Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
grausam zu sein.
Nun drehte er sich in seinem Sattel und sah sich um. »Du hast deine Kühe in den Wald schaffen lassen, Ilja. Glaubst du, ich kenne deine Betrügereien nicht? Es ist unendlich ermüdend, tagein, tagaus zu erleben, wie alle kleinen Fürsten dasselbe tun und sich dabei noch für klug halten. Glaubst du, ihr seid klug, Ilja?«
»Wäre es klug, darauf eine Antwort zu geben?«, entgegnete Ilja mit einer Glattzüngigkeit, die Volodi seinem Vater nicht zugetraut hätte.
Alba schmunzelte. »Du wirst mir zehn fette Kühe geben und hundert Scheffel Weizen. Und heb etwas von deinen Schätzen auf. Vor der Wintersonnenwende werde ich noch einmal wiederkommen.« Der Valesier wendete sein Pferd und blickte auf Quetzalli herab.
»Du bist ja reicher, als ich dachte, Ilja. So ein Weib hab ich noch nie gesehen. Ist das eine Konkubine vom Seidenfluss? Du solltest sie besser einkleiden, Ilja. So kommen ihre Reize gar nicht zur Geltung.«
Volodi griff sich über die Schulter, doch er trug kein Schwert.
»Ich werde doch noch ein wenig bleiben, Ilja. Wo hat der Fürst dieses Misthaufens denn sein bestes Bett stehen?«
»Ich kann sie dir nicht überlassen, Alba. Sie ist nicht mein. Sie ist die Gemahlin eines Reisenden.«
Volodi traute seinen Ohren nicht. Was sollte das werden? Ilja bat ihn mit einem flehenden Blick still zu bleiben.
»Eines Reisenden?«, wiederholte der Valesier spöttisch. »Und wo ist der gute Reisende, der sich so weit abseits aller bedeutenden Straßen bewegt, die durch diese verfluchten Wälder führen. Wieder verreist? Erzähl mir nichts, Ilja. Ich weiß um die Torheiten alter Männer, schließlich bin ich selbst einer. Sich ein junges Weib ins Bett zu holen ist nicht so außergewöhnlich. Nur die Wahl, die du getroffen hast, ist bemerkenswert. Was trägt sie denn da? Ist das Gold?« Der Valesier schwang sich aus dem Sattel.
»Bitte, ich beschwöre dich, Alba. Der Reisende ist zur Jagd ausgeritten. Er kann jeden Augenblick zurückkehren. Und er ist kein Mann, der duldet, dass jemand seine Frau behelligt.«
Alba schnippte mit den Fingern, und seine Eskorte saß ab. Einer der Krieger packte Ilja. »Nun hör mir mal gut zu, alter Knabe. Erstens befiehlt euch der Friedensvertrag, den der Unsterbliche Iwar unterschrieben hat, eure Schätze künftig mit uns zu teilen. Ich kann mir hier also nehmen, was ich will.« Er hob die Rechte, auf deren Mittelfinger ein großer Siegelring steckte. »Ich trage das Siegel des Iwar. Ich bin ermächtigt, in seinem Namen den Tribut einzufordern, der meinem Volke zusteht. Und dieses Weib soll Teil dieses Tributes sein. Und zweitens, werter Ilja, halt mich bitte nicht für dumm. Es gibt keinen Reisenden, denn die Frau eines Gastes hätte wohl kaum den Morgen damit verbracht, ein schwarzes Huhn zu rupfen. Glaubst du, ich hätte die Federn auf ihrem Kleid nicht gesehen?«
»Du solltest das nicht tun«, mischte sich nun Volodi ruhig ein. »Nimm unsere Kühe und unser Korn und geh oder …« Zwei Speerspitzen richteten sich auf Volodi. »Oder füttere das Gras für unsere Kühe und unser Korn mit deinem verfaulenden Leichnam unter ihren Wurzeln.«
»Stecht ihn ab und …«
Volodi schnellte vor. Mit der Linken versetzte er dem Valesier einen Haken und griff zugleich mit der Rechten nach dessen Schwertgriff. Als Alba zurücktaumelte, kam die Klinge frei. Volodi stach sie dem nächststehenden Speerträger durch die Innenseite des Oberschenkels, dorthin, wo die großen Adern lagen. Gleichzeitig packte er mit der freien Hand Alba und zog ihn zu sich heran.
Die beiden überlebenden Leibwachen wichen aus Angst, ihren Herrn zu verletzten, zurück. Volodi setzte ihnen nach, stieß Alba nach vorne und stach einem der Krieger das Eisenschwert durch den Hals. Der andere packte sein Pferd bei der Mähne und schwang sich in den Sattel.
Volodi ließ Alba los, umklammerte den Schwertgriff mit beiden Händen und schmetterte die Waffe mit aller Kraft gegen die Schnauze des Pferdes. Er hörte Knochen und Zähne splittern; Blut quoll aus den Nüstern des Roten, der mit schrillem Wiehern stieg, sodass sein Reiter zu Boden stürzte. Dann stetzte Volodi dem Mann einen Fuß auf die Brust und rammte ihm das Schwert in den Mund, als er um Gnade flehte. Es glitt durch den Nacken bis tief in die weiche Erde. Während der Leibwächter noch zuckte, drehte sich Volodi zu Alba um.
»Ich bin ein reicher Mann«, bettelte der Valesier. »Lass mich leben, und wir können das alles noch im Guten
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