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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihren Tod stimmte Artax traurig. Aya war eine der drei Haremsdamen gewesen, die in seiner ersten Nacht als Unsterblicher bei ihm geweilt hatten. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, danach zu einer seiner Favoritinnen aufzusteigen. Doch er hatte sie zurückgewiesen und fühlte sich seither an ihrem Tod mitschuldig.
    »Ihr seid zu milde, Erhabener«, murmelte Mataan ärgerlich. »Ohne Strafen löst sich jede Ordnung auf. Ihr werdet es sehen.«
    »Ich werde über deine Vorwürfe nachdenken, Mataan. Lass nun bitte die Strafen vollstrecken, über die wir beraten haben.« Artax winkte nach dem Streitwagen, den er hatte anschirren lassen, und stieg auf.
    Soweit er wusste, erwartete ihn eine enge Straße, die aus einer Steilwand herausgeschlagen worden war. Er nahm die kurze Peitsche, die seitlich des Wagens im Pfeilköcher steckte, und ließ sie über die Köpfe der beiden Schimmel knallen. Ruckend setzte sich der Streitwagen in Bewegung. Er war froh, ein paar Stunden dem Lager am Fluss zu entkommen. Noch waren die Herrscher der sieben Großreiche weit davon entfernt, Gemeinsamkeiten zu schaffen. Vielmehr war das Zeltlager ein Ort, an dem Intrigen und Verrat besser gediehen als neue Freundschaften.

D ie Liebe des letzten Tages
    Gonvalon musste sich beherrschen, sie nicht immerzu anzusehen. Sie war so schön, selbst in diesen abgerissenen Kleidern. Ihre Art, sich zu bewegen, ihre katzenhafte Anmut, das leichte, fast spöttische Lächeln, das immer um ihre Lippen spielte. Er kannte sie so gut. Einen Herzschlag, bevor sie es tat, wusste er, dass sie den Kopf in den Nacken werfen würde, um ihre widerspenstigen Haare aus dem Gesicht zu bekommen. Sie sollte sie flechten, ein Stirnband tragen oder sie vielleicht auch abschneiden. Sie tat nichts von alledem. Sie liebte ihr langes Haar, in dem der Wind spielte. Und sie ließ sich von nichts und niemandem in ihrem Leben Fesseln auferlegen. Das galt auch für ihre Haare.
    »Warum siehst du mich so an?«
    Er wusste, dass keine Ausrede gelten würde. Trotzdem deutete er an ihr vorbei auf einen großen, von Säulen getragenen Bau. »Sieht interessant aus, nicht wahr? Was das wohl sein mag? Noch ein Tempel?«
    »Du schaust gar nicht dorthin. Du siehst mich an.«
    Er lächelte ganz offen, entschlossen, den Augenblick zu genießen. »Ja«, gestand er. »Im Grunde interessieren mich all diese Paläste und Tempel nicht. Das einzig wirklich Schöne hier bist du. Ich könnte dich immerzu ansehen, bis ans Ende meiner Tage.«
    »Ich merke mir das!« Der Schalk funkelte in ihren Augen. »In einem Jahrhundert oder zwei werde ich dich noch einmal darauf ansprechen. Du solltest schon mal anfangen, dir zu überlegen, was du dann sagst.«
    »Das muss ich nicht«, entgegnete er und hätte sich am liebsten auf die Lippen gebissen. Was redete er da! Sie durfte nichts merken! Seit der Dunkle ihn drei Tage vor ihrer Abreise zu sich bestellt hatte, um ihm zu sagen, was geschehen würde, verstellte er sich. Gonvalon gab sich so unbeschwert, wie er konnte, versuchte jeden Augenblick zu genießen und wusste doch, dass bald schon das letzte Sandkorn durch die Enge des Stundenglases fallen würde. »Ich muss nicht darüber nachdenken, weil ich es weiß. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass meine Liebe dir unverbrüchlich bis zum Ende meiner Tage gehören wird.«
    Gonvalon spürte, dass sie etwas zu merken begann. Ihr Blick änderte sich, wurde fragender.
    »Du machst dir Sorgen wegen dem, was wir sind, Gonvalon? Weil es unser Geschäft ist, mit dem Tod zu tanzen? Du glaubst nicht, dass wir beide in zweihundert Jahren noch leben werden.«
    »Ich lebe jeden Tag mit dir, als sei es mein letzter.« Er blickte zum Himmel hinauf. Sie hatten lange gebraucht, um in das Tal hin abzusteigen. Die Mittagsstunde war längst vorüber. Morgen um diese Zeit … Er schob den Gedanken von sich.
    Nandalee sah ihn betroffen an. »Warum so düster?«
    »Aber das bin ich doch gar nicht. Du bist nur gerade meinem geheimen Rezept auf die Spur gekommen, wie ich der Liebe Unsterblichkeit verleihe. Sie kennt kein Morgen. Lebt von Augenblick zu Augenblick. Ist sich in sich selbst genug und trägt weder die Bürden der Vergangenheit noch der Zukunft. Es ist die Liebe des letzten Tages. Sie ist von so besonderer Süße, wie die letzten Trauben, die im Jahr geerntet werden.«
    Nandalee schüttelte den Kopf. »Und von besonderer Melancholie. So kann Liebe nicht leben. Du wirst damit aufhören! Verstanden? Ab morgen gelten andere

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