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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einmal Faustkämpfer. Und ich sage dir, dein Priester da ist bald hinüber. Solltest du ihn nicht lebend abliefern?«
    »Ich sagte doch, ich lass ihn noch ein wenig quieken.« Bei diesen Worten verstärkte der Hauptmann den Druck seines Fußes. Barnaba hörte die Knochen seiner Hand knacken und stöhnte laut auf.
    »Helft dem Klugscheißer zurück in die Goldene Stadt!« Der Befehlshaber bedeutete seinen Männern, Kolja zu ergreifen. »Lasst ihn auf dem kurzen Weg reisen.«
    Der Hüne zog ein prächtiges, silbern schimmerndes Schwert. Er wirkte nicht im Geringsten beunruhigt. Barnaba wünschte sich, er wäre ebenso kaltblütig.
    Der Hauptmann hob ebenfalls sein Schwert und sah zu den Gläubigen. »Seht ihr die Hand eures Priesters? Ihr redet so viel von Frieden und Harmonie. Aber wer von euch hat auch nur eine Hand erhoben, um das Unglück der Goldenen Stadt zu verhindern? Ich verachte euch. Für mich seid ihr nichts als Heuchler!« Er funkelte nun Barnaba wütend an. »Deine Hand sollte dort unten sein, wo jetzt jede Hilfe gebraucht wird. Ich finde, das schuldest du der Stadt.«
    Barnaba war unfähig zu sprechen oder sich auch nur zu bewegen. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würden ihm glühende Dolche in die Brust getrieben. Er sah das hoch erhobene Schwert, das gleich seine rechte Hand abtrennen würde, aber er war jenseits von Angst. Ein wenig war es, als sähe er einem Fremden zu. Es berührte ihn nicht mehr. Er hatte zu viel erlitten.
    Das Schwert sauste nieder, aber der Schmerz blieb aus. Eine kraftvolle, fremde Stimme füllte Barnabas Verstand. Nicht die Göttin … Das Schwert des Hauptmanns war dicht neben Barnabas Hand in die Planken des Oberdecks gefahren. Der Hauptmann gab seltsame, glucksende Geräusche von sich und begann zu schweben.
    Barnaba blinzelte, traute im ersten Moment seinen Augen nicht. Sein Folterer wurde in die Luft gehoben. Aus seiner Brust ragte ein langer Dorn. Ein Tentakel mit einer Knochenspitze hatte ihn durchbohrt.
    Ich werde dich beschützen, Barnaba , war da wieder die Stimme in seinem Kopf. Ich bin Wind vor regenschwerem Horizont im Frühlingsmorgenlicht über dem Grünen Meer , der Wolkensammler, der dieses Schiff trägt. All deine Qualen werden ein Ende haben.
    Die Wachen des Hauptmanns hatten von dem hässlichen Hünen abgelassen, und sahen stattdessen schockiert zu ihrem schwebenden Anführer.
    Plötzlich schlangen sich Fangarme um Barnaba. Auch er wurde emporgehoben. Seine Anhänger riefen aufgeregt durcheinander. Einige der mutigeren, wie der Flötenspieler Artiknos und Merob, die Erste Mutter, drängten an den Wachen vorbei und versuchten, seine Hände zu ergreifen. Doch er wurde zu schnell in die Höhe gehoben.
    Der Schleim, der von den Tentakeln des Wolkensammlers troff, war angenehm kühl und betäubte den Schmerz in seinen Wunden. Auch konnte er etwas besser atmen. »Werft eure Waffen weg«, befahl er den Kriegern mit zittriger Stimme. » Wind vor regenschwerem Horizont im Frühlingsmorgenlicht über dem Grünen Meer duldet keine weitere Gewalt gegen meine Gefolgschaft.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, schwenkte der Tentakel, von dem der immer noch zuckende Hauptmann hing, weit über die Reling hinaus und ließ den Sterbenden von der Knochenklinge gleiten, sodass er in die Tiefe stürzte.
    Barnaba blickte zu dem Lotsen des Wolkenschiffes, einem drahtigen, kleinen Mann, der ihn ein wenig an eine Spinne erinnerte. »Wir werden einen südwestlichen Kurs fliegen. Wind vor regenschwerem Horizont im Frühlingsmorgenlicht über dem Grünen Meer und sein Bruder kennen den Kurs. Folge ihren Anweisungen.«
    Zu sprechen hatte ihn mehr erschöpft, als er erwartet hatte. Sein Kopf sank ihm auf die Brust. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, Ekel vor der Umarmung der Tentakel zu empfinden. Sie hielten ihn fest umschlungen und hoben ihn langsam dem aufgedunsenen Leib des Wolkensammlers entgegen.
    Im Wald aus wogenden Fangarmen öffnete sich ein breiter Spalt im Fleisch der Kreatur. Ein Maul? Gallert troff auf Barnaba herab und rann in warmen, zähen Schlieren über sein Gesicht. Inmitten des Mauls sah er ein blassweißes Licht, und dieser Anblick erfüllte ihn mit tiefem Frieden. Mit der Gewissheit des Sterbenden wusste er, dass dort seine Xana Ikuška auf ihn warten würde.
    Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als er im Leib des Wolkensammlers verschwand.

I n fremder Haut
    Hustend kroch Bidayn unter dem halb verschütteten Torbogen hervor. Voller Sorge betrachtete sie

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