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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Moment lang gaffte sie fassungslos den Fels an, dann breitete sich ein Lächeln über ihrem Gesicht aus. Sie verbeugte sich übertrieben. »Nach dir … Meister!«
    Gonvalon schluckte. Sie sah hinreißend aus, wenn sie lächelte. Vielleicht war es besser, vor ihr zu gehen.
    Die Türangeln waren gut gefettet und die Eichentür schwang lautlos auf. Dahinter wand sich eine Treppe in weiten Spiralen durch den Himmel. Es gab keine Wände rings um die Treppe und keinen Berg, obwohl sie durch einen Felsen in einen Berg hineintraten. Da war nur Himmel, nichts als Himmel.
    Gonvalon hörte Nandalee hinter sich aufkeuchen. »Was ist das für ein Ort?«
    Â»Willkommen in der Blauen Halle. Auch hierher werden auserwählte junge Elfen gebracht, die den Drachen dienen sollen. Du musst doch schon davon gehört haben. Diese Auserwählten sind
anders als wir. Alles, was du hier siehst, gibt einen tiefen Einblick in ihr Wesen. Meist verbergen sie sich und versuchen unauffällig zu agieren – und manchmal haben sie leichte Anflüge von Größenwahn. Wie ich schon sagte. Sie sind vollkommen anders als wir.«
    Â»Und sie sollen über mich urteilen?«
    Gonvalon drehte sich um. Nandalee hatte noch immer keinen Fuß auf die Treppe gesetzt. »So kann es kommen, wenn du dich mit Lyvianne anlegst. Man weiß nie, was die Blauen tun werden. Sie sind … ein wenig … verrückt. Es heißt, sie seien die Lieblinge des Goldenen, der Himmelsschlange, die dem Rat vorsteht. Der Goldene soll sehr oft hier weilen. In der Gestalt eines Elfen. Hier ist nur wenig so, wie es scheint, Nandalee.« Er streckte die Hand aus und klopfte gegen den Himmel . Ein leises Pochen war zu hören. »Versuch es, Nandalee. Tatsächlich windet sich diese Treppe durch soliden Fels.«
    Zögerlich streckte Nandalee die Hand aus, und der Ärger über die Täuschung war ihr deutlich anzusehen. Entschlossen trat sie auf die Treppe. »Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?«
    Â»Vieles. Aber Lyvianne hat mir ausdrücklich untersagt, dich zu warnen. Du sollst deine Erfahrungen selbst machen.«
    Sie stellte keine Fragen mehr. Gemeinsam stiegen sie in die Tiefe. Gonvalon genoss den Blick in den falschen Himmel. Wieder dachte er an Nachtschwinge, an den Wind auf den Wangen und wie wunderbar es war zu fliegen.
    Am Fuß der Treppe erwarteten sie drei Elfen. Zwei Männer und eine Frau. Gonvalon kannte keinen von ihnen. Sie waren wohlfrisiert, rochen nach Parfüm und alle drei trugen lange, nachtblaue Gewänder, ganz ähnlich denen, die auch in der Weißen Halle gebräuchlich waren. Keiner hatte auf die Goldstickereien, die den Rang des Meisters bezeugten, verzichtet.
    Â»Willkommen, Gonvalon und Nandalee.« Der mittlere der drei sprach sie an. Seine Haut hatte eine leichte Goldtönung, als sei er sehr lange unter freiem Himmel gereist. Das blonde Haar ringelte sich in den Spitzen zu Locken. Er sprach höflich, aber Gonvalon
war es unangenehm, dass die drei wussten, wer sie waren, sie umgekehrt aber nichts über die Blauen Meister wussten.
    Â»Diese junge Schülerin gilt also als aufsässig und stellt das Urteil eurer Meister infrage?« Es war der Blonde, der sprach, und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Â»Mit wem habe ich die Ehre?«
    Â»Talawain ist mein Name.« Der Wortführer der Blauen machte keine Anstalten, die anderen beiden vorzustellen. »Es geht darum, was Kunst ist, wenn ich recht informiert bin.«
    Gonvalon nickte. Aus dieser Sache würde nichts Gutes erwachsen, dachte er. Was hatte Lyvianne nur geritten, als sie entschied, Nandalee hierherzuschicken? Gonvalon war sich sicher, mitten in irgendeiner Intrige zu stecken. Derlei war nicht seine Stärke, und er hasste es, nur eine Figur in einem undurchschaubaren Spiel zu sein.
    Â»Wir haben bereits eine Zielscheibe aufstellen lassen«, erklärte Talawain. »Dort drüben.«
    Gonvalon drehte sich um. Auf allen Seiten umgab sie unendliches Blau und der Boden sah aus wie sorgsam gepflegter Rasen. Jetzt bedrückte den Elfen die blaue Weite. Nichts hier war echt. Weder der Himmel noch die kühle Sachlichkeit, mit der sie empfangen wurden.
    Â»Welche Einstellung zur Kunst hast du, Gonvalon? Ist schon der Akt des Schaffens Kunst? Deine junge Bogenschützin hat eine interessante Frage aufgeworfen. Wir drei haben bereits den ganzen Morgen angeregt darüber

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