Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Regeln!«
Gonvalon legte feierlich die Hand aufs Herz. »Versprochen, meine Schöne.« Er war erleichtert, dass die Lügen endlich ein Ende haben würden.
Ein Horn erklang hinter ihnen. Reiter preschten die breite Prachtstraße entlang und vertrieben die wenigen Schaulustigen. Gonvalon zog Nandalee zur Seite. »Lass uns gehen«, flüsterte er. Doch Nandalee schüttelte den Kopf. Manchmal war sie zu neugierig! Es wäre klüger gewesen, erst nach der Dämmerung zu kommen, wenn selbst das Weiße Selinunt in Schatten versank und sie weniger Aufsehen erregt hätten. Aber er hatte Nandalees Drängen nicht widerstehen können. Welche Gefahr lauerte hier schon? Doch allenfalls die, als zu schlecht gekleideter Pöbel aus der Stadt geworfen zu werden.
Es war schwer gewesen, sich hier einzuschleichen, doch einmal in der Stadt, beachtete sie niemand mehr. Überall wurden aller letzte Arbeiten ausgeführt, Blumengirlanden aufgehängt oder kleinere Reparaturen durchgeführt. Keiner nahm von den beiden blonden Jägern Notiz, die durch die Stadt schlenderten. Obwohl die Wege in die Stadt scharf bewacht gewesen waren, gab es in Selinunt selbst kaum Krieger.
Gonvalon hatte gehört, dass das Lager, in dem sich die Unsterblichen zurzeit versammelten, einige Meilen entfernt am Fluss lag. Erst morgen würden sie in einer großen Parade in die Stadt einziehen. Vor den Toren der Stadt waren auch die Palastgarden versammelt. Diesen Ort sollten sie auf jeden Fall meiden. Und sobald sie herausgefunden hatten, wo sich morgen Götter und Unsterbliche trafen, würden sie auch Selinunt verlassen. Er wollte allein mit Nandalee sein. Ein letztes Mal.
Eine Schar Krieger, ganz in Gold und Weiß, ritt vorüber. Einer von ihnen stieß erneut in sein Horn. Es war ein langer feierlicher Ton, begleitet vom scharfen, metallischen Klang der Hufeisen auf den Marmorplatten, mit denen die Prachtstraße ausgelegt war. Funken stoben unter den Hufen auf. Die Krieger sahen sich grimmig um, und gleich drei von ihnen wurden zur selben Zeit auf sie aufmerksam. Sie ließen ihre Pferde wenden und kamen langsam auf sie zu.
Gonvalon ahnte, woran es lag. Sie beide waren die einzigen Bewaffneten weit und breit, auch wenn die Sehnen von ihren Bögen gezogen waren und die Waffen an Riemen über ihrer Schulter hingen.
»Was tut ihr hier?« Abscheu lag in der Stimme des Reiters. Ein eckiger, blonder Bart verlieh seinem Gesicht einen harten Zug. Seine Augen blieben im Schatten seines Bronzehelms verborgen, auf dem lange, weiße Federn wippten.
»Wir schauen uns die schöne Stadt an.« Nandalee schaffte es, vollkommen arglos zu klingen. Wer sie sah und hörte, wäre niemals auf die Idee gekommen, dass er vor einer Mörderin stand, die alle drei Krieger, die sie gerade beäugten, binnen sechs Herzschlägen töten könnte.
»Ist doch nicht verboten, oder?«, fügte Gonvalon nicht minder arglos hinzu.
Der Krieger schüttelte angesichts so viel Dummheit den Kopf. »Ihr macht euch jetzt davon. Und wenn ihr morgen hierherkommen wollt, dann seid ihr gewaschen und ordentlich angezogen. Gestalten wie euch beide wird der Unsterbliche Ansur in der Weißen Stadt nicht dulden. Ihr seid …«
Helle Fanfarenstöße ertönten von einem nahe gelegenen Dach, und am Ende der Prachtstraße erschienen sechs Streitwagen. Die beiden vordersten waren mit Gold beschlagen, die Wagenlenker in Weiß und Purpur gekleidet. Hinter ihnen ragte je ein goldenes Feldzeichen auf. Ein Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen und eine geflügelte Sonnenscheibe.
»Wir sollten gehen, sofort!«, sagte Gonvalon drängend. Warum waren die beiden Unsterblichen heute schon hier! Sie hätten erst morgen kommen dürfen. Wo Unsterbliche waren, mochten auch Devanthar nicht fern sein. Es war ein großer Fehler gewesen, sich nicht unauffälliger zu kleiden. Aber wer hätte ahnen können, welche Gesetze hier herrschten. In jeder anderen Stadt Daias waren die Straßen voller abgerissener Gestalten, wie sie es waren, ja, viele sahen noch schlimmer aus. Dort wären sie einfach in der Menge untergegangen.
Nandalee hielt ihn zurück. »Lass uns sehen, wohin sie wollen. Sie werden uns zu dem Ort führen, den wir suchen. Erkennst du auch den Mann unter der Flügelsonne?«
Natürlich erkannte er den Kriegerkönig mit dem mächtigen schwarzen Bart. Schließlich waren sie Aaron, dem Unsterblichen von Aram, schon zweimal begegnet, wenngleich er dabei nie so festlich gewandet gewesen war wie heute. Er und der andere Unsterbliche
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