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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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kein Mann für den Kampf. Mit Kurunta hatte er Glück gehabt. Für ein Schlachtfeld würde dieses Glück nicht ausreichen, aber ihn zurückzuweisen würde ihn beschämen. »Ich lade dich ein, dort an meiner Seite zu stehen.«
    Der Hofmeister lächelte schmal. »Bitte verzeiht, Erhabener, wenn ich mir die Gunst erbitte, ein paar Schritt entfernt zu stehen. Solange Ihr nicht einen Eurer Drachen besiegt habt, erwartet jeden, der Euch nahe steht, der Tod.« Mit diesen Worten wandte er sich ab.
    Artax war fassungslos über so viel Impertinenz. Er sollte ihn ersetzen, dachte er, und wusste doch zugleich, dass er nicht auf ihn verzichten konnte.

    V ERZWEIFELT
    Gonvalon rammte seinen Dolch in den verharschten Schnee und zog sich nach vorn. Seine Kleider waren mit Eiskrusten überzogen, sein Körper starr vor Kälte, und das war gut so. Die Kälte hatte die Schmerzen getilgt. Zumindest für den Augenblick.
    Er blickte nicht an sich hinab. Und er blickte nicht zurück. Die Tanne auf der Anhöhe voraus war das Ziel seines Lebens. Sie musste er erreichen. Und wenn er das schaffen sollte, dann würde er sich ein neues Ziel suchen. Wenn …
    Wieder streckte er die Arme vor. Knirschend fuhr der Stahl des Dolches durch die vereiste Oberfläche. Es war Nacht. Geisterhaftes Licht tanzte über den Himmel und reflektierte grün auf dem Schnee. Er wusste nicht, wie lange Matha Naht ihn festgehalten hatte. Waren es Stunden gewesen oder Tage? In der Qual war die Zeit außer Form geraten. Unmessbar! Er konnte sich nicht mehr erinnern, ob Licht und Dunkelheit über den Himmel gewandert waren. Nur an die Wolfsaugen konnte er sich erinnern. Nie würde er sie vergessen! Blaue Augen, die Iris eingefasst von einer dünnen schwarzen Linie.
    Lyvianne hatte gesagt, dass der beseelte Holunder sich von Angst und Schmerz nährte. Matha Naht hatte ein Festmahl an ihm gehalten! Wie er entkommen war, daran erinnerte er sich nicht mehr. War er über den Drachenpfad gegangen? Wer hatte ihn geöffnet? Wollte Matha Naht, dass er floh?
    Er rammte das Messer in den Schnee und zog sich wieder ein Stück weiter. Auch wenn der frühzeitige Kälteeinbruch die Landschaft drastisch verändert hatte, wusste er, wo er war. Es befand sich auf der Rückseite des Hügels, zu dem er mit Nandalee jeden Morgen gelaufen war. Die Weiße Halle war nur wenige Meilen entfernt. Er musste durchhalten!
    Wieder zog er sich einen halben Schritt durch den Schnee. Die Erinnerung an die Wölfe … Nie würde er die Laute dieser Schreckensnacht vergessen. Das Schnappen der Kiefer, die splitternden Knochen. Matha Naht musste einen Zauber auf ihn geworfen
haben. Er war nicht ohnmächtig geworden. Hatte alles mit angesehen …
    Er war kein Schwertmeister mehr. Er war ein Krüppel. In einem jedoch hatte Matha Naht Wort gehalten. Das blasse Band zwischen Piep und Nandalee war nun von einem kräftigen, dunklen Rot. Auch hatte der beseelte Holunder die Wölfe vom kleinen Vogelkäfig ferngehalten. Gonvalon legte sein Haupt in den Schnee und tastete nach dem Käfig auf seinem Rücken. Leise meldete sich die Misteldrossel.
    Der verharschte Schnee war ein hartes Kissen. Gonvalon dachte an Nandalee. An ihr helles Lachen, ihr ungebändigtes Temperament. Er hatte es versuchen müssen, sie wiederzufinden. Selbst jetzt, wo er wusste, wie die Suche enden musste, würde er sie erneut beginnen, hätte er noch einmal zu entscheiden. Sein Opfer war nicht vergebens gewesen. Das Band zum Vogel war voller Kraft und Gonvalon stellte sich vor, dass der dunkle Zauber Matha Nahts Nandalee ihre verlöschende Lebenskraft zurückgegeben hatte. Es hatte geholfen, was er getan hatte. Ganz sicher! Wenn er im Schnee liegen bliebe und starb, würde er mit einem Lächeln auf den Lippen gehen.
    In den nahen Wäldern heulte ein Wolf. Hatte Matha Naht sie losgelassen, um ihr Werk zu vollenden? Gonvalon umklammerte den Dolch fester. Er würde nicht kampflos aufgeben! Mindestens einen der Wölfe wollte er in die Dunkelheit mitnehmen. Und er würde wiedergeboren werden. Vielleicht war es das Beste so? Er konnte Nandalee erneut begegnen. Seine alte Seele in junges Fleisch gewandet. Dann wäre er kein Krüppel.
    Â»Das ist nicht das Ende«, murmelte er trotzig und stemmte sich hoch. Dann tastete er nach dem Käfig auf seinem Rücken. Mit zitternder Hand öffnete er die Tür, damit Piep

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