Drachenelfen
zurück. Einer der Speerwerfer wurde von der Kampfplattform geschleudert und schlug gegen einen Felsen. Der Drusnier ignorierte ihn. Der Streitwagen fuhr jetzt nur noch langsam. Verzweifelt bemühten sich der Bogenschütze und der Speerwerfer darum, die Zügel zu ordnen. Der verwundete Wagenlenker lag zu ihren FüÃen. Volodi bekam den Griff hinter den Speerköchern zu packen und zog sich auf den Wagen. Er war unbewaffnet, er war wütend, und es gab zu wenig Platz, um mit Finessen zu kämpfen. Den Speerwerfer packte er bei der Tunika und riss ihn einfach nach hinten, sodass er vom Streitwagen purzelte.
Der Bogenschütze zog einen Dolch. Er hatte die Zügel fahren lassen und die Pferde legten wieder an Tempo zu.
Mit dem Unterarm lenkte Volodi einen Dolchstoà ab, der auf seinen Bauch zielte; die Eisenklinge hinterlieà einen langen Schnitt im Arm und fuhr dann klirrend über seinen Schuppenpanzer. Die Eisenklinge!
Sofort holte der Luwier zu einem neuen Dolchstoà aus. Mit der Linken hielt er sich an einem der Griffe fest und glich mit federnden Knien die ruckenden Bewegungen des Streitwagens aus. In jeder seiner Bewegungen spiegelte sich sein Selbstbewusstsein. Schnell wie eine Viper stieà er zu.
Volodi versuchte verzweifelt die Stiche abzulenken. Ein zweiter Schnitt leuchtete rot auf seinem Arm. Unbewaffnet, wie er war, wäre es das Klügste, vom Wagen zu springen, aber aufgeben mochte er nicht. Nicht jetzt! Er tastete hinter sich. Seine Finger glitten über die Schäfte der kurzen Wurfspeere im Köcher an der Wagenwand.
Der Luwier erkannte sofort die Gefahr. Er warf sich nach vorne. Klirrend schlugen ihre Schuppenpanzer aufeinander, und Volodi wurde gegen die Seitenwand gedrückt. Der Köcher löste sich aus seiner Halterung. Die Wurfspeere glitten hinaus. Er war wieder entwaffnet!
Auch wenn der Streitwagen viel massiger war als jener, den er über den Saumpfad getragen hatte, waren die Seitenwände nicht dafür geschaffen, das Gewicht zweier gerüsteter Männer zu tragen. Der obere Rahmen brach, langsam löste sich die Verzapfung aus dem Eckpfosten des Frontschildes. Volodi glaubte das Holz knacken zu hören. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, denn die donnernden Hufschläge hätten ein solches Geräusch auslöschen müssen. Vielleicht glaubte er es zu hören, weil er sah, wie das Holz splitterte. Weil er fühlte, wie sich die Seitenwand dem eisenbeschlagenen Rad entgegensenkte. Zwei Handbreit trennten ihn noch vom Rad.
Der Luwier drückte ihn weiter hinunter. Jeden Augenblick konnte sich sein langes Haar in den wirbelnden Speichen verfangen. So durfte es nicht zu Ende gehen! Volodi verlagerte sein Gewicht. Noch eine Handbreit bis zum Rad. Die Seitenwand des Wagens reichte nicht bis ganz zum Ende der Wagenplattform. Der Drusnier verdrehte die Augen und konnte die wirbelnden Speichen des Rades sehen. Ãberdeutlich nahm er den Geruch des Grases wahr, das unter den schweren Rädern zerquetscht wurde. Er roch den Schweià des Luwiers. Ein angenehm herber Duft. Ganz klar sah er jede Schramme auf dem Schuppenpanzer des Kriegers. Die dünne weiÃe Narbe unter dem linken Auge, jedes einzelne Haar im Bart des Mannes. Volodi spürte die Nähe des Todes. Er wusste, dass es das Abschiedsgeschenk des Lebens war, die Welt ein letztes Mal so deutlich wahrzunehmen wie nie zuvor.
Das Holz knackte. Ja, er hörte es wirklich. Trotz des lärmenden Hufschlags. Sein langes Haar berührte das rasende Rad. Volodi versuchte sich aufzubäumen, doch sein Gegner war zu stark. Eisern hielt er ihn gepackt und drückte ihn tiefer. Volodi stellte sich vor,
wie sein Haar in die Speichen geriet. Wie ihm ganze Strähnen ausgerissen wurden und sein Genick brach, wenn sein Kopf herumgerissen wurde. Kalter Schweià stand ihm auf der Stirn, als er in die groÃen braunen Augen seines Gegners sah, dessen funkelnde Dolchspitze sich in sein Auge bohren würde, wenn sein langes Haar ihn nicht umbrachte. Der Luwier triumphierte nicht. Kein spöttisches Lächeln lag auf seinem Gesicht, und er wirkte auch nicht angespannt. Im Gegenteil, er schien ganz ruhig, ganz darauf bedacht, seine Blutarbeit zu Ende zu bringen.
Volodi kam kurz der absurde Gedanke, dass er sich mit dem Kerl gut verstehen würde, wenn sie auf derselben Seite kämpfen würden.
Der Streitwagen machte einen Satz über eine Bodenwelle hinweg und schlug
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