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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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unsanft auf. Das Holz krachte. Volodi bekam den linken Arm frei. Er stieß mit dem Ellenbogen nach dem Kinn des Angreifers. Der Stoß war nicht mit viel Kraft geführt, aber der Luwier wich ein wenig zurück. Mit der Linken packte Volodi das Handgelenk oberhalb des Dolches. Einen Augenblick lang tat er das, was der Luwier erwartete – er versuchte mit aller Kraft den Arm zurückzubiegen. Doch dann riss er ihn nach vorne. Vorbei an sich, vorbei an der splitternden Seitenwand und hin zu den wirbelnden Radspeichen.
    Es gab einen mörderischen Ruck und ein klatschendes Geräusch, als schlage man mit der Faust in ein frisches Stück Fleisch. Der Luwier schrie auf. Volodi rammte ihm das Knie zwischen die Schenkel und stieß ihn zurück. Von der rechten Hand seines Angreifers war nur ein fingerloser, unförmiger Klumpen geblieben. Ein zweiter Stoß und der Krieger stürzte von der Plattform ins Gras.
    Volodi richtete sich auf und blickte zum Himmel. Hoffentlich hatten seine Ahnen ihm zusehen können. Er war zufrieden mit sich und der Welt. Zufrieden, wie schon lange nicht mehr. Lächelnd nahm er die Zügel. Die Wagenpferde waren gut dressiert. Sie reagierten auf den leisesten Zug. Er brachte den lädierten
Streitwagen auf ebeneres Gelände. Dann wickelte er sich einen der Lederzügel um seinen Arm und zog ihn straff, bis die Schnittwunden aufhörten zu bluten. Der Torturm war außer Sicht. Ein Stück voraus lagen die Leichen der Krieger von jenen Streitwagen, die als Erste durch das Tor gebraust waren. Dahinter hatte sich sein Heer versammelt. Ein langer Hang, voller Streitwagen. Banner und Rosshaarstandarten wehten im Abendwind. Sie alle warteten auf ihn, die untergehende Sonne im Rücken. Und er würde sie in die Festung des Feindes führen.
    M ORDDROHUNG
    Es war eine Frage des Glaubens. Und Gonvalon hatte sich entschieden, lieber Lyvianne zu glauben als seinen eigenen Sinnen, die ihm beharrlich vorgaukelten, seine Beine endeten unterhalb seiner Knie in zerfleischten Stümpfen. Auf zwei Krückstöcke gestützt, kämpfte er sich den Flur entlang. Niemand außer Lyvianne war in der Nähe. Sie hatte die anderen Meister der Weißen Halle darüber unterrichtet, was geschehen war, und diese waren so taktvoll, sich fernzuhalten. Auch keiner der Schüler kam in seine Nähe.
    Mit verzweifelter Wut setzte er eines seiner gefühllosen Beine vor. Wieder und wieder und wieder … Es war, als schwebe er. Blickte er an sich hinab, sah er die Stümpfe. Sie berührten den Boden nicht, er fühlte keine Steinplatten unter seinen Füßen. Dennoch hatte er entschieden, dass all dies ein Trugbild war. Er wollte wieder laufen können … Wollte zu Nandalee. Und das nicht als Krüppel!
    Â»Willst du nicht eine Pause machen und Atem schöpfen?«
    Er wollte zornig antworten – aber er war zu kurzatmig. Lyvianne hatte recht.
    Resignierend ließ er sich auf einer der gemauerten Bänke entlang der Wand nieder.

    Â»Warum bist du so sicher, dass Nandalee noch lebt?«
    Die Frage überraschte Gonvalon. Bislang hatte er angenommen, dass Lyvianne auf seiner Seite stand. »Das Band zwischen ihr und dem Vogel …«, begann er keuchend.
    Â»â€¦ könnte ein Trugbild sein«, unterbrach sie ihn. »Du siehst, wie vollkommen dir Matha Naht vorgaukelt, dass du keine Beine mehr hast. Dich mit dieser roten Kraftlinie zu täuschen wäre gewiss viel einfacher.«
    Â»Es gab die Linie schon, bevor ich zu diesem verdammten Holunder ging!«
    Â»Und sie wurde immer blasser.« Lyviannes Stimme war weich, mitfühlend. »Könnte es nicht sein, dass sie verloschen ist in der Zeit, in der Matha Naht dich quälte?«
    Er setzte zu einer Erwiderung an, doch kein Wort kam über seine Lippen. Konnte das stimmen? Er starrte hinab auf die polierten grauen Steinplatten des Flurs … und verlor den Boden unter den Füßen. Ein weiteres Mal.
    Â»Warum sollte sie das tun? Welchen Nutzen bringt das Matha Naht?« Die Frage war ein Aufbäumen. Die Antwort ahnte er bereits.
    Â»Sie tut es, weil es ihr Freude bereitet, dich zu verletzen. Auf jede nur denkbare Art. Sie hat erkannt, wie tief deine Liebe zu Nandalee ist. Sie wird sich an der Vorstellung ergötzen, wie unermesslich dein Schmerz sein muss, wenn du dich nach langer Suche getäuscht siehst und vor Nandalees Grab stehst.«
    Gonvalon atmete tief ein. Er war ganz

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