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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Hauptleuten des Statthalters der mit Abstand phantasieloseste. Ihn würde sie nicht verführen können. Er würde stets an ihrer Seite bleiben, bis sie in den Palast des Statthalters zurückgekehrt war. Andere hätte sie vielleicht verführen können, sie dazu verleiten können, gemeinsam mit ihr durchzubrennen. Aber dieser Mann begeisterte sich nicht an Frauen oder an Wein. Ihn interessierten nur Waffen und Geschichten über Schlachten. Er hatte nicht begriffen, worum es im Leben ging.
    Wieder spähte Zarah durch die Vorhänge. Die Zeit wurde knapp. Sie mussten fort von der Straße. Das war der allerschlechteste Ort, an dem man bei einem bevorstehenden Erdbeben sein konnte. Ärgerlich feuerte sie die Sänftenträger an, nicht wie fuß kranke Maultiere daherzuschleichen. Sie musste ihr Haus er reichen!
    Zarah dachte an den tiefen Keller mit der gewölbten Decke, in dem sie ihren Wein lagerte. Dieses starke Gewölbe würde gewiss allen herabstürzenden Trümmern widerstehen. Erneut befahl sie den Sänftenträgern, schneller zu laufen. Es war nicht mehr weit.
    Wenn sie erst ihr Haus erreichte, wäre sie in Sicherheit!

I ch rieche Blut
    Gonvalons Blick wanderte über die Menschenmenge vor der Goldenen Pforte. Gemeinsam mit Nandalee, Nodon und Eleborn stand er auf den Stufen des Tempels der Schöpfer, in dem alle Devanthar einen eigenen Altar hatten. Von hier aus hatten sie den besten Überblick, obwohl er nicht glaubte, dass sie Lyvianne und Bidayn hier noch entdecken würden. Was immer sie bewogen hatte, ihre Gefährten zu verlassen, hatte sie mit Sicherheit zurück in die Stadt geführt. Aber wohin?
    Gonvalon sah zu Nandalee. Sie war ganz die Jägerin. Sie bemerkte nicht, dass er sie beobachtete, so sehr war sie darauf konzentriert, den weiten Platz nach Bidayn und Lyvianne abzusuchen. Vielleicht wollte sie sich aber auch nicht anmerken lassen, dass sie seine Blicke spürte. Er wusste, dass sie gegen ihre Überzeugung geblieben war – seinetwegen. Sie hatte sich hier auf Nangog verändert. War härter geworden, vermochte ihre Gefühle besser zu beherrschen. Gonvalon wusste, wie schwer sie darum gerungen hatte. Sie hatte bereut, aus Frustration und Wut den Trollprinzen mit einem Pfeil niedergestreckt zu haben, der vor langer Zeit ihre Jagdbeute erlegt hatte. Sie wollte beherrscht sein und keine falschen Entscheidungen mehr treffen. Er sehnte sich danach, mit ihr allein zu sein. Er wollte mit ihr reden. Vor den anderen würde sie keine Kritik dulden. Wenn sie eine Drachenelfe sein wollte, dann durfte die Grundlage ihrer Entscheidungen nicht sein, was andere von ihr erwarteten. Sie allein war das Maß, denn sie war es, die künftig mit ihren Taten leben müsste. Hatte sie das begriffen, als sie entschied, nach Lyvianne und Bidayn zu suchen? Er hatte seine Zweifel.
    »Vielleicht weiß ich, wo sie sind«, sagte Nodon gepresst.
    Nandalee fuhr zu ihm herum. »Wo?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, beeilte sich Nodon zu sagen. »Ich versuche nur die ganze Zeit einen Sinn hinter dem, was sie tun, zu finden. Vor einer Weile habe ich gehört, wie sie über Bidayns Haut sprachen. Über die Narben. Lyvianne hat versprochen, ihr zu helfen …«
    »Und?«
    »Die Seidene«, stieß Gonvalon hervor. Ihm war schon am Tag ihrer Ankunft in der Goldenen Stadt aufgefallen, wie sehr Bidayn die Schönheit ihrer Gastgeberin bewundert hatte.
    »Das werden sie doch nicht tun …«, sagte Nandalee. »Wir waren ihre Gäste. Sie hat uns geholfen …« Die junge Elfe schüttelte den Kopf. »Es muss einen anderen Grund geben!«
    Gonvalon konnte sich sehr wohl vorstellen, dass Lyvianne ihre Gastgeberin ermorden würde. Für sie zählte ein Menschenleben nichts. Er legte seine Hand auf Nandalees Arm.
    Sie sah ihn an, voller Verzweiflung »Gehen wir zum Haus der Seidenen«, entschied sie dann. »Eine andere Fährte haben wir ohnehin nicht.«
    Keiner widersprach. Nandalee führte sie durch verwinkelte Gassen und über Straßen, die Gonvalon nie zuvor betreten hatte. Er wunderte sich, wie gut sie diese riesige Stadt zu kennen schien. Schneller, als er erwartet hätte, erreichten sie das Haus mit dem roten Tor. Im Gegensatz zu sonst stand es leicht angelehnt.
    »Lyvianne?«, rief Nandalee über die Straße hinweg.
    Sie erhielten keine Antwort. Nodon zog sein Schwert. »Ich rieche Blut«, sagte er leise.
    Gonvalon roch nur den Duft von gebratenem Fleisch und Gemüse. Die Mittagsstunde war nicht fern. In einem der Häuser würde es bald ein üppiges Mahl

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