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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schlangengleich aus dem Boden. Ein Licht, so hell, dass es die Farben trank und jeder auf dem Hof den Blick niederschlug. Die Lichtschlangen neigten sich einander zu, bildeten einen Bogen, und als sie sich berührten, lag zwischen ihnen Schwärze, durchzogen von einem pfeilgraden goldenen Pfad.
    Der Löwe beachtete IHN nicht! Oder gab er es nur vor?
    Einige Würdenträger erschienen bei dem Tor. Befehle wurden gerufen. Die Träger zu einer Kolonne geformt. Immer zwei nebeneinander.
    ER reihte sich ein. Diesmal würde ER SEINEN eigenen Weg gehen!
    Der Geruch der Angst kehrte zurück, das leise Flüstern, die rasch gemurmelten Stoßgebete. Manche Träger hielten ihre Glücksbringer fest umklammert, andere nahmen einen Schluck aus den Kürbisflaschen, die an dünnen Lederriemen über ihre wunden Schultern hingen. Sie waren schwach, diese Menschen.

    ER rückte seine Last zurecht und ging gemessenen Schritts dem Albenstern entgegen. Dunkel umfing IHN. Und dann tat ER, was all die Träger so sehr fürchteten. ER wich vom Pfad ab.
    Der Aufseher mit dem Knotenstock fluchte, als IHN die Finsternis verschlang. ER hatte das Gefühl zu stürzen. Ein Schrei hallte IHM nach.
    ER ließ den Sack fallen. Ein verlorener Lastenträger war ein Ärgernis, aber es würde kein Aufsehen erregen. Es war ein alltäglicher Tod inmitten eines unvergleichlichen magischen Wunderwerks, das von den Devanthar zur Karawanenroute degradiert worden war.
    ER wusste, dass das Gefühl zu fallen trog. Und doch vermochte SEIN Verstand kaum die beklemmende Angst zu besiegen, die den eingebildeten Sturz in endloses Dunkel begleitete. ER lenkte seinen Willen auf den Pfad, den ER finden wollte. Vor SEINEM geistigen Auge entstand ein Bild des komplexen Netzwerks, das das Nichts durchzog und alle drei Welten miteinander verband. Ein Gedanke nur, und ER stand erneut auf einem Goldenen Pfad. An anderer Stelle. Bald kreuzte er sich. Ein paar Schritt weiter fand sich ein minderer Albenstern. Ein Ort, an dem vier der Goldenen Pfade einen Schnittpunkt teilten.
    ER trat hindurch, zurück in die Welt der Menschen. Verweilte und kehrte zurück in das Netz. Versuchte seine Spur zu verwischen und gab es auf. Alles, was ER erreichte, war, die Spur einer magischen verwischten Spur zu hinterlassen. Erneut trat ER durch einen minderen Pfad. Die Risiken, die diese leichtfertigen Passagen auf unsicheren Wegen bargen, waren IHM bewusst. Ein falsches Wort, wenn er SEINEN Zauber wob, ein flüchtiger Augenblick, in dem die Konzentration abgelenkt war, und ER machte nicht nur einen weiten Schritt durch den Raum, sondern auch durch die Zeit. Vielleicht nur um Stunden, womöglich aber auch um Jahrzehnte.
    ER stand auf einer Felsklippe hoch über einem blaugrünen Meer. Dicht unter dem Horizont erkannte ER Segel. Eine geflügelte
Sonne auf rotem Grund schmückte sie. Die Schiffe waren schlank und wirkten zerbrechlich. Die Menschen mochten schwach sein, aber sie hatten auch Mut, sich auf solchen Gefährten den Launen des Ozeans auszuliefern.
    Beschämt dachte ER daran, wie sehr ER sich hatte treiben lassen. ER hatte einen Plan. Auch für SEINE Reise. ER wollte das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden. ER wollte durch viele verschiedene Albensterne schreiten, um SEINE Fährte zu verwischen und schließlich wollte ER jenes menschliche Königreich bereisen, von dem ER so viele Gerüchte und so wenig Greifbares kannte. An einer Meersküste zu stehen und Schiffen nachzusehen gehörte nicht zu SEINEM Plan.
    Ein Wort der Macht und erneut öffnete sich das magische Tor, das ER eben erst durchschritten hatte. Diesmal blieb ER länger auf dem Goldenen Pfad und passierte viele Albensterne, bis ER schließlich jenen fand, dem ER in Gedanken schon so oft nahe gewesen war. Hier kreuzten sich sieben Wege. Es war ein Ort von großer Macht. Eine Pforte, die nicht ohne Gefahr durchschritten werden konnte. Ein Weg, der IHN ins Reich der Zapote führen würde. Über sie war nur wenig bekannt. Kein anderes der großen Menschenreiche hatte so viele SEINER Spione verschlungen. Nicht einmal die Schwimmenden Inseln.
    ER trat durch den Lichtbogen hinaus in schwüle Hitze. Warmer Nebel zog durch wucherndes Grün. Dichtes Unterholz umfing ihn. Neben IHM ragte, halb unter Schlingpflanzen verborgen, eine Stele auf, die ein flächiges Gesicht schmückte. Eine Fratze mit weit aufgerissenem Mund, in dem

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