Farben gekleidet: Sonnengelb mit rotem Fransenbesatz, lichtes Blau mit goldenem Saum … Jede der Priesterinnen schien andere Farben zu tragen. Ihre engen Blusen mit Halbärmeln waren so geschnitten, dass sie die Brüste der Frauen nicht bedeckten. Nandalee war nicht prüde, im Gegenteil, sie machte sich gerne einen Spaß daraus, Gonvalon mit anzüglichen Reden zu necken und ihn fordernd zu verführen, wann immer sie Sehnsucht nach seinen Zärtlichkeiten empfand. Aber sich wie diese Priesterinnen des Lebenden Lichtes halb nackt in aller Öffentlichkeit zu zeigen, war etwas anderes. Das verstand sie nicht.
    Behutsam legte sie die Fragmente der Tontafel auf den Boden einer jener Kisten, in denen hier im Archiv diese empfindlichen Schriftstücke verstaut wurden. Anschließend schichtete sie die anderen Texte darüber, die eigentlich in diese Kiste

Weitere Kostenlose Bücher