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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dies gelingen würde. Bereits seit sie die Fugen im Gestein entdeckt hatte, fragte sie sich, was so bedeutend war, dass der Erstgeschlüpfte es unter seinem Thron verbarg. Auf der anderen Seite … Sie dachte an das Fenster in der Bibliothek der Weißen Halle und all ihre Neugier versiegte. Einen solchen Fehler würde sie nicht wiederholen. Vielleicht verbarg sich unter dem Thron noch eine andere Pforte. Ihr genügte es, einmal unbedarft in ein Gefängnis gestolpert und dabei fast umgekommen zu sein – und sogar sie konnte aus ihren Fehlern lernen.
    Versonnen betrachtete sie die Wände ringsherum. Ob sie einen Weg hinaus finden konnte? Nie zuvor hatte sie versucht, einen magischen Fluchtweg zu finden. Sie stieg vom flachen Thronhügel und watete durch das lauwarme Wasser. Die stickige Hitze war bedrückend.
    Im Wasser entdeckte sie die Auren der Kreaturen, die dort lebten. Lange, schlangenartige Geschöpfe. Vielleicht Aale? Ein blasses blaulila Licht umfing sie. Sie wichen vor ihr zurück.
    Als sie in den Gang trat, der vom Thronsaal fortführte, fand sie schon bald einen verschlungenen Wirbel, in dem sich das magische Netz zu einem leuchtenden Tunnel zusammenzog. Sie erkannte die Merkmale der Drachenmagie. Es war ein Zauber, der sich nicht am natürlichen Muster des magischen Netzes orientierte, um ihn zu manipulieren. Hier hatte man die Magie in eine Form gezwungen, die im Widerspruch zu den Gegebenheiten des Ortes stand. Man hatte ihr geradezu Gewalt angetan. Nandalee spürte, wie tiefgreifend diese Veränderung war und dass sie nicht gänzlich beherrschbar war. Hier konnten unvorhersehbare Dinge geschehen. Der Tunnel könnte nach ihr schnappen, als sei sein Ende das weit aufgerissene Maul einer immer hungrigen Schlange. Es lag keine Ruhe in diesem Zauberwerk. Es richtete sich mit derselben aggressiven Kraft, die der Dunkle bei seiner Erschaffung genutzt hatte, gegen Geschöpfe, die ihm unbedarft nahe kamen. Deutlich konnte sie die zerstörerische Kraft spüren, die in dem Zauber mitschwang. Nandalee musste daran denken, was Gonvalon ihr über
die Schwerter in der Weißen Halle erzählt hatte. Dieser Makel haftete wohl allem an, was von Drachen erschaffen wurde.
    Die Elfe ging weiter. Fasziniert betrachtete sie das magische Muster, das mit den Wandbildern verwoben war. Nichts in dieser Pyramide schien ohne Zauberei erschaffen worden zu sein. Bald fand sie einen Ort, dessen magisches Gewebe an einander durchdringende Röhren erinnerte. Es gab keine Möglichkeit, die Stelle zu umgehen, es sei denn, sie gab auf und kehrte in die Halle zurück. Auch hier spürte sie die dunkle Komponente des Zaubers. Lange starrte sie das Knäuel aus Kraftlinien an. Wozu diente es?
    Nandalee wusste, dass sie auf ihren Streifzügen schon hier entlanggegangen war. Ihr war nichts geschehen. Wie oft konnte man dieses Zaubergewebe wohl passieren, bevor die verborgene Falle zuschnappte? Oder war sie bereits zugeschnappt? Lag es an diesem Zauber, dass sie keinen Ausgang aus der Pyramide gefunden hatte? Und — konnte sie den Zauber manipulieren? Was tat der Dunkle, wenn er die Pyramide verließ? Würde sie das Gewebe des Zaubers zerteilen können, ohne es zu zerstören? So wie man mit der Hand einen Perlenvorhang vor einer Tür zur Seite schob?
    Nandalee richtete die Kraft ihrer Gedanken auf ihre rechte Hand. Sie umschloss sie mit einem Gitterwerk feiner Lichtstränge, die sich aus der Matrix der Umgebung hervorwanden, umhüllte sich mit deren Kraft. Dann streckte sie behutsam ihre Hand vor. Die Erinnerung an das mahlende Glas des verwunschenen Fensters in der Bibliothek der Weißen Halle meldete sich. Wieder konnte sie fühlen, wie die Glasscherben ihre Fingerkuppen abgehobelt hatten. Und die Spitze ihrer Nase. Erneut durchlebte sie den Augenblick, der sie entstellt hatte.
    Das Knirschen des Glasfensters klang schriller in ihren Ohren. Sie sah die wirbelnden Farben. Nandalee atmete aus. Du musst ruhig sein. Ganz leer, nicht voller Erinnerungen. Sie kämpfte die Bilder nieder. Nichts durfte ihre Konzentration stören. Angst würde ihrem Zauber eine neue Note hinzufügen, ihn verfälschen und schwächen. Starr blickte Nandalee auf das dichte Gitterwerk aus
leuchtenden Linien, das nun ihre Hand umschloss, und wünschte sich, das Gewebe des Drachenzaubers zu berühren.
    Licht ging in Licht über. Nandalee blinzelte in Erwartung eines

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