Drachenelfen
Nehmt eure Gäule und rennt! Mit den Luwiern reitet der Tod. Wir werden mit unseren Herden und Familien weit fort sein, wenn sie kommen.«
»Ich immer denken, ihr seid harte Krieger, gehen nach Luwien plündern.« Volodi gab einen gespielten Seufzer von sich. »Ist sich schlecht, die Welt. Nur Lügen â¦Â«
Verletzter Stolz blitzte in den Augen des Steppenreiters. »Wir überfallen sie manchmal, das stimmt schon. Stehlen ein paar Weiber und etwas Vieh.« Er hob beide Hände in einer Geste unschuldiger Verzweiflung. »Ja, manchmal schlagen wir dabei ein paar Schädel ein und ein paar Häuser gehen in Flammen auf. Das kann passieren, wenn Männer ein bisschen Spaà haben wollen. Aber die Luwier ⦠Sie kennen kein MaÃ! Wie die Heuschrecken kommen sie über die Steppe. Sie sind ohne Zahl und töten alles, was lebt. Wenn sie eines unserer Lager überfallen, metzeln sie Frauen und Kinder nieder. Das Vieh. Sogar die Hundewelpen erschlagen sie. Sie nehmen nichts von uns. Keine Weiber, um sich mit ihnen zu vergnügen. Keine Kinder als Sklaven. Kein Vieh. Nichts! Das ist, als würden sie einem ins Gesicht scheiÃen!« Der Steppenreiter ballte seine Fäuste. Er zitterte vor Wut. »Ich kann das nicht verstehen! Wir kommen, um zu rauben. Weil wir haben wollen, was sie haben. Aber wenn die Luwier in die Steppe reiten, dann kommen sie nur, um zu töten. Manche sagen, ihre Krieger sind gar keine richtigen Menschen. Sie haben sie aus alten Gräbern geholt.«
Volodi dachte daran, wie die Mannschaften der Zinngaleeren
ermordet worden waren. Er kannte diese Art, Krieg zu führen, und schämte sich dafür.
»Sei nicht mehr hier, wenn sie kommen, Volodi. Das ist der beste Rat, den du in deinem ganzen Leben bekommen hast. Fahrt schnell wie der Wind. Vergesst eure Pläne. Sie wissen davon. Sie wissen alles. Flieht!«
Volodi umarmte den kleineren Steppenkrieger und küsste ihn auf beide Wangen. Er hatte ihn falsch behandelt. »Ich dir wünschen guten Ritt, fette Kühe und Jurte voll mit Kindern, Partatu.«
Volodi konnte spüren, wie Juba sich neben ihm anspannte. Doch der Steppenkrieger wusste seine Worte richtig zu nehmen. »Wir werden losziehen und ihnen die hübschesten Weiber klauen, Goldhaar. Ganz wie richtige Männer! An einem anderen Tag.«
»Wir werden tun!«
Partatu wandte sich ab. Man sah ihm den angeschlagenen Stolz an, als er sich in den Sattel zog. Der Steppenreiter hob noch einmal die Hand zum GruÃ, dann zog er sein struppiges Pony um den Zügel und preschte davon. Er nahm fast fünfhundert Reiter mit sich.
Volodi sah ihnen schweigend nach. Der laue Südwind blies ihm ins Gesicht und spielte mit seinem langen Haar. Er mochte den Wind, dachte der Drusnier. Besonders den Fahrtwind, wenn er mit dem Streitwagen über die Steppe stürmte. Das war besser als alles andere! Allerdings vermisste er das Rauschen der Bäume in seiner Heimat. Hier gab es kaum einen Baum. Nur endloses Grasland, das in sanften Hügelwellen bis zum Horizont reichte. Ab und an ragte eine Felsnadel aus der Steppe. Auch gab es vereinzelt vom Wind geducktes Gebüsch. Doch das war alles, woran das Auge verweilen konnte. Es war wie auf dem Meer, nur dass es hier keine Küstenstreifen gab, an denen man zur Nacht die Galeeren auf den Strand zog. Er vermochte sich hier kaum zu orientieren und war ganz auf die Führer aus dem Volk der Steppenreiter angewiesen.
»Man kann Männern nicht trauen, die auf Pferden reiten, statt sie vor einen Streitwagen zu spannen, wie es sich gehört«, murrte Juba.
Volodi nickte, aber im Grunde war er der Ansicht, dass es die Pferde waren, denen man nicht trauen konnte. Er hatte einige Male versucht zu reiten, was jedes Mal eine peinliche Angelegenheit geworden war. Er würde sich nie wieder auf ein Pferd setzen! Wenn man mit einem Schwert im Gedärm starb, weil man vor einer Schlacht zu viel gesoffen hatte, dann war das ein passabler Tod. Aber von einem Gaul zu fallen und sich das Genick zu brechen â so sollte kein Krieger sterben!
»Während du heute Morgen mit unseren treuen Verbündeten palavert hast, ist ein Botenreiter vom unsterblichen Aaron eingetroffen. Mögen die Schwingen der geflügelten Sonne dem Erhabenen Schatten spenden.«
Er würde sich nie an dieses schwülstige Hofgefasel gewöhnen, dachte Volodi. »Was er schreiben?«
Juba zog eine kleine
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