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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Speerspitze mit solcher Wucht, dass sie nach oben gerissen wurde. In fließender Bewegung kam sie auf die Beine, packte das untere Ende des Speeres und riss daran, sodass die Spitze auf den Hals des Trolls zeigte. Ein Tritt, und die Waffe drang mit solcher Wucht durch die Kehle des Kriegers, dass die feuergeschwärzte Spitze aus seinem Nacken austrat.
    Noch ehe der Hüne tot in den Schnee stürzte, hatte die Elfe wieder ihre alte Position eingenommen. Ihre Hände ruhten mit den Handflächen nach oben auf den Knien. Sie wirkte völlig ruhig, als sei nichts geschehen.
    Der zweite Troll packte seinen Speer wie eine Keule und versuchte, ihr den Kopf einzuschlagen. Die Elfe beugte sich weit vor. Der Hieb verfehlte sie um Haaresbreite. Er stand breitbeinig vor
ihr, und Nandalee sah mit Entsetzen, dass weitere Krieger auf die Lichtung strömten.
    Ein Schnauben ließ Nandalee herumfahren. Vor ihr stand kein Pferd, wie sie erwartet hatte, sondern ein Pegasus. Ein gewaltiger geflügelter Rappe. »Steig auf!«, befahl Gonvalon.
    Sie sah den Hengst an und wusste nicht recht, wie sie es anfangen sollte. Aus den Flanken des Rappen wuchsen mächtige schwarze Schwingen.
    Gonvalon schüttelte resignierend den Kopf und sprang dann über die Kruppe des Hengstes. Dort, wo bei einem anderen Pferd der Sattel aufgeschnallt gewesen wäre, befand sich ein breites Stück aus zähem Leder, auf das mehrere mit Schnallen verstellbare Schlaufen genietet waren. Gonvalon hatte seine Füße durch zwei Schnallen geschoben und einen langen, mit silbernen Amuletten behängten Zügel aufgenommen. Er streckte ihr die Hand entgegen. »Los, spring auf!«
    Nandalee gehorchte. Etwas schwankend landete sie auf dem Sattel.
    Â»Du musst deine Füße in die Schlaufen schieben!«, rief Gonvalon, während der Rappe in leichten Trab verfiel. »Und leg deine Arme um meine Hüften!«
    Der Pegasus trabte auf die Lichtung und spannte seine Flügel aus. Kraftvoll schlugen sie auf und nieder, während er immer schneller lief. Nandalee tat, wie ihr geheißen, und klammerte sich an Gonvalon. Der verzweifelte Kampf darum, sich in die Luft zu erheben, erinnerte sie an einen Schwan, den sie einmal vor langer Zeit beobachtet hatte. Sieben oder acht Mal hatte er vergebens versucht, auf einem zu kleinen Weiher den Abflug zu schaffen. Die Lichtung war nicht nur klein. Es stürmten mehr und mehr Trolle aus dem Wald.
    Speere und Eisbrocken flogen ihnen entgegen, aber der Pegasus preschte weiterhin auf die Trolle zu, als ginge von ihnen keinerlei Gefahr aus. Die Kriegerin in dem weißen Gewand konnte Nandalee nicht mehr entdecken.

    Ein Hüne von einem Trollkrieger winkte mit den Armen und rief Befehle. Er hatte seinen kahlen grauen Schädel mit Ruß beschmiert und hob sich dadurch deutlich von den anderen ab. Trolle mit wuchtigen Speeren sammelten sich um ihn, und er wies seine Kämpfer offenbar an, einen Wall aus Speeren zu errichten. Sie taten wie geheißen, setzten das Ende der Waffe im Schnee auf und stützten es mit dem zurückgestreckten linken Fuß.
    Nandalee hielt den Atem an. Sie rasten geradewegs auf den Lanzenwall zu und ihr sturer Gaul wurde nicht langsamer. Sie wollte loslassen und abspringen, doch Gonvalon bemerkte es und packte sie mit eisernem Griff. »Wir schaffen das!«, rief er mit einer Zuversicht, die den Tatsachen Hohn sprach.
    Ãœber ihnen erklang schrilles Wiehern. In der Luft! Nandalee blickte auf und sah einen weiteren Pegasus, diesmal einen weißen, wie einen Falken vom Nachthimmel herabstoßen. Er griff die Trolle mit den Speeren an. Seine schweren Hufe hämmerten auf Schädel, der Lanzenwall zerbrach. Die Trolle warfen sich ängstlich zu Boden, nur der Krieger mit dem Aschengesicht packte einen Speer und schleuderte ihn dem Pegasus entgegen. Das geflügelte Pferd versuchte der steinernen Spitze auszuweichen. Nandalees Magen machte einen Satz. Der Rappe hob ab. Endlich begannen sie zu fliegen! Im selben Augenblick traf der Speer den Schimmel und zog eine lange blutige Furche über dessen Flanke. Der Pegasus bäumte sich im Flug auf, warf den Kopf zurück und wieherte erneut. Ein Laut, in dem gleichermaßen Schmerz und Kampfeslust lagen.
    Der lange Zügel glitt vom Rücken des Pferdes. Einer der Trolle schnappte danach. Über ihm erschien eine Gestalt in schneeweißem Kleid – Ailyn! Ein Tritt ins Kniegelenk ließ den Krieger

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