Drachenelfen
die über ihm aus den Wolken stürzte. Sie fiel schnell, ruderte mit den Armen und schlug dann mit einem mörderischen Krachen keine drei Schritt vor ihm auf einen der schwarzen Felsbrocken.
Artax verlor keine Zeit. Er eilte zu dem Himmelskind, obwohl ihm klar war, dass ihm nicht mehr zu helfen war. War es ein Mensch? Was war ihm geschehen? Artaxâ Gedanken rasten. Der Leib des Toten war grotesk verdreht. Sein Kopf war silbern ⦠Nein! Er trug einen Maskenhelm â geformt wie ein Löwenhaupt und mit Locken aus getriebenem Gold. Eine kunstfertige Hand hatte Figuren in die oberste Stoffschicht des Leinenpanzers gestickt und mitten auf der Brust prangte ein Löwenkopf aus gehämmerter Bronze. Augen aus Bernstein und Onyx blickten Artax an. Der Fremde war ein Krieger gewesen. Nein, so kostbar wie der Helm und der Leinenpanzer waren, musste er ein Fürst gewesen sein. Vielleicht sogar ein Satrap.
Ein Sichelschwert mit tückisch gebogener Klinge, das er selbst im Sturz nicht losgelassen hatte, war dem Toten nun aus der Hand geglitten. Artax tastete ungläubig nach der Waffe. Solche Klingen waren wahrlich Satrapen und Königen vorbehalten.
Etwas schlug nicht weit entfernt in den weichen Boden. Ein weiterer Körper? Artax sah sich suchend um, aber der hohe Weizen verbarg den zweiten Himmelssohn vor seinem Blick. Der Bauer blickte zu den Wolken auf. Er ahnte, was dort oben geschah. Man sprach nur hinter vorgehaltener Hand davon. Nur unter Freunden. Es hieÃ, dass es Rebellen gab, die sich von den Unsterblichen abgewandt hatten und das Grüne Licht anbeteten. Ein ehemaliger Satrap sollte ihr Anführer sein. Andere behaupteten, er sei ein Prophet und das Grüne Licht sei in ihm. Tarkons
Wolkensammler überfielen gelegentlich Kauffahrer hoch in den Lüften. Vielleicht war Tarkon Eisenzunge auch einfach nur ein Wolkenpirat, dachte Artax. Ein besserer Räuber und Halsabschneider, um den Tagträumer, wie er selbst einer war, an einsamen Tagen groÃartige Geschichten gesponnen hatten. Pirat.
Eine Wolkenbank verstellte Artax den Blick auf den Himmel über der Lichtung. Erleichtert, keines der schwebenden Schiffe zu sehen, atmete er aus. Schon einige Male hatte er die Wolkensammler beobachtet, wenn der Himmel klar war. Und jedes Mal hatte ihn Entsetzen gepackt. Sie waren einer der Gründe, warum er diese Welt ganz sicher verlassen würde, sobald er sein Geld gemacht hatte.
Ein Geräusch im hohen Weizen lieà ihn herumfahren. Was Artax erblickte, lieà seinen Herzschlag stocken. Er riss den Mund auf, stammelte etwas und wich erschrocken zurück. Dann blinzelte er. Das musste ein Trugbild sein! Eine Täuschung, vielleicht ein Zauber, den die Grünen Geister gewoben hatten? Durch den hüfthohen Weizen schritt eine Gestalt, die ihm seit seiner frühesten Kindheit vertraut war. Tausende Male hatte er sich in ehrfürchtigem Gebet vor ihr verneigt, sein Gesicht auf die Schilfmatten des kleinen Dorftempels gepresst und Worte der Ehrfurcht und der Unterwerfung geflüstert. Das Götterbild im Tempel war in rissigen blassen Farben gehalten; ein Priester hatte es zu Lebzeiten seiner GroÃeltern auf den Altar gemalt. Er war kein Künstler gewesen, und doch erkannte Artax die Gestalt vor ihm im Weizen sofort. Sie war gröÃer als ein Mensch. Vielleicht zweieinhalb Schritt hoch. Der Körper von muskulöser Gestalt, die Haut sonnengebräunt. Der Löwenkopf auf den Schultern jedoch unterschied sie von jedem Sterblichen â der Devanthar, der das Reich Aram beschützte! Der Gabenbringer, der die Früchte auf den Feldern reifen lieÃ! Der Blitzeschleuderer, der finstere Gewitterwolken am Himmel versammelte! Der Schlachtenlenker, der aus den Kopftrophäen der Erschlagenen einen Turm errichtet hatte, der bis in den Himmel reichte!
Artax sank ehrfürchtig auf die Knie und kroch rückwärts von dem Toten fort. »Ich ⦠Ich habe nichts getan«, stammelte er ängstlich.
Aber der Löwenhäuptige ignorierte ihn, kniete stattdessen neben dem Leichnam auf dem Fels nieder und fauchte. Lange, schlanke Finger öffneten die SchlieÃen des Maskenhelms. Blut quoll darunter hervor. Artax wandte sich ab, presste sein Gesicht in den Schlamm und stammelte Worte der Demut. Der Himmelsherrscher war aus seinem Weizen erwachsen! Der Devanthar, dem das Reich Aram untertan war!
Artax hoffte inständig, dass der Löwengott mit dem Toten
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