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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Wieder einmal ist ein großer Mann dem Wein zum Opfer gefallen.« Er stellte sich vor, wie Volodi in dieser Nacht einfach in den Tod hineinschlafen würde. Was für ein jämmerliches Ende für einen großen Recken.

D ie Gerechtigkeit des Unsterblichen
    Aaron trat aus dem großen, roten Zelt und blickte über das prächtige Lager, das sich über eine Meile am Fluss entlang erstreckte. Hundert Boote waren am Ufer vertäut, und immer noch kamen neue hinzu. Vor einer Stunde erst war der Unsterbliche der Schwim menden Inseln mit einer ganzen Flotte schillernder Katamarane eingetroffen. Ein jedes der doppelrümpfigen Boote wurde von zwei Tierköpfen auf den beiden Vordersteven überragt. Fischreiher, ein paar Haie, verschiedene Echsen, wie Aaron sie noch nie gesehen hatte. Kein Boot glich dem anderen.
    Jetzt schlugen die Männer von den Inseln ihr Lager auf. Sie er richteten Hütten aus Schilfmatten, die sie mitgebracht hatten. Eini ge großgewachsene Krieger sahen zu ihm herüber. Sie schienen seine Blicke bemerkt zu haben. Ihre Gesichter waren tätowiert. Dunkelblaue Muster wanden sich auf haselnussbrauner Haut.
    Aaron winkte ihnen zu. Sie sahen zum Fürchten aus. Bei der großen Parade morgen würden sie sicherlich einiges Aufsehen erregen.
    »Unsterblicher, auf ein Wort!«
    Aaron hätte die Stimme unter Hunderten erkannt, kraftvoll, aber ein wenig schrill. Es war die Stimme seines Gewissens, die ihn stets an all das erinnerte, was er vor sich herschob. Und sie gehörte Mataan. Mit einem Seufzer drehte sich Artax um. Mataan hatte sich den Winter über erholt. Dennoch war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Aus dem stattlichen Krieger war ein hagerer Mann geworden. Er hatte graue Strähnen im Bart, die Augen waren tief in dunkle Höhlen eingesunken. Scharfe Falten zerfurchten seine Stirn.
    »Wir müssen über einige Vorfälle im Lager sprechen. Ein Tölpel von Stallknecht hat die Pferde mit nassem Frühlingsklee gefüttert. Die Hälfte von ihnen hat nun Koliken. Du solltest sie sehen! Es ist ein Bild des Jammers. Sie werfen sich auf den Boden und winden sich vor Schmerzen, manche versuchen, sich in den Bauch zu treten. Wir werden auf viele der Streitwagen, die für die Parade morgen vorgesehen waren, verzichten müssen. Was soll mit dem Stallknecht geschehen? Er hat dem Ansehen Arams schweren Schaden zugefügt! Man sollte ihn in einen Sack einnähen und unten in den Fluss werfen.«
    Artax seufzte. Er stimmte nur sehr selten einem Todesurteil zu. »Was ist mit den Stallmeistern? Trifft sie nicht auch ein Teil der Schuld? Warum haben sie nicht besser achtgegeben, welches Futter die Pferde bekommen?«
    »Sie haben auch Fehler gemacht«, räumte Mataan ein. »Welche Strafen siehst du vor?«
    »Sind sie nicht schon genug damit gestraft, sich um die kranken Pferde kümmern zu müssen?«
    Mataan rollte mit den Augen. »So geht das nicht! Fehler zu machen muss Konsequenzen haben, sonst gibt sich keiner mehr Mühe.«
    »Aber ist es nicht besser, Erfolge zu belohnen, statt Fehler zu bestrafen.« Sie hatten schon oft über dieses Thema gestritten. Mataan hatte die Tendenz, eher zu bestrafen als zu belohnen. Vielleicht, weil er sich seit seiner schweren Verwundung selbst bestraft fühlte.
    Ein Streitwagen, auf dessen Front ein großer, goldener Adler mit ausgebreiteten Schwingen prangte, näherte sich. Das musste Ansur von Valesia, ihr Gastgeber, sein. Artax hatte ihn darum gebeten, mit ihm in die Weiße Stadt zu fahren, um sich den Ort anzusehen, an dem sich morgen die Unsterblichen versammeln würden. Bislang hatte der Herrscher seine Gäste noch nicht in die neue Stadt gelassen und sich damit herausgeredet, dass noch letzte Arbeiten vollendet werden mussten.
    Artax wusste, dass Langarm, der Götterschmied, gekommen war, um selbst den Saal vorzubereiten, in dem sich die Unsterblichen versammeln würden. Artax wollte wissen, was ihn erwartete. Von Geheimniskrämerei hielt er nicht viel.
    Er wandte sich noch einmal Mataan zu. »Der Stallbursche bekommt zehn Rutenschläge auf die Fußsohlen und jeder der Stallmeister fünf, weil sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind. Sollte sich dieser Fehler wiederholen, wird einer von ihnen in die Löwengrube im Palast von Ak Š u geworfen.« Er meinte das nicht ganz ernst. Seit er Herrscher war, hatte es keine Hinrichtungen dieser Art mehr gegeben. Nur einen Unglücksfall – als die Haremsdame Aya Selbstmord beging, indem sie in die Löwen grube sprang. Die Erinnerung an

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