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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verharren. Nur sie konnte sich bewegen.
    Bald war das Gedränge zu groß, um noch voranzukommen. Sie stieg auf das eingeknickte Vorderbein eines strauchelnden Kamels, schob Lyvianne vor sich hoch zum Lastsattel, von dem Säcke mit Reis hingen. Als sie hinaufgesprungen war, schulterte sie ihre Meisterin erneut und schritt von dort über die Köpfe und Schultern der Menge hinweg. Fest wie Statuen standen die Menschenkinder, sodass sie ihre Tritte sicher setzen konnte, ohne ein einziges Mal zu schwanken.
    Sie spürte, wie das magische Netz der fremden Welt gegen sie aufbegehrte, sich enger zusammenzog und sie vernichten wollte, doch ihr Bannzauber bewahrte sie diesmal vor Schaden. Bidayn lachte hell auf. So gut hatte sie sich nicht mehr gefühlt, seit sie bei ihrer ersten Reise nach Nangog aus der Kristallhöhle ausgebrochen war und die Menschenkinder entwaffnete, die sie dort belagert hatten. All ihre Selbstzweifel waren von ihr abgefallen.
    Plötzlich nahm sie eine Bewegung wahr. Das war doch nicht möglich! Wer außer ihr …? Der silberne Löwe der Devanthar schwang sich auf die Menschenleiber und sprang ihr in weiten Sätzen entgegen. Die Köpfe, über die er hinwegschritt, platzten unter seinem Gewicht wie Eierschalen. Er bewegte sich ein wenig langsamer als sie, aber ohne Zweifel beherrschte auch er ihren Zauber. Nun riss er sein Maul auf und zeigte ihr seine dolchlangen Zähne. Blut spritzte in seine silberne Mähne, als er ihr entgegeneilte und fast mit jedem Schritt ein Leben auslöschte.
    Bidayn wurde sich schlagartig bewusst, dass sie ganz und gar auf sich allein gestellt war. Niemand würde ihr helfen können, ja, es gab nicht einmal jemanden, der sah, was geschah. Seit sie den Zauber gewoben hatte, war weniger Zeit vergangen, als ein Stein brauchte, um von ihrer Hand zu Boden zu fallen. Die Menschen kinder würden einfach nur zwei tote Daimoninnen am Ende einer Schneise des Gemetzels finden. Und keiner hätte gesehen, wie der Tod mitten unter ihnen Einzug gehalten hatte. Und was noch schlimmer war: Sie hätte Lyvianne ermordet! Ihr unbedachtes Handeln würde ihre Meisterin nun das Leben kosten.
    Bidayn stieß Lyvianne von der Schulter und zog ihr Schwert. Zugleich konzentrierte sie sich darauf, die Zeit noch weiter zu verlangsamen. Das magische Netz Nangogs begehrte immer stärker gegen ihren widernatürlichen Zauber auf. Es war ein Gefühl, als befände sie sich im Inneren einer Nussschale, auf die stetig größerer Druck ausgeübt wurde. Wie lange würde ihr Bann noch bestehen?
    Sie wurde schneller, aber der Silberlöwe zog mit! Nur noch ein Augenblick, dann hätte er sie erreicht … Sie riss das Schwert hoch, vermochte mit knapper Not den ersten Tatzenhieb abzublocken, wurde aber von der Wucht des Angriffs zurückgeschleudert. Eilig setzte der Löwe ihr nach. Bidayn kämpfte gegen die aufkeimende Panik an, rappelte sich auf und floh vor dem Löwen. Jetzt war sie wieder ein wenig schneller. Der Abstand vergrößerte sich, doch blieb er stets zwischen ihr und der Goldenen Pforte, um ihr den Fluchtweg abzuschneiden. Sie begriff, dass sie sich ihm stellen musste.
    Bidayn versuchte sich an den Schwerttanz Gonvalons zu erinnern. All die frühen Morgenstunden des Übens, die sie lehren sollten, mit sich im Gleichgewicht zu bleiben und die Kraft des Gegners gegen ihn zu wenden. Auf den Schultern eines bärtigen Greises hielt sie inne und wandte sich zu ihrem Verfolger um. Sie könnte schneller als der silberne Löwe sein! Sie wusste es!
    Entschlossen lief sie ihm entgegen und tatsächlich verlangsamte sich das Raubtier. Sie versetzte ihm einen Hieb quer über die Schnauze, doch ihre Klinge richtete auf dem silbern schillernden Metall kaum einen Schaden an. Sie wich ihm aus und entging nur knapp einem weiteren Tatzenhieb. Jetzt war er wieder genauso schnell wie sie. Wann immer sie ihrem Zauber mehr Kraft gab, zog er nach, als seien sie miteinander verbunden.
    Bidayn wich ein Stück zurück und strauchelte, als sie von einer Schulter abrutschte. Sofort war der silberne Löwe bei ihr. Die Elfe warf sich zurück, und der Tatzenhieb, der ihr gegolten hatte, riss einem jungen Lastenträger das Gesicht weg. Beklemmend spürte sie die Hitze der Kraftlinien, die sich immer enger um sie zusammenzogen, wie ein Fischernetz, das eingeholt wurde. Das magische Gefüge wehrte sich immer entschiedener gegen die Verzerrung der Zeit. Lange würde ihr Bann sie nicht mehr schützen.
    Sie schob sich zwischen die Leiber der

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