Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Bauch ihn berühren würde. Die beiden Vorderbeine endeten in spitzen Dornen. Unter dem Maul wuchsen zwei kleinere Arme hervor, die in Scheren, groß wie Schwerter, mündeten. Leuchtend grüne Augen blickten aus dem dunklen Körperpanzer auf ihn herab. Ein geisterhaftes, grünes Licht umspielte die Spinne.
Galar wurde bewusst, dass er einen Fehler bei der Wahl seiner Waffen begangen hatte. Mit der Brechstange hätte er vielleicht eines der gepanzerten Spinnenbeine zerschmettern können, mit dem Pickel hingegen könnte er höchstens auf einen Glückstreffer hoffen. Er wünschte, er hätte eine vernünftige Axt dabei!
Eines der Vorderbeine schnellte vor. Er wich zur Seite aus. Viel Platz war in der verdammten Felsnische nicht. Sofort schnellte das zweite Bein vor. Dieser riesige Mistkäfer wollte ihn einfach aufspießen! »So leicht tötest du mich nicht!«, schrie er wütend und warf sich der Seespinne entgegen.
Eine Schere schnappte nach der Hand, in der er sein Messer hielt. Er zuckte zurück. Die Schere schloss sich um die Spitze der Klinge und durchtrennte sie so leicht, als sei sie nicht erstklassiger Zwergenstahl, sondern ein dünnes Ästchen. Plötzlich konnte sich Galar sehr bildlich vorstellen, wie Glamir seine Gliedmaßen verloren hatte. Die zweite Schere schnappte nach einem seiner Beine. Er ließ den Pickel mit aller Wucht auf den dicken Hornpanzer niedersausen. Die Spitze drang in die Schere ein, aber dann wurde ihm die Waffe aus der Hand gerissen, als die Spinne den Scherenarm zurückzog.
Galar griff nach dem Brecheisen in der Lederschlaufe, als die in Dornen endenden Beine erneut vorstießen. Im plumpen Fassanzug konnte er nicht schnell genug ausweichen. Einer der Dornen schrammte über das Holz. Es gab ein kreischendes Geräusch. Galar wurde nach hinten geworfen, und ein eisiger Strahl Wasser schoss ihm ins Gesicht.
Ich bin tot , war sein erster Gedanke. Er stach mit dem verstümmelten Messer nach den Spinnenbeinen, richtete aber keinen Schaden an. Wieder stießen die Dornbeine auf ihn hinab.
Er ließ sich in die Knie sacken. Eines der Beine kratzte neben ihm über die Metallwand und hinterließ eine tiefe Schramme. Jetzt weiß ich, wie man dieser Wand beikommt , dachte Galar resignierend, werde aber verrecken, bevor ich es irgendjemandem sagen kann . Das eiskalte Wasser im Fassanzug stand schon bis zu seinem Brustbein. Er erinnerte sich daran, dass ihm der Steuermann eines Aals einmal erzählt hatte, dass Tauchboote nie ganz voll Wasser liefen, wenn es keine zweite Öffnung gab. Es hielt sich immer eine Luftblase an der höchsten Stelle.
Galar biss in den roten Hebel, mit dem der Verschluss für den Schlauch oben im Fass bewegt werden konnte. Er drehte den Kopf und hörte über sich etwas klacken. Das Wasser spritzte ihm immer noch ins Gesicht. Da fuhr ein sengender Schmerz durch seinen Oberschenkel. Er dachte an das abgetrennte Bein Glamirs und sah an sich hinab, aber das gewölbte Fass versperrte seine Sicht. Eine Wolke aus Blut wogte in den Lichtkegel der Blendlaterne. Das war das Ende, dachte er bitter. In einem Brunnen am Arsch der Welt verrecken, nachdem sein Brunnen in der Tiefen Stadt ihm beim Drachenangriff das Leben gerettet hatte! Das Schicksal machte üble Scherze.
Die Smaragdspinne zog sich ein Stück zurück. Sie wusste, dass der Kampf vorüber war, und er nicht mehr fliehen konnte. Weitere Spinnen umringten seine Mörderin. Sie hoben aufgeregt ihre vorderen Beinpaare und winkten damit. Es sah ganz so aus, als würden sie erhitzt über etwas streiten. Vermutlich darüber, wie die Beute aufzuteilen war. »Meine Füße kann ich nur empfehlen«, murmelte Galar matt. »Der Geruch tötet sogar Fliegen. Aber damit habt ihr hier unten wohl keine Probleme.«
Er sah der Blutfahne zu, die wirbelnd durch den Lichtkegel trieb. In Gedanken zog sein Leben an ihm vorbei. All die verpassten Gelegenheiten, bei denen ihm sein Stolz und sein Dick kopf im Weg gestanden hatten, und die wenigen glorreichen Mo mente. Der Tod der beiden Drachen gehörte dazu und der Tag, an dem er seinen Tunnel voller Fallen in der Tiefen Stadt vollendet hatte.
Sein Blick wanderte zurück zu den Seespinnen. Warum führten die so lange ihren seltsamen Tanz auf? So viel Beute gab es hier doch nicht aufzuteilen. Das Wasser reichte ihm nun bis zum Kinn, aber der dicke Strahl, der ihm eben noch ins Gesicht gespritzt war, war zu einem schmalen Rinnsal verebbt. Ertrinken würde er wohl nicht, dachte er erleichtert. Besser,
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