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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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meinen Pflichten in der Weißen Halle zu entbinden. Vergebens. Ich weiß nicht, warum sie mich nicht ziehen lassen.«
    Nandalee lächelte ihn an. »Aber ich weiß es. Ich weiß es, seit du mich bei dem Schwebenden Meister geholt hast. Sicher hat er dir geraten, mich zu töten. Ich weiß es, seit ich zum ersten Mal mit dir gelaufen bin. Sie lassen dich nicht ziehen, weil du ein guter Lehrer bist. Ein Lehrer, dessen Herz seinen Schülerinnen gehört. Und deshalb werde ich mit dir in die Weiße Halle zurückkehren. Ich werde die sein, die allen beweist, dass es keinen Fluch gibt. Ich werde nicht sterben. Und ich werde das Bild der Himmelsschlangen unter meine Haut stechen lassen.«
    Gonvalon schluckte hart. Ein Kloß saß in seinem Hals.
    Â»Ich finde, wir sollten nun gehen«, sagte Nandalee leichthin. Dann wandte sie sich an Talawain. »Wenn ich eine Meisterin der Weißen Halle bin, werde ich hierher zurückkehren. Und ich werde euch lehren, wie Schütze, Bogen, Pfeil und Ziel eins werden. « Sie runzelte die Stirn, dann schüttelte sie sacht den Kopf. »Nein, es ist anders. Sie sind schon eins. Alles ist durch das magische Netz miteinander verbunden. Man muss nur lernen, es zu sehen.«
    Und dann drehte sie sich einfach um und ging, als wäre damit alles gesagt.
    Gonvalon nickte wortlos, aber innerlich lachte er. Seit über einem halben Jahr verbrachte er jeden Tag mit Nandalee. Er hatte gedacht, sie zu kennen. Aber er wusste nichts von ihr.

    D IE FLUCHT
    Aya schob vorsichtig das lose Brett zur Seite, griff nach dem Deckenbalken und zog sich hoch. Das war der schwerste Teil. Es ziemte sich eigentlich für eine Haremsdame nicht, Arme zu haben, die einen solchen Kraftakt zuließen. Keuchend kletterte sie auf das Flachdach. Vor einer Woche erst hatte sie die schadhafte Stelle im Dach einer der kleinen Nebenkammern des Badehauses entdeckt. Wer immer das hier repariert hatte, war ein ehrloser Lump gewesen. Statt die Arbeit ordentlich zu machen, hatte er ein paar Bretter, auf die ein Öltuch genagelt war, über das Loch im Dach gelegt. Vielleicht waren es auch gar keine richtigen Handwerker gewesen … Würde man irgendwelche Arbeiter so nah an den Harem lassen? Nein, entschied Aya, vermutlich nicht.
    Sie ließ sich auf den Rücken sinken und blickte zum weiten Sternenhimmel hinauf. Von hier sah er unendlich schöner und größer aus als aus den Höfen des Harems. Sie fühlte sich frei, wenn sie auf dem Dach lag – zumindest so lange, bis ihr wieder einfiel, dass sie hier oben nicht weniger gefangen war als in den Gemächern des Harems. Es gab kein Entrinnen aus dem Palast von AkÅ¡u. Nicht einmal durch das verwunschene Tor, das in die Neue Welt führte. Durch dieses Tor gingen kaum je Frauen, und als Mann verkleiden konnte sie sich auch nicht. So schäbige, abgerissene Kleider, wie die einfachen Bauern sie trugen, waren im Harem einfach nicht aufzutreiben.
    Seit ihrem ersten Ausflug auf das Dach hatte sie über nichts anderes mehr nachgedacht als über ihre Flucht und in dieser ersten Nacht hatte sie bei ihrer Rückkehr in den Harem vor Aufregung nicht schlafen können. Die Freiheit war ihr so nah erschienen! Aber mit jeder weiteren Nacht, die sie nachgedacht hatte, war ihr klarer geworden, wie fern sie in Wahrheit war. Nur wenn sie einen ganz und gar ehrlosen Weg beschritt, dann mochte es ihr vielleicht gelingen zu entkommen. Sie hatte Erkundigungen über den Hofmeister eingezogen. Datames. Sehr vorsichtige Erkundigungen, denn es war nicht gut, wenn eines der Mädchen
aus dem Harem zu offen nach einem Mann fragte. Sie hatte Scherze über den Bartlosen gemacht und dabei aufmerksam zugehört, was die anderen Mädchen über ihn zu sagen hatten. Auch bei den alten Frauen war sie gewesen. Datames war schon seit mindestens fünfzehn Jahren Hofmeister. Es hieß, er sei einst ein Sklave gewesen, bis sein früherer Herr, einer der Satrapen des Reiches, seine besonderen Talente entdeckte. Er konnte wunderbare Feste organisieren und auch dafür sorgen, dass die alltäglichen Geschäfte eines großen Hauses ohne Lärm abliefen und ohne dass Klagen den Hausherrn erreichten. Bei einem Fest des Satrapen war der Unsterbliche auf diesen verdienstvollen Sklaven aufmerksam geworden, und als er nach Datames fragte, war dem Satrapen gar keine andere Wahl geblieben, als seinen Hofmeister dem göttlichen Aaron zu

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