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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wussten genau, wo sie war!

    Finger aus rotem Abendlicht tasteten über den Schnee, flankiert von langen Schatten. Plötzlich versperrte ihr ein Band aus Dunkelheit den Weg. Eine schroffe Klippe teilte den Hang, Eiszapfen hingen von Felsnasen. Der Schnee auf der Klippe schimmerte wie Rosenquarz im schwindenden Licht.
    Unschlüssig lief sie ein Stück an der schroffen Barriere entlang und suchte nach einem Einstieg, während die bellenden Rufe der Trolle hinter ihr durch den Wald hallten. Zu nah! Ihr blieb keine Zeit mehr, einen leichten Weg zu suchen. In fliegender Hast erklomm sie das steile Felsband. Sie schrammte sich am vereisten Stein die Finger auf. Zweimal rutschte sie mit einem Fuß ab. Nur ruhig, ermahnte sie sich. Blinde Panik macht dich zu einer leichten Beute.
    Ihr Atem ging keuchend, als sie sich über den Felsgrat zog. Etwa fünfzehn Schritt war sie in die Höhe geklettert. Sie schwitzte. Das war nicht gut! Bald würden sie ihre pelzgefütterten Kleider nicht mehr wärmen, und auch ihr Geruch würde leichter zu verfolgen sein.
    Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Sie nahm den Bogen auf, stemmte ihn gegen einen Stein und zog eine Sehne auf. Die vertraute Waffe gab ihr Zuversicht. Sie war nicht wehrlos! Kein Opfer! Keine leichte Beute! Sie hatte schon einen von ihnen getötet. Es würde nicht der letzte Troll sein!
    Eine große graue Pranke griff über den Klippenrand. Nägel wie Klauen wuchsen aus Fingern, die an lehmverkrustete Wurzeln erinnerten. Nandalee tastete über die Pfeile in ihrem Köcher. Es waren zwölf. Sie nahm den mit der Graugansbefiederung. Ruhig legte sie den Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen.
    Ein kahler Schädel erhob sich, dunkle Augen folgten und kurz darauf ragten die Kiefer des Trolls wie eine Tierschnauze über den Fels. Ohne innezuhalten, schob er sich weiter hoch. Er hatte keine Angst vor ihr. Seine Lefzen zogen sich zurück und legten Reißzähne frei.
    Nandalee lächelte. »Ich gratuliere dir – du bist der Erste.«

    Natürlich verstand er ihre Sprache nicht. Seine Antwort war ein kehliger Laut. Er neigte den Kopf. Offenbar vertraute er darauf, dass ihr Pfeil seinen harten Schädelknochen selbst auf so kurze Distanz nicht durchschlagen würde.
    Ein Knie schob sich über die Felskante. Die Armmuskeln des Trolls spannten sich. Ein Herzschlag noch, dann würde er sie anspringen.
    Nandalee ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Er traf den Troll dicht neben dem Hals in die Schulter. Dort, wo ihn kein Knochen schützte. Das Geschoss grub sich fast bis zur Befiederung in das graue Fleisch.
    Der Troll stieß sich ab, aber sie wich seiner riesigen Hand aus. Dunkles Blut sprühte über den Felsen. Manche glaubten, die ersten Trolle seien Kinder der Berge gewesen. Geboren aus Stein. Und ungebrochen wie dieser kam auch ihr Feind nun wieder schwankend auf die Beine. Er hätte tot sein müssen! War er zu dumm, das zu begreifen? Der Jäger, der den Sechzehnender zerfleischt hatte, war schneller gefallen.
    Nandalee wich weiter zurück.
    Der Troll griff nach dem Steinmesser in seinem Gürtel, konnte seine Hand jedoch nicht mehr schließen. Die Finger zuckten, verweigerten sich seinem Willen. Wie ein Fels ragte er über ihr auf, mehr als dreieinhalb Schritt groß, selbst unter den Trollen ein Hüne. Blut troff von seiner Schnauze. Sein Blick versuchte sie zu halten, sie zum Verweilen zu zwingen, Zeugin seines Todes zu werden.
    Links von ihr erschien ein riesenhafter Schatten zwischen den Bäumen. Noch ein Troll!
    Nandalee wandte sich ab und stürmte entlang des Klippenrandes davon. Ein Stück vor ihr griffen weitere Hände über den Fels. Verdammt! Sie hätte sofort laufen sollen, nachdem sie geschossen hatte!
    Nandalee schlug einen Haken. Sie wich zurück zum Hang, der nun sanfter anstieg und in dessen steinigen Grund sich schlangengleiches
Wurzelwerk grub. Zwei weitere Schatten schoben sich über den Klippenrand. Ein Stein, groß wie eine Trollfaust, verfehlte sie so knapp, dass sie den Luftzug auf ihrer Wange spürte. Äste splitterten unter der Wucht des Geschosses, das sich im Wald verlor.
    Sie lief den Hang hinauf, wechselte wie ein flüchtender Hase ständig die Richtung. Es klang, als bräche hinter ihr ein Hagelsturm ins Geäst. Steine rollten den Hang hinab, schlugen gegen Stämme und Felsgrate. Äste brachen. Flüche folgten ihr

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