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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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würde den halben Palasthof ausfüllen. SEIN Atem wäre wie Sturmwind …
    SEINE Laune hob sich.
    Nun wieder schmunzelnd, blieb ER vor den anderen stehen und wartete, trat nicht in den Schatten und genoss das Sonnenlicht auf seinem Antlitz. Bewegungslos wie eine Echse auf einem heißen Felsen. Ein Raunen unter den Männern ließ IHN aufhorchen. Der Schatten war weitergewandert und fast bis zur Hofmauer zurückgewichen. Die Männer flüsterten, ihr Tonfall hatte sich verändert.
    ER blickte sich um. Schwer bewaffnete Krieger traten nun aus dem Lichtbogen des Albensterns. Ihnen folgten Lastenträger in mit scharlachroten Fransen gesäumten Wickelröcken. Die eingeölten, muskulösen Oberkörper schimmerten und langes Lockenhaar fiel den Trägern bis auf die Schultern. Je vier von ihnen trugen an zwei langen Stangen eine große Truhe. Mehr als ein Dutzend dieser Truhen wurden auf den Hof gebracht. Sie waren mit Messingbeschlägen versehen und schneeweiße Intarsien formten sich, ins dunkle Holz versenkt, zu Blumenranken und abstrakten Mustern.
    Die letzten drei Kisten umgab eine seltsame Aura. Was immer darin verborgen lag, war von Magie durchdrungen. So stark, dass ER die Macht selbst fünfzig Schritt entfernt noch wie eine körperliche
Berührung empfand. SEIN Interesse war geweckt und ER wagte es, SEIN Verborgenes Auge zu öffnen. Keinen halben Herzschlag lang. Nur ein flüchtiges Blinzeln. Was die Träger in großer Eile zu einem Flügeltor aus rotem Nussbaumholz brachten, veränderte das magische Gefüge. Die Kraftlinien wurden verwirbelt. Ihre Muster gerieten in Unordnung. So etwas hatte ER noch nie gesehen! Nicht, ohne dass ein Zauberweber nach den Kraftlinien griff. Was hatten sie von Nangog gestohlen? Welche Geheimnisse barg die verbotene Welt?
    ER blickte noch auf das Tor aus Nussbaumholz, lange nachdem es sich wieder geschlossen hatte. Sie mussten Nangog erforschen! Es genügte nicht mehr, Spitzel allein in die Welt der Menschen zu schicken. ER dachte an die Überlebende. Konnte ER sie noch einmal schicken? Nein, es wäre ein Fehler, immer nur sie für die wichtigsten Missionen zu wählen. Wer wäre dann der Richtige? Sollte ER aus der Blauen oder der Weißen Halle wählen? Oder sollte er Talawain, jenen Spitzel, der unter die höchsten Ränge der Palastdiener aufgestiegen war, zu SICH befehlen? Er würde sicherlich zu diesen Truhen gelangen können. Doch vielleicht würde er dann enttarnt werden. Nein, ihn konnte ER nicht opfern. Es würde Jahrzehnte dauern, erneut einen Elfen bis unter die engsten Vertrauten des unsterblichen Aaron aufsteigen zu sehen! Falls es überhaupt ein zweites Mal gelingen würde.
    Ein harscher Befehl brachte Bewegung in die Männer entlang der Mauer, und mürrisch nahmen sie ihre Lasten wieder auf. Die Angst hatte sie erneut im Griff.
    ER reihte sich in die Schlange der Träger ein. Leises Klirren mischte sich unter das Murmeln und die knappen Befehlsrufe und augenblicklich wurde es stiller. Der Silberne Löwe war von dem Podest gestiegen – und kam IHM entgegen! Seine Tatzen hinterließen tiefe Abdrücke im Staub des Hofes.
    Unwillkürlich wich ER einen Schritt zurück. Zehn Herzschläge mochte es dauern, bis ER seine wahre Gestalt angenommen hatte.
Zehn Herzschläge und alles wäre verdorben. ER dachte an den Stein, den ER bei sich trug. An den Mord, den ER ausgerechnet an jener begangen hatte, die nur aus einer Laune heraus auf SEINER Todesliste gestanden hatte. Jene, die es gebraucht hatte, um die acht vollzumachen. Wenn ER hier zum Drachen wurde, würden die Devanthar IHM sofort nachstellen. Und schlimmer noch — die Alben würden es erfahren!
    ER würde entkommen. Der Albenstern war nur ein paar Schritt entfernt. Aber SEINE Rückkehr nach Albenmark in Gestalt eines Drachen würde nicht unbemerkt bleiben. Fragen würden laut werden; Fragen, auf die es keine Antworten gab. Es würde damit enden, dass die Alben in SEINEN Gedanken lesen würden. Etwas, das sie – wie ER jetzt wusste — normalerweise niemals taten, weil es gegen ihre hehren Ideale von Freiheit verstieß. Aber wenn ER in Gestalt eines Drachen aus der Welt der Menschen käme und sich gegen ihre Fragen sträubte, dann …
    Der Löwe war jetzt ganz nah – und dann schritt er an IHM vorüber und hin zum Albenstern. Gleißendes Licht erhob sich

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