Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
die Spinnen ihn verschont hatten, aber das würde er ums Verrecken nicht zugeben. »Stimmt, bin ihr König«, murmelte er schwach. »Am Magnet ist mein Krönungsgeschenk.«
Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Stein aus der Lederschlaufe gezogen wurde. Sofort bildete sich eine Traube von Gaffern.
»Das ist mehr, als wir alle zusammen bisher heraufgeholt haben!«, rief jemand, völlig außer sich. Galar spürte, dass sie ihn dafür nicht liebten.
»Ich kann das wieder tun«, behauptete er frech.
Matt winkte er Glamir, sich über ihn zu beugen. »Du wirst mich in alle Geheimnisse des Turmes einweihen«, murmelte er mit letzter Kraft. »Dann verrate ich deinen Männern nicht, dass du ein Mörder bist.«
»Du verrätst gar nichts«, flüsterte Glamir ihm ins Ohr. »Du wirst dich leider von deinen schweren Wunden nicht erholen. Jeder hier hat gesehen, dass du mehr tot als lebendig bist. Wir werden dich als einen Helden in Erinnerung behalten.«
Galar sah in den Augen des alten Zwergen, dass es ihm ernst mit seiner Drohung war. »Ich kann dir helfen, an mehr Metallsplitter zu gelangen. Du musst nicht mehr Jahre warten, bis du …« Galar war am Ende seiner Kräfte. Er wollte Glamir noch sagen, dass er keine Männer mehr verlieren müsste. Galar war überzeugt, dass die Spinnen ihm nichts tun würden. Doch der Schmied brachte kein Wort mehr über die Lippen. Seine Zähne fingen wieder an zu klappern. Er konnte sich nicht beherrschen, sein ganzer Körper zitterte.
»Er wird sterben!«, rief jemand.
Die Gesichter der Zwerge verschwammen vor Galars Augen.
»Ich bleibe bei ihm.« Die Stimme war unverkennbar. »Schafft ihn hier raus. Ich werde mich um ihn kümmern.«
Galar wollte aufbegehren, doch er brachte nur ein Röcheln zustande. Sie durften ihn nicht mit Glamir allein lassen!
Ü bermut
Nandalee erwachte im ersten Morgenlicht in ihrem Lager nahe der Wasserstelle. Einen Augenblick hing sie noch der Erinnerung an die letzte Nacht nach, dem Flug auf dem Pegasus. Sie sah sich um. Der große, schwarze Hengst war verschwunden. Schlagartig hellwach setzte sie sich auf. Am Rand des Lagers sah sie noch die Hufspuren.
Sie hatte ihm vertraut! Wie hatte sie so dumm sein können? Sternauge war ein wildes Tier. Sie hatte gestern überlegt, ihm eine leichte Fußfessel anzulegen, dass er sich zum Grasen zwar bewegen konnte, es aber unmöglich war davonzulaufen oder gar zu fliegen. Sie hatte es nicht getan, weil sie es schäbig gefunden hatte. Er war freiwillig zu ihr gekommen. Er hatte sie erwählt, genauso wie sie ihn unter allen Hengsten seiner Herde auserwählt hatte.
Ein ausgelassenes Wiehern ließ sie aufblicken. Sternauge kreiste über ihr, dann stieß er in weitem Bogen hinab und landete am flachen Ufer des Wasserlochs. Nandalee schämte sich, ihm nicht getraut zu haben. Doch er trabte zu ihr zum Lager hinauf und versprühte gute Laune. Neugierig sah er ihr zu, wie sie ihre wenigen Habseligkeiten packte und in ihre Decke einrollte. Nachdem sie ihn gesattelt hatte, ging sie zuletzt zum Wasserloch hinab und füllte ihren Lederschlauch. Es würde kein langer Flug werden bis zum Jadegarten.
Sternauge ließ sich die Deckenrolle und die zusammengebundenen Waffen, ohne zu bocken, aufschnallen. Neugierig drehte er seinen Kopf nach hinten und versuchte zu sehen, was sie tat. Endlich sprang auch sie auf seinen Rücken, und nach einem kurzen Trab den Hügel hinab hoben sie ab.
Nandalee war sich ein wenig unsicher, wie sie den Hengst dazu bringen sollte, ihr Ziel anzufliegen. Sie konnte versuchen, ihn über das Seil, das sie um seinen Hals gelegt hatte, in eine bestimmte Richtung zu drängen, aber ihr widerstrebte das. Gonvalon hatte ihr einmal erzählt, dass Nachtschwinge am besten flog, wenn er ihm seinen freien Willen ließ. Vor allem im Luftkampf.
Leider hatte sie Gonvalon nicht danach gefragt, wie er es schaffte, Nachtschwinge klarzumachen, wohin der Flug gehen sollte. Gestern hatte Nandalee in ihren Gedanken ein Bild des Wasserlochs erstehen lassen und gehofft, Sternauge könne ihre Gedanken spüren. Nach einiger Zeit war er tatsächlich dorthin geflogen, aber vielleicht hatte er es auch nur deshalb getan, weil sie von dort aufgebrochen waren.
Nandalee dachte an das schroffe Felsmassiv, das sich inmitten der Wüste erhob und in seinem Herzen den Oasengarten verbarg, der ihr zur neuen Heimat geworden war.
Nach einer Weile änderte Sternauge die Flugrichtung. Er hielt nun tatsächlich auf den Jadegarten zu, der noch weit
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